Bürgergutachten Was geschieht mit den Bäder-Wünschen der Bonner Bürger?

Bonn · CDU, Grüne und FDP wollen die Bäder-Wünsche der Bonner Bürger analysieren und weisen auf knappe Kassen hin. Die Opposition warnt derweil vor einer Verzögerungstaktik.

Am Donnerstagabend wurde das Bürgergutachten im Brückenforum an Oberbürgermeister Ashok Sridharan übergeben.

Am Donnerstagabend wurde das Bürgergutachten im Brückenforum an Oberbürgermeister Ashok Sridharan übergeben.

Foto: Meike Böschemeyer

Schwimmen ist für die Bonner von herausragender Bedeutung - diese Schlussfolgerung zieht die Jamaika-Koalition im Stadtrat aus dem Bürgergutachten zu den Bädern. Das 131 Seiten starke Papier, das am Donnerstagabend vorgestellt worden war, enthalte „vielfältige Bürgerwünsche“, die gründlich analysiert werden müssen, heißt es in einer gemeinsamen Presseerklärung von CDU, Grünen und FDP.

„Ob alle Wünsche umgesetzt werden können, insbesondere auch unter Berücksichtigung der finanziellen Rahmenbedingungen, muss die Stadtverwaltung der Politik darstellen und ihr eine tragfähige Entscheidungsgrundlage liefern“, betont Rolf Beu (Grüne). Nötig sei eine Prioritätenliste und eine zeitliche Einordnung der Maßnahmen, „insbesondere vor dem Hintergrund der Finanzierbarkeit“, Florian Bräuer (FDP).

Die drei größten Oppositionsfraktionen sehen sich in ihrer Forderung bestätigt, jeder Stadtbezirk müsse ein eigenes Hallenbad behalten. „Wir brauchen kurze Wege, moderate Preise und funktionale Hallenbäder“, erklärt die SPD-Fraktionsvorsitzende Angelika Esch. Die Linke bedauert, dass wegen des Bürgergutachtens ein weiteres Jahr ohne Bädersanierung verstrichen sei. „Und es ist absehbar, dass Oberbürgermeister und Jamaika-Koalition in der Bäderfrage bis zur Kommunalwahl 2020 nichts mehr entscheiden wollen“, sagt Tobias Haßdenteufel.

Darum unterstütze die Linksfraktion das neue Bürgerbegehren, mit dem die Aktivisten Axel Bergfeld und Anja Niemeier die Sanierung aller Stadtteilbäder und die Übertragung des Kurfürstenbades an einen Verein erzwingen wollen. „Ein Bürgerbegehren ist der einzige Weg, das Jamaika-Bündnis an einer Verschleppung der Bäderfrage zu hindern“, unterstreicht auch Marcel Schmitt vom Bürger Bund Bonn. Die Koalition hingegen kritisiert das Begehren aus Bad Godesberg: „Diese Geringschätzung der Bonner Bürgerinnen und Bürger machen wir nicht mit“, sagt Gordon Land (CDU). „Wir nehmen den Bürgerwillen ernst und nehmen uns die Zeit, das Gutachten zu analysieren.“

Ob alte Bäder saniert oder durch Neubauten ersetzt werden sollen, ist noch völlig unklar. Im Haushalt stehen für die Bäder rund 26 Millionen bereit, die aber für die Sanierung des Hardtbergbades fast komplett verplant sind. Für weitere Maßnahmen müsste der Rat mit dem nächsten Doppelhaushalt im Herbst nächsten Jahres Zusatz-Millionen beschließen. Gleichzeitig stehen in den kommenden Jahren laut einem Gutachten Sanierungen der Bonner Sportanlagen im Umfang von 150 Millionen Euro an.

  • Hardtbergbad: Der Rat hat bereits knapp 22 Millionen Euro für die Sanierung von Frei- und Hallenbad sowie die Erweiterung um ein Lehrschwimmbecken beschlossen. Für einen Ausbau zum Familienbad mit Rutsche, den sich die Bürgergutachter wünschen, kämen weitere 7,6 Millionen dazu.
  • Frankenbad: Wie hoch der Sanierungsbedarf der anderen Alt-Bäder ist, konnte das Presseamt am Freitag nicht beantworten. Zuletzt hatte die Stadt für das Baudenkmal in der Nordstadt 20 Millionen Euro genannt. Beim Städtischen Gebäudemanagement (SGB), ist zu hören, geht man von bis zu 40 Millionen aus. 2018 hatte der Rat beschlossen, das Dach für rund eine Million Euro instandsetzen zu lassen. Alternativ schlagen die Bürgergutachter vor, das Römerbad mit einer Halle zu ergänzen. Für das Frankenbad müsste dann eine andere Nutzung gefunden werden.
  • Beueler Bütt: Auch hier wird ein neues Kombibad auf dem Gelände des Ennertbades als Ersatz diskutiert. Was eine Sanierung des Altbaus kosten würde - unklar. 2018 setzte die Stadt die Badtechnik für rund 250.000 Euro instand, weshalb die Bütt monatelang geschlossen war.
  • Kurfürstenbad: Wegen Mängeln an Elektrotechnik, Lüftung und Heizung seit Jahren geschlossen. Laut SGB läge der Sanierungsbedarf bei zehn Millionen Euro – was Bergfeld und seine Mitstreiter bezweifeln. Das Bürgergutachten sieht als Sanierungsalternative auch einen Neubau auf der Rigal’schen Wiese vor. Im Moment muss das Friesdorfer Freibad im Winter mit einer mobilen Kuppel überdacht werden, um das Schulschwimmen abzusichern.
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