Kommentar zur Shell-Jugendstudie Generation Greta
Meinung | Bonn · In Deutschland wächst offenbar eine Generation heran, die nüchtern auf die Verhältnisse schaut und sich auf das Machbare fokussiert, kommentiert Chef-Redakteur Helge Matthiesen.
Wer angesichts demonstrierender Schüler politisch unruhige Zeiten erwartet, kann sich wieder beruhigen. So viel Realismus gab es selten bei jenen Altersgruppen, die einst für Aufruhr und eine bisweilen problematische Suche nach neuen Perspektiven bekannt waren. Die Jugend ist ziemlich zufrieden - und sie baut sich ein Weltbild, das mit den Widersprüchen umgeht, oft ohne sie zu lösen.
Der nachwachsenden Generation in Deutschland geht es gut, vielleicht so gut wie nie zuvor. Sie schaut optimistisch nach vorne und ist zuversichtlich. Ihre Aussichten auf dem Arbeitsmarkt sind tatsächlich so gut wie seit Jahrzehnten nicht. Die geburtenstarken Jahrgänge gehen langsam in die Rente. Fachkräfte sind gesucht und wer eine Ausbildung macht, hat gute Perspektiven, einen passenden Job zu finden. Das war vor 20 Jahren noch deutlich anders.
Anzeichen von Jugendprotest aus sozialen Gründen? Systemsprengende politische Ansätze? Radikalismus? Massive Generationenkonflikte? Bei der großen Zahl der jungen Menschen Fehlanzeige. Dass es laute Minderheiten gibt, ist keine neue Erkenntnis. Mag sein, der Klimaprotest ist eher ein Wohlstandsphänomen, denn ökologische Haltung muss man sich leisten können.
Hier wächst offenbar eine Generation heran, die nüchtern auf die Verhältnisse schaut und sich auf das Machbare fokussiert. Vor allem das, was privat und für das eigene Leben möglich ist, steht im Mittelpunkt. Das große Thema dieser Generation ist die Umwelt und die Zukunft der eigenen Lebensverhältnisse in Zeiten eines Klimawandels.
Derzeit gibt es eine Mobilisierung rund um diese Themen. Was sie bewirkt ist noch unklar. Ob daraus eine Generation Greta wird, steht jedoch dahin.