Unterwegs mit viel Disziplin Menschen im Siebengebirge halten sich an Maskenpflicht

Königswinter · Für Kunden wie Ladeninhaber im Siebengebirge ist die Maskenpflicht ein notwendiges, aber akzeptiertes Übel. Am ersten Tag mit der neuen Regelung haben sich die Menschen meist sehr diszipliniert verhalten.

 Kundschaft an der Brötchentheke: Auf verständige Kunden ist bislang Nadine Turek in ihrer Niederdollendorfer Bäckerei getroffen.

Kundschaft an der Brötchentheke: Auf verständige Kunden ist bislang Nadine Turek in ihrer Niederdollendorfer Bäckerei getroffen.

Foto: Frank Homann

Für Lukas und seine Mama Janina ist es gar nicht so einfach, die Kindermaske richtig über Mund und Nase zu bekommen. „Lukas wollte gerne auch eine haben“, sagt Janina Steier vor dem dm-Markt am Proffenweg in Niederdollendorf. Es ist der erste Tag mit der Maskenpflicht in Nordrhein-Westfalen. Und die Menschen im Siebengebirge verhalten sich in den meisten Fällen sehr diszipliniert.

Janina Steier fingert an ihrer eigenen Maske und der ihres vierjährigen Sohnes herum. „Es ist für uns der erste Tag mit Maske. Wir sind ganz aufgeregt“, sagt sie. Zum Glück brauchen der kleine Felix im Kinderwagen und Hund Jamie keinen Atemschutz. Die Masken hat die Schwiegermutter genäht und mit der Post geschickt. Weniger entspannt sind die Marktleiter im dm-Markt selbst und im benachbarten Rewe-Markt. „Auskünfte gibt es nur von unserer Zentrale“, heißt es dort. Das gilt auch für den Security-Mitarbeiter vor dem Rewe-Markt, der die Maskenpflicht kontrolliert.

Brillenträger haben Problemen

Die Kunden hingegen geben bereitwillig Auskunft. So berichtet Egon Daust, dass er zum ersten Mal mit Maske unterwegs ist. „Eine Bekannte hat sie mir genäht“, sagt er. Als Problem erweist sich allerdings die Brille. „Die läuft ständig von der Atemluft an. Da muss ich mich wohl noch dran gewöhnen“, meint er. Jochem Funke aus Niederdollendorf hat mitgezählt. Er hat bereits bei den vergangenen acht Einkäufen eine Maske getragen – bei zwei bis drei Einkäufen pro Woche ist das schon einige Zeit. „Ich habe das schon vorher für sinnvoll gehalten. Blöd ist nur, dass die Brille immer beschlägt, sodass ich die Preisschilder nicht lesen kann.“

Dieses Problem hat auch Heidi Dedecke aus Niederdollendorf. „Ich hatte es vorher schon mal mit Maske probiert und aus diesem Grund wieder aufgegeben. Aber es nutzt ja nichts. Wir müssen da jetzt durch“, meint sie. Sie trägt eine selbstgenähte schwarze Maske mit weißen Punkten, die ihre Nichte genäht hat.

Zwölf bis 14 Stunden mit Maske

In der Bäckerei Bürder an der Heisterbacher Straße in Niederdollendorf sind in den ersten vier Stunden vier Kunden ohne Maske erschienen, wie Geschäftsführerin Nadine Turek berichtet. „Denen haben wir eine Maske gegeben. Alle unsere Kunden sind sehr verständig“, sagt sie. Sie selbst kann sich aber noch nicht so recht vorstellen, zwölf bis 14 Stunden pro Tag in ihrer Bäckerei mit angeschlossenem Café mit Maske hinter der Theke zu stehen. „Für den Kunden, der vielleicht eine Stunde zum Einkaufen geht, ist das sicher okay. Aber für eine so lange Zeit finde ich das beklemmend. Vielleicht gewöhnt man sich ja auch daran“, meint sie. Auch in der benachbarten Geschäftsstelle der Kreissparkasse Köln finden die Kundengespräche mit Maske statt.

Menschen halten diszipliniert Abstand

In der Altstadt herrscht am Vormittag nicht viel Betrieb. Nur vor der Postagentur und der Bäckerei bilden sich immer wieder kleine Schlangen, weil die Kunden nur einzeln eintreten dürfen. Dabei stellen sich die Menschen diszipliniert hinter den Abstandsmarkierungen auf. In der Adler Apotheke in der Fußgängerzone hat Mitarbeiterin Christine Schwägler in der vergangenen Woche rund 600 einfache Mund-/Nasenschutzmasken veräußert.

So sehen Menschen aus Bonn und der Region mit ihren Alltagsmasken aus
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Foto: Benjamin Westhoff

„Wenn wir den Verkauf nicht auf zwei Masken pro Person gedeckelt hätten, hätten wir noch viel mehr verkaufen können“, sagt sie. Am ersten Tag mit Maskenpflicht kommen die meisten Kunden dann auch mit Maske. „Diejenigen, die keine haben, klären wir freundlich darüber auf, dass sie eine brauchen. Die meisten kaufen dann auch eine“, berichtet sie.

Yvonne Boller, die ein Geschäft für Damenmode mit angeschlossener Postagentur hat, hat die Erfahrung gemacht, dass ihre Kunden sehr vorsichtig sind. „In der Poststelle haben bereits in der vergangenen Woche 70 Prozent Masken getragen“, sagt sie. Allerdings zeigten nicht alle Kunden Verständnis für die Maßnahmen. „Aber sie halten sich trotzdem daran.“

Sie selbst fürchtet allerdings, dass die Maskenpflicht in der Corona-Krise noch mehr Kunden vom Einkaufen abhalten könnte. Da sie erst im Dezember ein zweites Geschäft in der Fußgängerzone aufgemacht hat, könnte sie das besonders hart treffen. „Der Start nach der Öffnung der Läden in der vergangenen Woche war schon sehr verhalten.“

Andererseits habe sie im Online-Handel in den vergangenen vier Wochen sehr viel Unterstützung durch ihre Kunden erfahren. Große Hoffnung setzt sie auch auf die Tourismussaison. „Vielleicht profitieren wir in Königswinter ja davon, dass die Leute nicht verreisen dürfen.“

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