Feiern im alten Kelterhaus Kleinod Gut Sülz in Oberdollendorf wird saniert

Oberdollendorf · Das historische Weingut Sülz in Oberdollendorf wird aufwendig saniert. Das Hauptgebäude ist entkernt, die Gastronomie samt neuem Garten könnte aber sofort starten.

 Freuen sich über die Fortschritte: Peter Baumgärtner (v.l.), Farlind Scholz und Sebastian Rückert vor dem historischen Gut Sülz.

Freuen sich über die Fortschritte: Peter Baumgärtner (v.l.), Farlind Scholz und Sebastian Rückert vor dem historischen Gut Sülz.

Foto: Frank Homann

Peter Baumgärtner kann sich gut an die Zeiten erinnern, als auf der Wiese vom Gut Sülz noch die Hühner zwischen den Füßen der Gäste herumliefen. „Ich war ja auch ein Fan vom alten Zustand“, sagt der Bonner Architekt, der die Sanierungsarbeiten des Oberdollendorfer Traditionshauses leitet.

Die „Berg- und Talbahn“, wie er die einstmals wilde Wiese nennt, ist jetzt Geschichte. Im ersten Bauabschnitt sind drei ebene Terrassen entstanden. Aus der wilden Wiese ist ein gepflegter Garten geworden. Auf einer der Terrassen stehen bereits Tische und Stühle und ein riesiger Sonnenschirm. Diese Fläche ist mit einer sogenannten wassergebundenen Decke versehen, so dass man keine nassen Füße bekommt, sollte die Wiese mal nass sein. Auf den beiden anderen Terrassen wächst noch der neu eingesäte Rasen, der wegen der Trockenheit in den vergangenen Wochen regelmäßig bewässert werden musste.

Auf der rund 1000 Quadratmeter großen Wiese stehen in Zukunft rund 600 Quadratmeter Sitzfläche für bis zu 200 Gäste zur Verfügung. Wenn es nicht die Auflagen für die Gastronomie wegen der Corona-Pandemie gäbe, könnte die neue Pächterin Farlind Scholz in den nächsten Tagen hier bereits die ersten Gäste begrüßen.

„Sobald das Go von der Politik kommt, fangen wir an. Ich hoffe, dass es spätestens Pfingsten losgeht“, sagt die junge Frau, die gastronomische Erfahrungen zum Beispiel im „Haus im Turm“ in Rhöndorf gesammelt hat. Sie ist zusammen mit ihrer Mutter Sieghild Geschäftsführerin der Gut Sülz Weingarten GmbH. Weitere Gesellschafter sind ihr Vater Ralf und Sebastian Rückert, dessen Schwiegermutter Brigitte Jonas das Ausflugslokal gehört.

Wie so viele andere Gastronomen setzt auch die neue Pächterin auf kreative Ideen. Der Verkauf von Weinflaschen im Kühlbehälter zum Mitnehmen und die Kooperation mit dem Caterer Lieblingsburger sei am vergangenen Wochenende bereits sehr gut angenommen worden. Die Leute hätten es sich in den Weinbergen gut gehen lassen. Wenn es dann auch auf der Wiese endlich losgehen kann, will man auf Bewährtes setzen. „Das alte Konzept wird im Groben beibehalten“, sagt Farlind Scholz. Wie unter ihrem Vorgänger Andreas Lelke, der seit 1997 Pächter war, können sich die Gäste ihr Essen und ihre Getränke an einem Ausgabeschalter selbst bestellen und abholen. Wie bisher wird es zum Wein passende Speisen wie Flammkuchen oder Winzerplatten geben. Der Gast bekommt aber auch ein Bier.

Letzte große Renovierung war vor 120 Jahren

Bauherr Rückert ist ein wenig stolz, dass neben der Wiese auch das alte Kelterhaus fristgerecht zum 1. April an die Pächterin übergeben werden konnte. Das Gebäude wurde komplett saniert. Dabei ist ein etwa 50 Quadratmeter großer Raum entstanden, in dem Veranstaltungen wie Weihnachts- oder Geburtstagsfeiern mit bis zu 30 Personen stattfinden können. Auch die vorher wenig einladenden Toiletten für das Außengelände wurden komplett saniert und sind jetzt behindertengerecht.

Ob auch das denkmalgeschützte Haupthaus fristgerecht bis zum 1. Juli fertiggestellt werden wird, ist eher fraglich. „Das Haus hat schon viele Umbauten erlebt. Die letzte große Renovierung muss zur Gründerzeit um das Jahr 1900 herum stattgefunden haben“, vermutet Baumgärtner. Bisher ist das Gebäude komplett entkernt worden.

Die Ursprünge des Anwesens liegen vor rund 1000 Jahren. In einem Balken im Fachwerk der Fassade steht „Anno Domini 1656“ geschrieben. In den 1930er Jahren hatte der Großvater von Brigitte Jonas den ehemaligen Sülzenhof erworben. Bei der Renovierung vor rund 120 Jahren sei nicht eben fachmännisch vorgegangen worden. Als Beweis zeigt der Architekt einen durchgefaulten Balken des Fachwerks in der Fassade auf der Gartenseite. „Die alten Balken wurden damals eingemauert und sind dann feucht geworden“, sagt Baumgärtner. Hier sei eine aufwendige Abstimmung mit dem Denkmalamt erforderlich. Zum Teil sei das Fachwerk auch nicht aus Eiche, sondern aus Nadelholz. Neuerungen sind eine neue Küche in dem ehemaligen Ausschankraum, die alte Küche wird zur Anrichte. Auch im Haupthaus werden die Toiletten komplett erneuert.

Hohe sechsstellige Investition

„Corona macht die Sache natürlich schwieriger. Wir wollen das Haus aber auf jeden Fall noch im Sommer an die Pächterin übergeben“, meint Rückert. Die komplette Sanierung wird seine Familie einen hohen sechsstelligen Betrag kosten. „Wir hoffen, dass wir spätestens im Herbst im Haupthaus einziehen können“, sagt Farlind Scholz. Zuvor baut sie aber fest auf eine Wiedereröffnung der Gastronomie und einen schönen Sommer. Auch wenn eine Wiese voll mit Gästen zurzeit nur schwer vorstellbar erscheint.

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