Kurze Stromstöße setzen dem Herzrasen ein Ende

Eine Tagung stellt moderne Diagnose- und Behandlungsmethoden bei Rhythmusstörungen vor

  "Stolperndes" Herz:  Wie der lebenswichtige Muskel außer Tritt geraten kann, erläutert Professor Berndt Lüderitz.

"Stolperndes" Herz: Wie der lebenswichtige Muskel außer Tritt geraten kann, erläutert Professor Berndt Lüderitz.

Foto: Franz Fischer

Bonn. Schwindel, Kurzatmigkeit oder sogar Bewusstlosigkeit können Anzeichen einer Herzrhythmusstörung sein. Sie entsteht, wenn die Bildung der kleinen elektrischen Stromflüsse, die im Normalfall einen regelmäßigen Herzschlag produzieren, gestört ist.

Im Extremfall kommt es zu vielen völlig uneinheitlichen Zuckungen des Herzmuskels - dem so genannten Vorhof- oder Kammerflimmern. Im letzteren Fall pumpt das Herz kein Blut mehr. In Minuten entstehen irreparable Schäden und bald darauf folgt der gefürchtete plötzliche Herztod.

Besonders schockierend ist dies, wenn das Opfer jung ist wie etwa der Kameruner Fußballstar Marc-Vivien Foe. "Sportler, bei denen während der Belastung das Herz aussetzt, haben meist schon eine angeborene Fehlleitung.

Bei älteren Patienten ist hingegen in der Regel eine Verkalkung der Herzkranzgefäße der Grund für die gefährlichen Rhythmusstörungen", sagt Professor Berndt Lüderitz, Chef der Medizinischen Klinik und Poliklinik II des Universitätsklinikum Bonn. Wird das Problem rechtzeitig erkannt, kann die Medizin dem Patienten immer besser helfen.

Um die Ärzteschaft über die neuesten Methoden zu Diagnostik und Therapie bei schnellen Herzrhythmusstörungen zu informieren, findet unter Leitung des Bonner Oberarztes, Privatdozent Thorsten Lewalter, am Freitag und Samstag ein Workshop und eine Experten-Tagung zum Thema "Update Elektrophysiologie 2004" statt.

Dabei geht es um die Möglichkeiten moderner Elektrodenkatheter. Solche Katheter, erläutert Lüderitz, sind perlschnurartig mit Elektroden besetzt und werden über die Leistenvenen ins Herz eingeführt. Dort registrieren sie an verschiedenen Stellen die elektrischen Signale, um die Art der Rhythmusstörungen festzustellen. Beim Workshop im Katheterlabor der Klinik werden 20 Ärzte Gelegenheit haben, einer solchen elektrophysiologischen Untersuchung am Patienten beizuwohnen.

In vielen Fällen kann sogleich eine Verödung des erkrankten Herzmuskelgewebes mit Hochfrequenzstrom durchgeführt werden. Laut Lüderitz ist so häufig eine vollständige Heilung möglich.

Am zweiten Tag steht im Rheinhotel Dreesen unter Beteiligung zahlreicher Experten aus ganz Deutschland die Elektroschocktherapie mittels eines eingepflanzten Defibrillators im Zentrum, einer Weiterentwicklung der Schrittmachersysteme zur Behandlung schneller Rhythmusstörungen. Der Defibrillator gibt im Fall eines behandlungsbedürftigen Herzrasens über einen Katheter direkt im Herzen kurze elektrische Impulse ab.

Wird dadurch der normale Herzschlag nicht wieder hergestellt, folgt ein Elektroschock. Das wenige Zentimeter große Gerät wird Patienten implantiert, die wegen Herzrasens oder Kammerflimmerns wiederbelebt wurden oder von lebensgefährlichen Herzrhythmusstörungen bedroht sind. Das sind laut Lüderitz in Bonn rund 120 pro Jahr, für die eine spezielle Defibrillatorsprechstunde eingerichtet ist.

Der Workshop ist bereits ausgebucht. Für die Tagung können sich interessierte Ärzte noch unter der Rufnummer (02 28) 287 52 17 anmelden.

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