Ordnungsamt sperrt Straßen ab So reagieren die Bonner auf die Sperrung der Kirschblüten

Bonn · Die Stadt hat die Zugänge zur Kirschblüte in der Altstadt gesperrt. Dafür gibt es in Bonn durchaus Verständnis. Zu viele Besucher waren zuvor in die Altstadt gekommen und hatten so die Ansteckungsgefahr in Corona-Zeiten erhöht.

 Der Blick über den Zaun bleibt weiterhin erlaubt, passieren dürfen ihn nur Anwohner: Das Ordnungsamt hat am Mittwoch die Nordstadt gesperrt.

Der Blick über den Zaun bleibt weiterhin erlaubt, passieren dürfen ihn nur Anwohner: Das Ordnungsamt hat am Mittwoch die Nordstadt gesperrt.

Foto: Benjamin Westhoff

Am Mittwochvormittag gegen 10 Uhr ist es recht leer in der Breite Straße in Bonn. Ein Liebespaar lässt sich vor der rosaroten Pracht der Kirschblüten fotografieren. Zwei junge Frauen posieren für den perfekten Instagram-Look. Zwei Stunden später ist es damit dann vorbei. Um 12 Uhr sperrt das Ordnungsamt die Nordstadt ab. „Ich bedaure, dass es so weit kommen musste“, gab Oberbürgermeister Ashok Sridharan in einer Pressemitteilung bekannt. Jetzt dürfen nur noch Anwohner, deren Besucher sowie Handwerks- und Dienstleistungsunternehmen passieren.

Eine 83-jährige Anwohnerin begrüßt diese Entscheidung. „Es war wirklich Wahnsinn, was am Dienstag noch los war“, erzählt sie. „Das Ordnungsamt ist durchgefahren und hat gesagt, dass die Leute Abstand halten sollen. Daran gehalten haben sie sich allerdings nicht.“ Das Schlimmste sei der Dreck, den sie hinterlassen, schimpft sie, während sie ihr Blumenbeet an der Straße gießt. Ihrer Auffassung nach seien aber „schon heute weniger Leute unterwegs“.

Stadt Bonn sperrt die Altstadt für Besucher ab
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Gabriel Pollinger wohnt auch in der Nordstadt. Er sieht die Sperrung mit gemischten Gefühlen: „Man würde das schon ganz gerne mit allen teilen, aber am Wochenende war es wirklich supervoll. Ehrlich gesagt, haben wir mit der Sperrung auch schon gerechnet.“ Dass er jetzt selbst seinen Ausweis zeigen muss, wenn er nach Hause will, finde er zwar nervig, nimmt es aber gelassen. Das Pärchen David und Nina nimmt es ebenfalls mit Humor. „Wir wurden schon nach dem Ausweis gefragt“, sagt Nina. „Das ist schon irgendwie witzig.“ Schade findet es die 25-Jährige allerdings für die Cafés. „Die Leben ja auch ein stückweit von der Kirschblüte.“

Ein älteres Ehepaar, das gerade beim Schuster war, bedauert die Entscheidung der Sperrung. „Ich finde es schade, aber wenn sich die Leute nicht daran halten, dann muss man es wohl machen“, sagt die Frau. Ihr Partner sieht es ähnlich: „Die Bonner können ja auch einmal darauf verzichten. Vielleicht könnte das Ordnungsamt das Viertel ja auch nur am Wochenende schließen. Aber der Bürgermeister hat ja auch die Verantwortung für seine Bürger. Da kann ich seine Entscheidung nachvollziehen.“

Zuspruch in den sozialen Medien

Alfons Aigner, Hotelier in der Dorotheenstraße, sieht die Stadtverwaltung mit ihrer Entscheidung ebenfalls im Recht. „Grundsätzlich bin ich immer gegen Straßensperren, aber in dieser Situation ist es schon OK“, sagt der Unternehmer.

In den sozialen Medien erfährt die Sperrung sehr viel Zuspruch. So schreibt eine Anwohnerin aus der Heerstraße, dass es kaum noch möglich gewesen sei, auch nur einkaufen zu gehen. Keiner habe aufgepasst, man sei angemeckert worden, wenn man um Platz gebeten habe.

Dass die Stadt auch in juristischem Sinne auf sicherem Terrain agiert, bescheinigt ihr derweil der Bonner Staatsrechtler Professor Christian Hillgruber. So sei das Infektionsschutzgesetz eine „taugliche Ermächtigungsgrundlage“ auch für Straßensperrungen. So könne „die zuständige Behörde Personen verpflichten, bestimmte Orte nicht zu betreten, ohne dies an die Voraussetzung eines konkreten Ansteckungsverdachts zu knüpfen“, erklärt der Jurist auf Anfrage. Was die zeitliche Dauer der Sperrung angeht, komme der Verwaltung ein Auswahlermessen zu. Nach Meinung Hillgrubers gilt dies auch in zeitlicher Hinsicht, dabei erscheine eine Befristung der Maßnahme bis zum Ende der Kirschblüte angemessen, „da nach den Erfahrungen des letzten Wochenendes solange mit Menschenansammlungen zu rechnen ist“.

Verständnis aus der Politik

Auch aus der Politik kommt Verständnis für die Sperrung. „Es ist klar, dass die notwendigen harten Maßnahmen wie Schulschließungen und die Schließung von Geschäften, Restaurants und ganzen Industriezweigen nicht dadurch unterlaufen werden dürfen, dass sich die Menschen in Massen in der Kirschblüte tummeln“, teilt die Grünen-Politikerin Katja Dörner, die ihr Wahlkreisbüro in der Altstadt hat, auf Anfrage des GA mit. Auch der Schutz der Anwohner müsse Priorität haben. Da die Eingänge einzelner Straßen in der Altstadt jetzt sowieso kontrolliert werden, wäre laut Dörner eine Begrenzung der Menschen, die sich die Kirschblüte ansehen, umsetzbar und sollte in Erwägung gezogen werden.

Etwa 30 Mitarbeiter des Ordnungsamtes sollen für die Kontrollen eingesetzt werden, sagt Stadtsprecherin Monika Hörig. Dazu würden viele Kollegen und Auszubildende eingesetzt, die zurzeit andernorts nicht gebraucht werden. Sie sollen ab Mittag immer kontrollieren. „Wir würden auch reagieren, sollte am Vormittag ungewöhnlich viel los sein.“ Nach Ostern wolle man die Lage dann neu bewerten.

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