Hotels warten auf Touristen Übernachtungen in Bonn gehen um 60 Prozent zurück

Bonn · Die Bonner Hotels bereiten sich auf die Wiedereröffnung nach der Zwangspause durch das Coronavirus vor. In der Bundesstadt steigen die Buchungen derzeit stärker als in Köln. Doch es wird wohl noch eine Weile dauern, bis die Branche wieder ins Laufen kommt.

 Olaf Dreesen wird sein Boutiquehotel in Bad Godesberg erst in der kommenden Woche wieder öffnen.

Olaf Dreesen wird sein Boutiquehotel in Bad Godesberg erst in der kommenden Woche wieder öffnen.

Foto: Stefan Hermes

Auf ein sichtbares Lächeln beim Empfang werden Touristen in den meisten Bonner Hotels noch eine Weile verzichten müssen. Wo keine Plexiglasscheibe Angestellte und Gäste voreinander schützt, ist die Freude, dass seit Montag auch touristische Übernachtungen wieder möglich sind, unter den Atemschutzmasken kaum zu erkennen.

Mit Hochdruck haben die meisten Hotelbetriebe darauf hingearbeitet. Hygieneschutzkonzepte wurden erstellt und die korrekte Umsetzung von Abstandsregelungen und Kontaktbeschränkungen mussten gewährleistet sein. Was für manche Hotels einer Wiedereröffnung gleichkam, da ihre Betriebe in den letzten Wochen komplett zum Erliegen kamen, bedeutete für andere ein Wiederhochfahren, da sie einen Teil ihrer Zimmer durch berufliche Gäste belegen konnten.

Bonn lebt vom Tourismus

„Letztendlich hatten wir in den vergangenen Wochen eine Auslastung von durchschnittlich zehn Prozent“, sagt Hotelmanager Görge Henrich von Motel One. Er freute sich am Montag auf die Ankunft von 60 Gästen, die wieder Leben in das 218-Zimmer-Hotel an der Berliner Freiheit bringen werden. Noch sind seine 30 Mitarbeiter in Kurzarbeit. „Normalerweise wären wir über den bevorstehenden Feiertag ausgebucht“, so Henrich, der sein Haus auf die kommenden Wochen gut vorbereitet sieht.

 Hotelmanager Görge Henrich von Motel One sieht sein Haus für die kommenden Wochen gut vorbereitet – unter anderem mit Desinfektionsmittel.

Hotelmanager Görge Henrich von Motel One sieht sein Haus für die kommenden Wochen gut vorbereitet – unter anderem mit Desinfektionsmittel.

Foto: Stefan Hermes

„Zweifelsfrei lebt die Stadt Bonn sowie deren Hotels und die Gastronomie vom Tourismus“, ist Olaf Dreesen überzeugt. Der Inhaber von Rheinhotel Dreesen und Villa Godesberg, sowie der Bonner Traditionsgaststätte „Im Stiefel“ geht davon aus, dass es noch eine Weile dauern wird, bis die Branche wieder ins Laufen kommt. So wird er seine beiden Häuser auch erst zu Beginn der kommenden Woche wieder öffnen. „Frühestens im Juni“, lässt auch Marketingchefin Nicole Dembour-Schillo von den Althoff-Hotels wissen, werde man den Königshof am Hofgarten wieder aufmachen.

Dreesen liefert seine Erklärung für die Startverzögerung: „Wir sind weder an der Küste, noch ein klassisches Urlaubsgebiet.“ Auch das Angebot, in den Hotels Home-Office anzubieten sei kein Erfolg gewesen. „Wir hatten unser Haus für systemrelevante Berufe geöffnet, aber es bewegte sich gen Null, was wir einbuchen konnten“, erklärt auch Barbara Fandel vom Beethoven-Hotel in der Bonngasse.

62,2 Prozent weniger Übernachtungen in Bonn

„Bonn verzeichnet bei den Übernachtungen einen Rückgang von  62,2 Prozent“, bestätigt Udo Schäfer von der Bonner Tourismus- und Kongressgesellschaft (T&C). Es sei mit einem Schaden zu rechnen, den es seit den Nachkriegsjahren noch nicht gegeben habe. Er werde die Branche auch mittel- bis langfristig nachhaltig prägen. Darüber hinaus befürchtet der Tourismusmanager, „dass sich durch die Krise Veranstaltungsformate auch nachhaltig hinsichtlich digitaler Angebote verändern werden“.

Dabei habe man aufgrund des Beethovenjubiläums mit einem sehr guten Jahr gerechnet, was sich auch bereits mit Zuwächsen in den Monaten Januar bis Februar angebahnt hätte. Schäfer bezeichnet die aktuellen Lockerung mit Bezug auf die Wirtschaftlichkeit als „ersten Schritt, um perspektivisch denken und überleben zu können“. Hoffnung verspricht die Auffassung von Oberbürgermeister Ashok Sridharan: „Viele Veranstaltungen konnten in das nächste Jahr verlegt werden. Das wird die großen Verluste nicht kompensieren, aber aus meiner Sicht doch einen Teil der erhofften touristischen Wirkung nach sich ziehen, wenn auch mit Verzögerung.“

Hotelportal HRS verzeichnet dagegen ein Plus

Mit ungebrochenem Optimismus antwortet dagegen Björn Zimmer, Pressesprecher des Hotelportals HRS. In der vergangenen Woche habe man für Bonn ein Plus an Hotelbuchungen von 157 Prozent verzeichnet, verglichen mit dem Durchschnitt der letzten vier Wochen sei das sogar ein besserer Wert als für die Nachbarstadt Köln. Diese Zahlen müsse man als Hoffnungszeichen für die Hotellerie und Gastronomie in Bonn verstehen. 77 Bonner Hotels sind über die HRS-Präsenz im Internet zu buchen. Das Insel-Hotel von Alexej Samoilow gehört auch dazu.

Trotzdem appelliert er an seine potentiellen Kunden, man müsse nun vor allem aufhören, „über Booking.com, HRS und andere zu buchen.“ Bei fünfzehn bis 25 Prozent Kommission pro Buchung könne man das Hotel nicht mehr zu den niedrigen Preisen betreiben. Michael Schlößer, Vorsitzender von Dehoga-Nordrhein, fordert zudem deutlich mehr touristisches Marketing für Bonn. „Andere Städte und Regionen sind uns da weit voraus.“

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