VHS in Sankt Augustin Die Bildungsangebote sollen kurz und knackig sein

Sankt Augustin · Die Volkshochschule Rhein-Sieg kämpft mit Teilnehmereinbußen. Die Corona-Krise verschärft die Situation, denn aktuell ruht der Betrieb der VHS in Sankt Augustin.

 Das Haus in Niederpleis war mehrere Wochen ungeheizt. Deshalb konten VHS-Kurse dort zeitweise nicht stattfinden.

Das Haus in Niederpleis war mehrere Wochen ungeheizt. Deshalb konten VHS-Kurse dort zeitweise nicht stattfinden.

Foto: Holger Arndt

Derzeit ruht der Betrieb der Volkshochschule Rhein-Sieg bis auf weiteres. Kursräume stehen zu den üblichen Zeiten leer, die Jahresbilanz der Teilnehmerstunden dürfte ein kräftiges Minus zum Vorjahr ausweisen. Das ist aber nicht die einzige Herausforderung, mit der die Volkshochschule zu kämpfen hat: Die räumliche Ausstattung im Stadtgebiet sei mitunter unbrauchbar und geschäftsschädigend, wie die VHS der Politik berichtet hat.

Wenngleich die Volkshochschule seit Jahren ein hochwertiges und stetig weiterentwickeltes Programm bietet, sinkt die Zahl der Teilnehmerstunden insgesamt, während der Druck bei der Suche nach adäquaten, gut ausgestatteten Lehrräumen steigt. So berichteten VHS-Verwaltungsleiter Jörg Schneider und VHS-Leiter Holger Hansen in der letzten Sitzung des Kultur-, Sport- und Freizeitausschusses. Von 2017 bis 2019 gingen die Teilnehmerstunden insgesamt von 930 353 über 748 031 auf 712 592 Stunden zurück. Der Anteil der Stunden in Sankt Augustin betrug über die Jahre zwischen 23,3 und 24,7 Prozent. 302 der im VHS-Gebiet angebotenen 1692 Kurse fanden in Sankt Augustin statt – umgerechnet 17,85 Prozent. Bei den 21 050 Teilnahmen aus dem Sankt Augustin, wobei Mehrfachteilnahmen in verschiedenen Kursen mitgezählt werden, wurden 3410 Teilnehmen, also etwa 16,2 Prozent, Besuche in Sankt Augustin gezählt.

Dafür und basierend auf Daten des sogenannten Mikrozensus beteiligt sich die Stadt mit einer Verbandumlage von jährlich unverändert 764 000 Euro an rund 21,73 Prozent der Kosten der VHS. „Die Umlage ist seit Jahren nominal gleich“, rechnete Jörg Schneider dem Ausschuss vor: „Real wird sie aber aufgrund der allgemeinen Kostensteigerungen immer weniger.“ Dass die Teilnehmerstunden über die Jahre schwankten, sei normal, betonte der Verwaltungsleiter: „In den Gesamtzahlen befinden sich auch die Integrationskurse, die vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge gefördert werden, sowie die berufsspezifische Deutschförderung.“

Ohne diese Spezialstunden sinke die Teilnehmerstundenzahl auf 313 091 Stunden, von denen wiederum 19,52 Prozent auf Sankt Augustin fielen und im Angebot das „historische Kerngeschäft“ abbildeten. Dass die Zahl der summierten Unterrichtsstunden seit Jahren sinke, habe nicht unbedingt etwas mit einer leicht gesunkenen Zahl der angebotenen Kurse zu tun, räumte Holger Hansen mit einem Missverständnis auf: „Es ist ein Trend, dass Weiterbildungsteilnahmen insgesamt zurückgehen, weil die konjunkturelle Lage gut ist und die Notwendigkeit der Weiterbildung nicht mehr so hoch ist. Dazu kommt die Nachfrage nach kurzen, knackigen Angeboten.“

Die Volkshochschule Rhein-Sieg habe auf diese veränderte Nachfrage mit kurzen, gesplitteten Kursen sowie der Entwicklung neuer Formate reagiert. Der Leiter betonte aber: „Der Aufwand für jeden Kurs ist nahezu identisch, egal ob er ein Wochenende oder zwölf Wochen dauert.“ Noch viel größer sei jedoch der Aufwand, auf die zunehmenden Beschwerden der Teilnehmer über die räumliche Ausstattung zu reagieren, so Hansen: „Die Lage ist prekär.“ So habe „das Haus Niederpleis uns viel Geld gekostet, weil wir Teilnehmergebühren zurückerstatten mussten, weil das Haus über zwei Wochen nicht beheizt und eiskalt war.“ Zwar sei die Situation auch in anderen Kommunen mitunter herausfordernd, doch „zur konkreten Situation in Sankt Augustin war ich erfreut und schockiert zugleich“: So habe die Volkshochschule in Sankt Augustin-Menden eine Pizzeria angemietet und umgebaut, um dort eine Vielzahl von Kursen anbieten zu können. „Ich war begeistert vom Engagement meiner Mitarbeiter“, betonte der Leiter gegenüber der Politik, „wenngleich es nicht die Aufgabe der Volkshochschule sie, eigenes Geld nehmen zu müssen, um geeignete Räumlichkeiten zu schaffen.“

Große Hoffnungen machen wollte Ali Dogan, Erster Beigeordneter, dem Volkshochschulleiter nicht: „Sie kennen die Räume besser als ich.“ Angesichts der Haushaltssicherung und nur weniger vorhandener Kapazitäten sei die Lage schwierig, aber nicht aussichtslos. Dogan kündigte an, weiter nach Lösungen für die räumliche Ausstattung suchen zu wollen: „Wir drehen alles auf links.“

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