Invasive Tierarten Diese fremden Tierarten leben in der Region - und könnten Probleme machen

Bonn · In Bonn und der Region leben zahlreiche Tierarten, die ursprünglich aus anderen Gebieten kommen und hier heimisch geworden sind. Bei einigen kann das zu Problemen für die Landwirtschaft und die Ökosysteme führen.

 Die ursprünglich aus Nordamerika stammende Kanadagans ist in Europa weit verbreitet.

Die ursprünglich aus Nordamerika stammende Kanadagans ist in Europa weit verbreitet.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Ein Team internationaler Wissenschaftler warnt in einer aktuellen Studie vor den negativen Auswirkungen sogenannter gebietsfremder invasiver Tier- und Pflanzenarten, also vor Tieren und Pflanzen, die sich in einer fremden Umgebung ansiedeln und dort stark vermehren.

Auf der ganzen Welt würden sich Tiere in Regionen ansiedeln, in denen sie eigentlich nicht heimisch sind, sagt Ingolf Kühn vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, einer der Co-Autoren der Studie. Und das Vorkommen gebietsfremder Arten würde immer schneller zunehmen.

Auch in der Region rund um Bonn lassen sich zahlreiche Tierarten finden, die hier heimisch geworden sind. Die Kanadagans beispielsweise sei vor rund 100 Jahren zum ersten Mal wildlebend in Deutschland vorgekommen und habe sich seitdem stark verbreitet, sagt Kühn. Der Landwirtschaft und auch der Pflanzenwelt könne die Kanadagans durchaus Probleme machen. Die Tiere würden sich häufig auf Rapsfeldern und jungen Getreidefeldern sattfressen und so den Ertrag der Landwirte mindern. Zum anderen könne der Kot der Gänse die Wasserqualität verschlechtern und auf Wiesenflächen den Pflanzen schaden.

Auch die Nilgans ist in Europa - und ebenfalls bei uns am Rhein - längst heimisch geworden. Die EU führt die Art allerdings auf der „EU-Liste invasiver gebietsfremder Arten“. Die Liste umfasst aktuell 66 Tier- und Pflanzenarten, die die europäische Artenvielfalt und Biodiversität bedrohen, indem sie einheimische Arten verdrängen. Die EU-Staaten sind aufgefordert, gegen eine weitere Verbreitung der in der Liste aufgeführten Arten vorzugehen. Die Länder sollen beispielsweise verhindern, dass Tiere aus der Liste gehalten, verkauft oder weitertransportiert werden.

Peter Schmidt von der Biologischen Station Bonn/Rhein-Erft schätzt den Schaden, der von der Nilgans für andere, heimische Arten ausgeht, allerdings als eher gering ein. Ob die Kanadagans eine Konkurrenz für die heimische Graugans darstellt, ist nicht ganz klar. Das sei bislang wenig erforscht worden, meint Kühn.

Eine ebenfalls sehr bekannte Art von Tieren, die hier heimisch geworden sind, ist der Halsbandsittich. Auch wenn sich die Art längst nicht in ganz Deutschland ausgebreitet hat, sei der Halsbandsittich durchaus „potenziell invasiv“, wie Kühn sagt. Die Tiere könnten sich also noch stärker vermehren und weiter ausbreiten. Ein Problem könnte laut Kühn darin bestehen, dass die Vögel Knospen und Früchte von Bäumen fressen.

Auf der Liste der invasiven gebietsfremden Arten stehen auch die in der Rheinaue heimisch gewordenen Nutrias, eine ursprünglich aus Südamerika stammende Biberratte. Zudem tauchen der Amerikanische Ochsenfrosch und der vereinzelt in der Region vorkommende Waschbär auf.

Durch die Schifffahrt wurde auch ein bestimmter Fisch im Rhein heimisch, der eigentlich im Schwarzen Meer lebt: Die Schwarzmundgrundel. Egal wo man in unserer Region am Rhein angeln würde, man hätte eigentlich immer eine solche Grundel am Haken, sagt Schmidt. Die Tiere seien im Rhein inzwischen stark verbreitet.

Anders als die Schwarzmundgrundel, die durch den internationalen Schiffverkehr versehentlich nach Deutschland gekommen ist, seien viele der fremden Tierarten irgendwann einmal bewusst hierher geholt worden, erklärt Kühn. Die Tiere sollten zum Beispiel in Zoos gezeigt werden und sind dann eines Tages ausgebüxt oder teils auch bewusst ausgesetzt worden und haben sich so angesiedelt.

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