„8sam on the wall“ Schüler in Sankt Augustin schaffen Kunstwerk für mehr Toleranz

Sankt Augustin · Minister Joachim Stamp weiht in Sankt Augustin das Kunstwerk „8sam on the wall“ ein. Schüler des Albert-Einstein-Gymnasiums positionieren sich damit gegen Diskriminierung.

Mehrere hundert Dosen Farbe haben die Schüler versprüht, um diese Wand in Sankt Augustin zu gestalten. Minister Joachim Stamp fand nur lobende Worte.

Mehrere hundert Dosen Farbe haben die Schüler versprüht, um diese Wand in Sankt Augustin zu gestalten. Minister Joachim Stamp fand nur lobende Worte.

Foto: Meike Böschemeyer/MEIKE BOESCHEMEYER

Sie wollten ein Zeichen setzen, das bleibt. Eines, das auffällt und zum Nachdenken anregt. Schüler der Toleranz AG des Albert-Einstein-Gymnasiums in Sankt Augustin haben auf einer 250 Quadratmeter großen Wand im Zentrum der Stadt das Kunstwerk „8sam on the wall“ geschaffen, das gegen Diskriminierung und für Toleranz und Vielfalt in der Gesellschaft steht. Am Donnerstag weihte Joachim Stamp, Minister für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes NRW, das Graffiti am Huma-Park ein. Mehrere hundert Gäste, darunter viele Schüler, waren gekommen.

„Ich finde es großartig, dass ihr als junge Schüler für eine Gesellschaft ohne Diskriminierung eintretet“, sagte Stamp, der sich zuvor mit AEG-Schulleiter Michael Arndt das gesamte Kunstwerk angeschaut und sich mit Schülern der Toleranz-AG abgeklatscht hatte. „Ich bin beeindruckt, wie vielfältig es ist.“ Es zeige, dass jeder einzigartig sei. Genau das sei es, was eine lebendige Gesellschaft ausmache, so der Minister. Trotzdem erlebe man es an Schulen immer häufiger, dass Begriffe wie „Kanake“ oder „Jude“ als Schimpfworte benutzt würden. „Es ist wichtig, sich mit einem Kunstwerk zur Vielfalt zu bekennen“, sagte Stamp. „Aber entscheidend ist, dass man im Alltag bei solchen Bemerkungen gleich dagegen hält.“ Denn es fange mit Worten an und werde dann zu Taten. Es sei zudem wichtig, immer wieder anzusprechen, welche Verbrechen es im Nationalsozialismus gegeben habe, die schleichend begonnen hätten und dann in einer Massenvernichtung geendet seien, so Stamp.

Darwins Evolutionstheorie als bunte Menschenkette

Rund 30 Schüler – unterstützt von den Künstlern Markus Salgert und Markus Schmitz – haben im November und Dezember die Motive an die Wand gesprayt. Zu sehen sind unter anderem Darwins Evolutionstheorie als bunte Menschenkette, Kirchen und Tempel verschiedener Weltreligionen sowie Symbole, die Frieden, Offenheit und Toleranz repräsentieren. „Wir können durch Projekte wie dieses in der ganzen Stadt Aufmerksamkeit erregen“, erklärte Schülerin Nina Zehe. Mitschülerin Nina Auweiler ergänzte: „Uns ist klar, dass die Wand nicht dazu beiträgt, dass alle Menschen tolerant werden, aber es ist ein Zeichen, das sie bemerken müssen.“ Dass sie sich in der Toleranz AG engagieren, kommt nicht von ungefähr: Sie alle hätten bereits Ausgrenzung erlebt, erzählte Betreuerin Barbara Leisen.

Das Datum für die Einweihung des Kunstwerks war nicht zufällig gewählt. Denn mit Beginn der nationalsozialistischen Diktatur am 30. Januar 1933 hätten die „wahrscheinlich dunkelsten Jahre unserer Geschichte begonnen“, sagte Schulleiter Michael Arndt. Zwar sei die Zeit des Nationalsozialismus vorbei, aber Antisemitismus, Rassismus und Extremismus seien noch immer präsent. „Unser aller Aufgabe ist es, achtsam gegenüber rassistischen Gedanken und Ausgrenzung zu sein und uns mit Leidenschaft für Vielfalt und Toleranz einzusetzen“, so Arndt.

Dass auch Sankt Augustin von Rassismus nicht verschont ist, zeigte ein Beispiel, von dem der städtische Beigeordnete Ali Dogan berichtete: Beim Aufbau für die Einweihung sei eine städtische Mitarbeiterin mit Migrationshintergrund angefeindet worden. „Sankt Augustin hat Rassismus satt!“, sagte Dogan. Bürgermeister Klaus Schumacher ergänzte: „Die Wand drückt die Vielfalt und Buntheit aus, die Sankt Augustin schon immer ausgemacht hat.“

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