Wo kommen die denn her? Schildkröten sonnen sich in der Bonner Rheinaue

Bonn · Schildkröten gehören neben Nutrias zu den exotischen Bewohnern der Rheinaue. Die Tiere wurden vermutlich dort ausgesetzt. Die ersten Exemplare genießen nach dem Winter nun die zögerlichen Sonnenstrahlen.

Eine Gelbwangen-Schmuckschildkröte sitzt auf einem Stein am Rheinauensee und tankt Sonnenstrahlen.

Eine Gelbwangen-Schmuckschildkröte sitzt auf einem Stein am Rheinauensee und tankt Sonnenstrahlen.

Foto: Luca Samlidis

Das frühlingshafte Wetter zum Wochenstart lockte nicht nur sonnenbegeisterte Spaziergänger ans Rheinufer, auch selten gesehene Bewohner aus dem Tierreich verließen ihre Verstecke. Dass die Rheinaue ein Paradies für verschiedene Tierarten ist, ist allgemein bekannt. Dass neben Nutrias auch Schildkröten das Rheinufer bevölkern, schien den vorbeigehenden Passanten neu zu sein.

Schnell bildete sich eine Menschentraube um das sich sonnende Tier mit hochgerecktem Kopf. „Heimische Arten sind das nicht“, weiß Christian Chmela, Leiter der Biologischen Station für Bonn und den Rhein-Erft-Kreis. Bei der Schildkröte handele es sich vermutlich um eine sogenannte Gelbwangen-Schmuckschildkröte, die an den Gewässern ausgesetzt wurde.

Ursprünglich stamme die Schildkrötenart aus Nordamerika, sagt Chmela. Mittlerweile ist sie eine der am häufigsten vorkommenden Wasserschildkröten. Erkennbar ist sie an den gelben Flecken auf der Haut. Und eine beträchtliche Lebenserwartung hat sie auch: Über ein halbes Jahrhundert werden die Tiere alt. „Eigentlich eignen sich diese Tiere nicht als Haustiere, wenn man sie hier halten will“, stellt der Leiter der biologischen Station mit Sitz in Dransdorf klar.

Alleine die Lebenserwartung sei so hoch, dass sogar Nachfahren der Halter sich noch um die Schildkröte kümmern müssten. Es fehle Bewusstsein dafür, dass „die süßen Kleinen“ mit anfangs bis zu sieben Zentimetern Körpergröße bis auf über 30 Zentimeter wachsen können. „Die sind halt groß“, fasst Chmela zusammen. Vor einem Kauf sollten sich potentielle Halter „gut überlegen, was solche Tiere brauchen.“ Vorteilhaft sei beispielsweise ein großer Gartenteich.

Wenn der Kauf schon getätigt ist, das Tier aber nicht mehr gepflegt werden kann, sind eine Anzeige auf gängigen Onlineportalen oder eine Kontaktaufnahme mit dem Tierheim vor Ort Möglichkeiten, um die Schildkröte an andere Interessenten weiterzugeben. „In die freie Landschaft gehören sie eigentlich nicht“, betont der Leiter der biologischen Station.

Auf Fotopirsch in der Rheinaue
7 Bilder

Auf Fotopirsch in der Rheinaue

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Eine Gefahr für andere Tierarten stellen sie aber nicht dar. Die europäische Sumpfschildkröte sei in der Region ohnehin ausgestorben, sogenannte mögliche Verdrängungseffekte kämen also nicht zustande. Die Population der Schildkröten unterstützt die Biologische Station als Naturschutzverband nicht aktiv, so Chmela: „Die ausgewilderten Tiere müssen selbst klarkommen, in der Regel schaffen sie das aber.“

Ob die Gelbwangen-Schmuckschildkröte in der Rheinaue schon heimisch geworden ist und sich fortpflanzt, ist noch nicht klar. Was aber klar ist: Die Tiere sind große Fans von Sonnenstrahlen. Mit hoch gerecktem Kopf sitzen die Schildkröten auf Steinen und bewegen sich minutenlang keinen Millimeter. Der Eindruck stimmt, bestätigt Christian Chmela: „Die tanken die Sonne regelrecht.“

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