Banane als Markenzeichen Eitorfer Galerie zeigt Werke von Thomas Baumgärtel

Eitorf · „German Urban Pop Art“: Die Eitorfer Galerie Incontro zeigt rund 50 Werke von Thomas Baumgärtel. Der Künstler hat sein Markenzeichen auch schon an die Fassade der Galerie gesprayed.

 Thomas Baumgärtel verziert die Hauswand der Eitorfer Galerie Incontro mit seiner berühmten Banane.

Thomas Baumgärtel verziert die Hauswand der Eitorfer Galerie Incontro mit seiner berühmten Banane.

Foto: Ingo Eisner

Viele Künstler haben Erweckungserlebnisse. Momente, die sie darauf aufmerksam machen, dass die Kunst ihren Lebensweg bestimmen wird. Bei Thomas Baumgärtel war es der Zivildienst, den er 1983 in einem katholischen Krankenhaus in Rheinberg absolvierte. „Überall hingen Kreuze“, erinnert sich der 59-jährige Kölner Künstler. Eines dieser Kreuze ging Baumgärtel kaputt. Die zerstörte Jesus-Figur ersetzte er mit einer Banane. „Von da an wusste ich, dass ich Künstler werden will“.

Mittlerweile ist Baumgärtel seit Jahrzehnten als „Bananensprayer“ bekannt. Tausende Hauswände von Galerien und Museen hat er mittlerweile mit einer „Baumgärtel-Banane“ versehen, ob in New York, London, Paris, Moskau, im Ruhrgebiet oder in Bonn. Kriterium für den Künstler, damit er zur Spraydose greift: „Es muss ein Ort sein, der Kunst regelmäßig zugänglich macht“. Dazu gehört auch die Eitorfer Galerie Incontro von Carmen Clea Vetere, die ab Samstag rund 50 ausgewählte Arbeiten Baumgärtels zeigt. Am Mittwoch verzierte der Künstler schon mal vorab die Galerie-Außenwand am Eingang mit einer Banane.

Natürlich ist die Banane in Baumgärtels Werken allgegenwärtig, ob auf Kunstwerken wie „Stop gegen Rechts“, „Corona ist Banane“ oder einer Veredlung des Logos des amerikanischen Nationalen Sicherheitsbehörde NSA. Die Frucht, mit der einst Andy Warhol das Debüt-Album von „Velvet Underground“ gestaltete, ist aus der Pop-Art nicht mehr weg zu denken. Zwar hat Baumgärtel die Banane zu seinem Markenzeichen gemacht, er kann aber sehr viel mehr.

Neben „alten Meistern“, die er mit seiner Spraydose veredelte gehören auch Skulpturen und Malereien zu seinen Arbeiten, die in der Galerie gezeigt werden. Der Titel der Ausstellung „German Urban Pop Art“ spielt auf Baumgärtels künstlerische Entwicklung an. Als Wegbereiter der deutschen „Street Art“ hat er seit den 80er Jahren Maßstäbe gesetzt und die Sprühkunst zum anerkannten Genre erhoben. Dabei griff er immer wieder Elemente der Populärkultur auf, die in einem unverwechselbaren Clash aus Urban- und Pop Art gipfelten.

Baumgärtel tritt für die Freiheit der Kunst ein

Baumgärtel integriert bis heute auch Acrylmalerei, Collage- und Decollagetechniken sowie Performances in seine Arbeiten. Als Werkstoffe verwendet er neben Holz und Metall oftmals Fundstücke aus Industriebrachen, aus denen unter seinen Händen in seinem Atelier in Dellbrück Kunstwerke entstehen. Ohne erhobenen Zeigefinger und mit den Mitteln seiner Kunst prangert er Missstände an, tritt offensiv für die Freiheit der Kunst und die Demokratie ein und scheut dabei bereits am Anfang seiner Karriere keine Kontroversen, wie mit der Banane am Kreuz, die ebenfalls in der Ausstellung gezeigt wird.

„Die Nonnen in dem Krankenhaus waren zwar damals nicht begeistert, es gab aber kaum Ärger“, erinnert er sich. Dieses Erlebnis führte ihn damals zu einem Kunst- und Psychologie-Studium. „Mein Vater wollte, dass ich Mediziner werde. Mit dem Psychologie-Studium wollte ich ihn eigentlich beruhigen, entdeckte dann aber in dieser Wissenschaft reichlich Bezugspunkte zur Kunst“, sagt Baumgärtel. Anekdoten hat er auch parat. So verbrachte Baumgärtel in seinen jungen Jahren auch mal eine Nacht in Untersuchungshaft, nachdem er versucht hatte, mit seiner Spraydose am Münchner Odeonsplatz eine Hauswand zu verzieren, zwei Polizisten auf Streife erwischten ihn.

Baumgärtels Arbeiten sind in der Galerie Incontro (Schümmerichstraße 1, Eitorf) von Samstag, 30. Mai, bis Samstag, 15. August, jeweils mittwochs bis freitags von 15 bis 18 Uhr zu sehen. Eröffnung ist an Pfingsten. Geöffnet wird dann Samstag bis Montag jeweils von 10 bis 18 Uhr.

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