Impulse für die Region Alfter und Bornheim sollen fahrradfreundlicher werden

Alfter/Bornheim · ADFC-Vertreter aus dem Vorgebirge bringen aus der Fahrradhauptstadt Bocholt Impulse für die Region mit. Alfter und Bornheim sollen fahrradfreundlicher werden.

 Ein eigener Rechtsabbieger für Radler an einer Kreuzung in Bocholt.

Ein eigener Rechtsabbieger für Radler an einer Kreuzung in Bocholt.

Foto: Horst Müller

Zwischen dem Vorgebirge und der Stadt Bocholt im westlichen Münsterland liegen rund 125 Kilometer Luftlinie. In Sachen Fahrradfreundlichkeit liegen gleich Welten dazwischen. Beim jüngsten Fahrradklimatest des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC; siehe Info-Kasten) hat die Stadt an der niederländischen Grenze in ihrer Kategorie (50.000 bis 100.000 Einwohner) mit der Note 2,4 zum sechsten Mal in Folge den Spitzenplatz belegt. In der Kategorie 20.000 bis 50.000 Einwohner rangieren Alfter (Note 4,1) und Bornheim (Note 4,5) hingegen ziemlich weit unten.

Was macht Bocholt also besser als die beiden Vorgebirgskommunen? Dieser Frage sind jetzt Vertreter der beiden ADFC-Ortsgruppen zusammen mit einigen Kommunalpolitikern nachgegangen. Mit dem Zug ging es gen Norden, um die Stadt auf Leihrädern zu erkunden, um sich von örtlichen Fachleuten informieren zu lassen und um Impulse für das Vorgebirge mitzunehmen. Denn: Folgt man den Ergebnissen des Fahrradklimatests für Alfter und Bornheim, macht das Radfahren dort nur bedingt Spaß.

Da verwundert es nicht, dass nach Angaben des Rhein-Sieg-Kreises in Alfter nur sieben Prozent, in Bornheim nur neun Prozent des gesamten Verkehrsaufkommens auf das Fahrrad entfallen. Zum Vergleich: in Bocholt sind es 39 Prozent. Das Radwegenetz beläuft sich nach Angaben der Stadt auf 213 Kilometer.

Bocholt sei die "geborene Radfahrerstadt", sagt Manfred Wedig vom Bornheimer ADFC. Sicher liege das auch, anders als im Vorgebirge, an der flachen Topografie, fügt er hinzu. Aber es sei eben nicht nur das. Fahrradmobilität sei ein selbstverständlicher Teil im Gesamtkonzept der Stadt, so Wedig.

Und: Es lägen immer fertige Konzepte in den Schubladen, um bei neuen Förderprogrammen sofort aktiv werden zu können. Es seien aber auch viele Kleinigkeiten, die Bocholt für Radfahrer interessant mache, so Wedig weiter - etwa eigene Fahrradampeln an fast jeder Kreuzung oder eigene Abbiegerspuren. Ebenso Anklang fanden die zahlreichen Tempo-30-Zonen.

Radwege ausschildern

"Ein Radfahrer muss jederzeit wissen, wo er sich befindet", sagt Hans Peter Müller, einer der beiden Sprecher der Alfterer ADFC-Ortsgruppe. Das bedeute, dass Radwege so ausgeschildert sein müssten, dass man immer wisse, wie es weitergehe. Radwege dürften nicht wie etwa an der Alfterer Straße in Rathausnähe abrupt enden, so Müller. Auch bedarf es ihm zufolge sinnvoller Radwegeplanungen - etwa entlang der L113 (Alfterer Straße, Gielsdorfer Weg) zwischen Oedekoven, Gielsdorf und Alfter-Ort oder entlang der L182 zwischen Brenig und Hei-merzheim. "Wir kämpfen für diesen Radweg", so Müller zu Letzterem. Und was hat ihnen noch in Bocholt gefallen?

Dass die Radwege regelmäßig gereinigt würden, so Müller. Und dass es eigene Schneeräumpläne für sie gebe, ergänzt Wedig. Überdies habe die Stadtverwaltung sehr viel Planungskompetenz im eigenen Haus, führt er weiter aus. Sicher sei der Fahrradwegeausbau im Altbestand schwierig, so Wedig weiter. Er wünsche sich aber, dass die Belange des Radverkehrs wie selbstverständlich mitgedacht werden. "Das Fahrrad muss in die Köpfe der Planer", so Wedig. Und das etwa auch bei der Einrichtung von Baustellen mit vernünftigen Umleitungen.

Sicher: Planungsprozesse seien schwierig, meint Müller auch mit Blick auf die Diskussionen um den Radweg entlang der L182. Wie berichtet, ist ein Radweg bei den aktuell laufenden Ausbau- und Sanierungsarbeiten nicht geplant, was vor allem an nicht verfügbaren Grundstücken dafür liegt. Immerhin soll eine Vorplanung nun erstellt werden, um dann Gespräche mit Grundstückseigentümern zu führen. Kein Planer habe den Radweg zuvor mitgedacht, meint Müller.

Verkehrsprojekte nicht einzeln anstoßen

Grundsätzlich, meint er, dürften Verkehrsprojekte nicht mehr einzeln angestoßen werden, sondern immer ganzheitlich mit Blick auf alle Belange gedacht werden. Mobilstationen seien ein Beispiel dafür, also Verknüpfungsorte für öffentlichen Nah-, Auto- und Radverkehr, mit E-Ladestationen, kleinen Reparaturstationen für Fahrräder oder abschließbaren Abstellboxen.

Nach Ansicht von Müller bietet sich der Bahnhaltepunkt in Impekoven für eine solche Mobilstation an. Wedig findet, dass das die Radwegesituation im Vorgebirge für Freizeitradler gut sei, für Pendler, die direkte und schnelle Wege brauchten, aber nicht.

Weitere Informationen über den Radverkehr in Bocholt gibt es auf www.bocholt.de/rathaus/planen-bauen-verkehr/fahrradstadt.

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