Mit Küchenmesser attackiert 27-Jähriger wegen Mordversuchs vor dem Bonner Landgericht

Siegburg/Bonn · Mit einem Küchenmesser soll ein 27-jähriger Bulgare versucht haben seine frühere Lebensgefährtin und Mutter seiner beiden Söhne zu ermorden. Das Motiv soll Frust über die Trennung gewesen sein.

 Ermittlerinnen im Juli 2019 auf dem Weg zum Tatort.

Ermittlerinnen im Juli 2019 auf dem Weg zum Tatort.

Foto: Alf Kaufmann

Die zweifache Mutter war wohl völlig arglos: Als sie sich im Eingangsbereich ihrer Wohnung bückte, um ihrem früheren Lebensgefährten und Vater der beiden gemeinsamen Söhne Taschen mit Kleidung und Spielzeug zu übergeben, soll der Mann versucht haben, sie mit drei Messerstichen in Nacken und Rücken zu töten. Von diesem Szenario geht jedenfalls die Bonner Staatsanwaltschaft aus und hat Anklage wegen Mordes sowie gefährlicher und schwerer Körperverletzung erhoben. Das teilte Gerichtssprecher Tobias Gülich am Donnerstag mit.

Offenbar waren die Frau und ihr Ex-Partner über mehrere Jahre ein Paar. Zwei bis drei Monate vor der Tat soll sie sich aber von ihm getrennt haben und von da an die zuvor gemeinsam bewohnte Wohnung in Siegburg mit den Söhnen im Alter von drei Jahren und noch nicht einem Jahr alleine genutzt haben.

Die Staatsanwaltschaft geht in der Anklage davon aus, dass der Mann über die Trennung extrem verärgert war; auch soll er wohl davon ausgegangen sein, dass seine frühere Lebensgefährtin einen neuen Freund kennengelernt hatte. Um sie dafür zu bestrafen, soll der Angeklagte geplant haben, die Übergabe des dreijährigen Sohnes zu nutzen, um seine frühere Partnerin zu ermorden. Am Nachmittag des 10. Juli traf er an der Wohnung in einem Mehrfamilienhaus ein. Offenbar war vorgesehen, dass er einige Tage mit dem Sohn verbringen sollte; jedenfalls standen im Flur der Wohnung drei mit Kleidung und Spielzeug voll bepackte Tragetaschen.

Möglicherweise hat der Sohn die Tat mit angesehen

Als die 19-jährige Mutter sich bückte, um dem Vater die Taschen hochzureichen, soll dieser ein versteckt mitgebrachtes Küchenmesser gezückt und es der Frau zunächst einmal in den Nacken gerammt haben. Es folgten zwei weitere Stiche in den Rückenbereich; beim dritten Stich brach die Klinge ab.

Daraufhin soll der Angeklagte die zu Boden gefallene Frau mit den Händen gewürgt und wohl auch mit einem der Griffe der Einkaufstaschen bis zur Bewusstlosigkeit gedrosselt haben. Möglicherweise musste der dreijährige Sohn die Tat oder Teile davon mit ansehen, jedenfalls rief sein lautes Schreien die Großmutter der 19-jährigen Mutter herbei.

Der Mann ließ wohl erst von seinem Opfer ab, als die Frau entsetzt die Treppe hinunterstürmte und ihrer Enkelin zu Hilfe kommen wollte. Allerdings geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass der 27-Jährige sein Opfer zu diesem Zeitpunkt bereits tot oder zumindest tödlich verletzt wähnte. Neben der tiefen Stichwunde im Nacken trug das Opfer zwei fünf beziehungsweise sechs bis sieben Zentimeter tiefe Stiche im linken Rückenbereich davon. Weil die Lunge verletzt wurde, drang Luft in die Brusthöhle ein und es kam zu einem hypoxischen Hirnschaden. Außerdem erlitt die seit einigen Wochen erneut Schwangere eine Fehlgeburt. Sie befindet sich derzeit in einem Krankenhaus und liegt noch immer im Koma.

Der Angeklagte flüchtete nach dem Angriff offenbar zunächst in eine nahegelegene Pizzeria und trank dort ein Bier. Am nächsten Tag konnte er in Köln verhaftet werden und befindet sich seither in Untersuchungshaft. Die Tat soll er grundsätzlich nicht in Abrede gestellt haben, demnächst muss er sich vor dem Landgericht verantworten. Die Kinder befinden sich zurzeit in Obhut des Jugendamts.

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