„Wir wurden nicht einmal benachrichtigt“ Anlieger kritisieren Bauprojekt an Bonner Straße in Sankt Augustin

Sankt Augustin · Zwischen Bonner Straße, Kleiststraße und Rilkestraße in Sankt Augustin sind drei Mehrfamilienhäuser geplant. Anlieger kritisieren vor allem die Informationspolitik der Stadt.

 Das Haus abgerissen und laut Anlieger 30 bis 40 Bäume gefällt: Auf diesem Areal werden drei Mehrfamilienhäuser mit Tiefgarage gebaut. Die Zufahrt erfolgt über die Bonner Straße.

Das Haus abgerissen und laut Anlieger 30 bis 40 Bäume gefällt: Auf diesem Areal werden drei Mehrfamilienhäuser mit Tiefgarage gebaut. Die Zufahrt erfolgt über die Bonner Straße.

Foto: Dylan Cem Akalin

Ganz schön lang ist das Grundstück, das an der Bonner Straße 206 liegt. Fast hundert Meter, wobei das Areal im hinteren Bereich breiter ist und fast ein Quadrat bildet. Das frühere Einfamilienhaus auf dem rund 2300 Quadratmeter großen Grundstück ist gerade abgerissen worden, hier an der Bonner Straße werden zwei Zu- und Abfahrten auf das Gelände entstehen, eine davon in die Tiefgarage der drei Mehrfamilienhäuser, die gebaut werden.

Mehrere Anlieger haben sich bei einem Nachbarn im Wohnzimmer getroffen. Besonders glücklich sind sie mit dem Projekt nicht. Im hinteren Bereich entsteht ein Gebäuderiegel zu den Reihenhäusern, die am Ende der Kleiststraße stehen. Verärgert sind die Anlieger vor allem über die Informationspolitik. „Wir sind nicht einmal benachrichtigt worden“, sagt eine Nachbarin. Durch Zufall habe sie von dem Projekt von der früheren Grundstücksbesitzerin erfahren, die sie auf der Straße getroffen habe. „Das war im Juni letzten Jahres. Wir sind dann zum Bauordnungsamt, um Widerspruch einzulegen. Aber da hat man uns gesagt, es sei schon zu spät, die Bau- und Fällgenehmigung sei schon erteilt worden.“ 30 bis 40 hohe Bäume, teilweise bis zu 20 Meter hoch, seien gefällt worden. „Das war ein richtiges Refugium, ein kleines Wäldchen mit einer unsagbar großen Vogelvielfalt – vom Buntspecht über Dompfaffen, Zaunkönigen zu Eichelhähern, und abends schwirrten die Fledermäuse durchs Geäst.“

Darum täte es ihnen besonders leid, sagt der Nachbar, der sein Wohnzimmer für das kleine Treffen zur Verfügung gestellt habe und fragt sich, ob es denn auch zu Ausgleichsmaßnahmen kommen werde. Man habe dann lediglich erfahren, dass das Verfahren in den Gremien „durchgewunken“ worden sei.

„Das Bauvorhaben ist im Januar 2019 im Umwelt-, Planungs- und Verkehrsausschuss vorgestellt worden. Die Baugenehmigung wurde im letzten Herbst erteilt“, so eine Sprecherin der Stadt Sankt Augustin auf Anfrage. Das Vorhaben ist dem Ausschuss lediglich vorgestellt worden, die Mitglieder haben den Bericht dann „zur Kenntnis genommen“.

Der Investor hatte eine Bauvoranfrage für die Errichtung von drei Mehrparteienhäusern mit jeweils zwei Vollgeschossen sowie einem Staffelgeschoss gestellt. Im schmalen Stück des Areals werden zwei Wohnhäuser mit jeweils fünf Wohneinheiten, im hinteren Teil ein Gebäude mit acht Wohneinheiten entstehen. „Nach Wertung und Prüfung der einschlägigen Maßgaben“ nach dem Baugesetzbuch füge sich das Vorhaben in die unmittelbare und mittelbare Umgebung ein, hieß es. Denn einen allgemeinen Bebauungsplan gibt es für den Bereich nicht, also muss die Bauaufsicht prüfen, ob es „passt“. Auch die Zufahrt sei in Ordnung, sodass planungsrechtlich kein Grund zur Ablehnung vorliege, hieß es im Ausschuss, der nur wegen „der zentralen Lage dieser Liegenschaft sowie der Gesamtausdehnung der hier beabsichtigten Maßnahme“ informiert worden war. Die Innenverdichtung in einer so zentralen Lage wurde im Ausschuss, insbesondere von den Grünen und vom Aufbruch begrüßt, Fragen gab es lediglich vom SPD-Ratsherrn Jörg Kourkoulos wegen der Zufahrten auf die B56, was die Verwaltung aber als unproblematisch ansah.

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