Den Schnabel zu voll genommen Kormoran und Hecht kämpfen in der Rheinaue

Bonn · Hobbyfotograf Volker Braun hat ein kurioses Naturschauspiel dokumentiert: Kormoran und Hecht kämpfen in der Rheinaue auf Leben und Tod. Am Ende gibt es nur Verlierer.

 Der Kampf zwischen dem Kormoran und dem Hecht in der Bonner Rheinaue dauert fast eine halbe Stunde.

Der Kampf zwischen dem Kormoran und dem Hecht in der Bonner Rheinaue dauert fast eine halbe Stunde.

Foto: Volker Braun

Als Volker Braun an dem sonnigen Nachmittag durch die Bonner Rheinaue spazierte, hätte er nicht gedacht, Zeuge eines Kampfes auf Leben und Tod zu werden. Auf dem See kam es zu einem wilden Spektakel zwischen Vogel und Fisch, zwischen Jäger und seiner Beute. Am Ende wurden beide zum Verlierer.

„Ich bin ja ein alter Rheinauengänger“, sagte der Sankt Augustiner, der drei- bis viermal in der Woche im Park unterwegs ist – in Zeiten von Corona immer auf Abstand. Als begeisterter Hobbyfotograf hat der 70-Jährige seine Kamera immer dabei. Was er auf einmal sah, war purer Zufall. „Ich war zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort.“ Auf einmal kam ein Kormoran angeflogen und tauchte im See ab. „Es kam mir komisch vor, dass er so lange unten war.“

Er beobachtete, wie das Wasser aufgewühlt wurde. Und dann kam die Flosse eines Hechts hoch. „Der Kormoran hatte ihn an den Kiemen. Das war ein Auf und Ab und ein richtiges Ringen“, erzählte Braun. Der Fisch – eigentlich viel zu groß für den Wasservogel - wehrte sich heftig.

Jagd auf den Hecht dauert eine halbe Stunde

Braun schoss ein Foto nach dem anderen und sah dabei, wie der Kormoran immer wieder versuchte, seine Beute in den Schlund zu bekommen. Ein unmögliches Unterfangen, wie er es selbst bald bemerkte. Fast eine halbe Stunde dauerte die Jagd, dann ließ der Vogel vom Hecht ab, der mittlerweile schon tot war. „Ich habe schon mal gesehen, dass ein Reiher einen Hecht geschlagen hat, aber ein Kormoran nicht“, sagte Braun beeindruckt. Es gebe unzählige dieser Vögel in der Rheinaue, in Scharen zu sehen meist am Bötchensee. Sie zögen aber auch zum Rhein.

Abseits von diesem „sehr spannenden Ereignis“ fotografiert Braun sonst gerne die Graugänse, Schwäne, Stockenten, Graureiher und auch die Nutrias: „Das ist eine sehr starke Population, die vermehren sich ja unwahrscheinlich.“ Fasziniert ist der 70-Jährige auch von den Schwänen. „Wenn die starten, klatschen die so. Das finde ich sehr spektakulär.“ In diesen Tagen hat er auch die Nilgänse beobachtet, die schon Junge haben, Gössel genannt. Ihn wundert, wie groß die jetzt schon sind.

Hecht war zu groß für den Kormoran

Peter Schmidt und Peter Trölczsch von der Biologischen Station Bonn/Rhein-Erft haben sich Brauns Fotos angeschaut: „Der Hecht ist schon recht groß, mindestens 50 Zentimeter lang und damit ein guter Schnitt“, sagte Schmidt. Angler können mit solch einem Exemplar also nicht unbedingt angeben. Erst ab etwa einem Meter handelt es sich um ein außergewöhnliches Exemplar. 1,50 Meter und 20 Kilo Gewicht sind das Maximum. Doch auch mit der mittleren Größe tat sich der Vogel keinen Gefallen, weil der Fisch genauso groß war wie er selbst. „Das macht den Verzehr unmöglich.“

Doch der Wasservogel konnte es nicht ahnen, da er sich seine Beute nicht anhand der Optik aussucht. Er achtet nur auf die Verwirbelung des Wassers durch die Fische. „Wenn er die Beute einmal hat, versucht er sein Glück“, sagte Schmidt. Normalerweise stürze er sich auf Flussbarsche, Rotfedern und manchmal einen kleineren Karpfen, gern auch Aale. 20 bis 30 Zentimeter: Größer sollten sie nicht sein.

Der Kormoran pickt nicht an seinem Fang und kann ihn auch nicht mit seinem Schnabel zerteilen. Er verschlingt den Fisch direkt im Wasser. Den Hecht hatte es wohl endgültig erwischt, als der Schnabel hinter seine Kiemen bis ins Herz stach, vermuten die Biologen.

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