Kommentar zum Green Deal Projekt muss gelingen

Meinung | Brüssel · Während in Madrid der UN-Klimagipfel tagt, treibt die neue EU-Kommission ein Riesenprogramm für ein klimafreundliches Europa voran. Das Projekt muss gelingen, kommentiert Detlef Drewes.

   Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission, spricht bei einer Pressekonferenz über den „Green Deal“.

Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission, spricht bei einer Pressekonferenz über den „Green Deal“.

Foto: dpa/Francisco Seco

Ursula von der Leyen hat Wort gehalten. Mit einem geradezu unglaublichen Tempo packt die neue EU-Kommissionspräsidentin den versprochenen Umbau Europas an. Es wäre unfair, ihr elf Tage nach der Amtsübernahme vorzuwerfen, dass sie mit ihrem Green-Deal-Entwurf am Mittwoch nur Versprechungen, aber keine Fakten geliefert hat. Die Absichtserklärung war nötig, um ihre Entschlossenheit zu demonstrieren. Und es bleibt zugleich das größte Manko dieses Paketes. Denn es besteht noch aus Überschriften und Wegweisern, mehr nicht. So kann man die auf Klimaschutz gepolten Bürger ernstnehmen, ohne bereits konkret werden zu müssen. Aber genau darin liegt die Herausforderung.

Dabei müsste die Gemeinschaft nicht einmal überall Neuland betreten. Es gäbe viele Möglichkeiten, Energie effizienter zu nutzen und den CO2-Ausstoß spürbar zu senken, wenn längst beschlossene Maßnahmen umgesetzt würden. Experten nennen beispielsweise den Luftverkehr. Wenn der sogenannte Single Sky, also das Lenken und Überwachen der Jets durch zentralisierte Kontrollen, eingeführt würde, könnten ökologisch unverantwortliche Umwege und lange Flüge innerhalb Europas überflüssig sein. Das Einsparpotenzial wird auf mindestens zehn Prozent geschätzt. Doch die Mitgliedstaaten blockieren. 

Ursula von der Leyen und ihre Kommission brauchen für ihren Plan, der kein Luxus, sondern eine Rettungsmission für diesen Planeten ist, alle – vom Premierminister bis zum Bürger. Aber sie wird auch die großen Emittenten dieser Welt auf ihre Seite ziehen müssen. Der Verweis auf China, Indien oder die USA darf nämlich keine Entschuldigung sein, nichts zu tun. Er ist nur eine Ermutigung für die Absicht der EU-Kommission, Europa zum Vorbild zu machen.

Denn um der nächsten Generation eine Erde zu übergeben, die nicht kollabiert ist, braucht die EU Nachahmer.

Deshalb muss bei allen berechtigten Zweifeln über die noch ausstehenden Details das Projekt gelingen. Weil sonst die Kosten für die Folgen des Klimawandels die Aufwendungen für deren Vermeidung übersteigen. Ein grünes Europa ist kein Rückfall, sondern ein Fortschritt. Industrie, Verkehr, privates Leben, Wohnen und Reisen zukunftsfähig zu machen, wird der Schlüssel dafür, dass es künftig überhaupt noch Wohlstand gibt. Das sollte Europa schaffen – nicht, weil es einfach ist, sondern weil es schwierig wird.

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