Kleine Wildschweine in Bonn Frischlinge im Waldau-Gehege bleiben vorerst alleine

Venusberg · Der Schweinenachwuchs auf der Waldau soll erst nach Ende der Corona-Krise besichtigt werden. Die Verwaltung will eine Massenansammlung verhindern, sonnst droht die Sperrung.

 Der Nachwuchs der Schweinefamilie traut sich noch nicht vor die Kamera. Aber die etwas älteren sind neugierig auf die Welt.

Der Nachwuchs der Schweinefamilie traut sich noch nicht vor die Kamera. Aber die etwas älteren sind neugierig auf die Welt.

Foto: Benjamin Westhoff

Selbstdisziplin ist eine schwierige Tugend. Wohin es führt, wenn sich die Leute nicht beherrschen können, sieht man in der zurzeit abgesperrten Altstadt. Im Ausflugsziel Nummer eins der Bonner, die Waldau, gibt es zwar keine Kirschblüten, aber seit einigen Tagen eine andere Attraktion, die normalerweise ein Publikumsmagnet ist: Im Wildschweingehege hat eine Bache sechs Frischlinge bekommen.

Das teilt das Bonner Presseamt auf Nachfrage des General-Anzeigers mit. Die süßen kleinen gestreiften Tierchen haben inzwischen ihren Kessel, also ihr Geburtsnest, verlassen, und bewegen sich im Gehege. Zu Gesicht bekommt man sie derzeit allerdings kaum, wie der GA-Fotograf feststellen musste. Insgesamt leben im Gehege neben dem Nachwuchs 23 Tiere: Zwei Keiler und fünf Bachen – ob die anderen vier auch Junge bekommen, steht noch aus – sowie 16 sogenannte Überläufer, das sind Tiere im zweiten Lebensjahr.

Das Gedränge am Wildschweinzaun ist in der Frischlingszeit üblicherweise enorm, aber genau darauf soll man dieser Tage verzichten. „Angesichts der aktuellen Corona-Lage ist es nicht in unserem Interesse, dass sich die Menschen vor dem Gehege knubbeln“, heißt es beim Presseamt. Die Abstandsregeln könnten dann nicht eingehalten werden. Deshalb sind die Futterspender derzeit nicht gefüllt.

Auch wenn die Stadt eine mögliche Sperrung der Waldau nicht formuliert hat, liegt diese Option in der Luft, seit die Altstadt dicht ist. Daraus sollten die Bonner lernen und die Ostertage lieber daheim verbringen oder zumindest die Hotspots, zu denen die Tiergehege zählen, meiden. Die Frischlinge sind auch in einem Monat noch niedlich, und vielleicht gibt es dann auch noch neue. Der Wald gewinnt in Corona-Zeiten an Attraktivität. Das haben Experten der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) vor allem in stadtnahen Waldgebieten festgestellt.

Die SDW verweist darauf, dass dort nicht nur Abstands-, sondern auch Verhaltensregeln einzuhalten sind: Rauchen ist im Wald bundesweit verboten, ebenso das Parken abseits von Parkplätzen und das Grillen außerhalb von Grillhütten. Damit soll die Waldbrandgefahr eingedämmt werden.

Auch Müll ist ein Thema. Jeder soll seinen gesamten Abfall wieder mitnehmen. Papiertaschentücher beispielsweise brauchen bis zu fünf Jahre, bis sie sich zersetzt haben. Eine echte Umweltschweinerei sind aber auch Glasscherben. Außerdem können sich Tiere daran übel verletzen.

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