Urteil vor dem Bonner Landgericht Charmante Betrüger aus Bonn kommen hinter Gitter

Bonn · Das Bonner Landgericht hat zwei Cousins im Alter von 29 und 52 Jahren zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Der jüngere der beiden Männer hatte gegenüber seinen Opfern seinen ganzen Charme spielen lassen.

 Zwei Cousins wurden vor dem Bonner Landgericht verurteilt.

Zwei Cousins wurden vor dem Bonner Landgericht verurteilt.

Foto: dpa/Daniel Naupold

„Er hat ein unglaubliches Talent, Menschen für sich einzunehmen“, ist Richter Jens Rausch überzeugt. „Er weiß, was bei den Leuten verfängt.“ Weil der Angeklagte dieses Talent allerdings hauptsächlich genutzt hatte, um seinen Lebensunterhalt mit illegalen Betrügereien zu bestreiten, wurde er von dem Vorsitzenden Richter der ersten großen Strafkammer nun zu vier Jahren und drei Monaten Haft verurteilt.

Zwei vielfach einschlägig vorbestrafte Cousins im Alter von 29 und 52 Jahren mussten sich seit Oktober vor dem Bonner Landgericht wegen Betrugsdelikten und Einbruchdiebstahls in insgesamt sieben Fällen verantworten und auch der ältere der beiden muss jetzt für drei Jahre und neun Monate hinter Gitter. Zu Prozessbeginn hatte es noch geheißen, dass es sich um einen Onkel und seinen Neffen gehandelt haben soll – ein Irrtum, der sich im Laufe des Verfahrens aufklärte.

„Die Einkommenssituation war immer prekär“, so Rausch über die beiden kinderreichen Familien der Verurteilten. Beide Cousins seien früh in die Eigentumskriminalität abgerutscht. Bereits bei dem ersten angeklagten Fall im Sommer 2018 ließ der jüngere Cousin seinen ganzen Charme spielen: Am 23. Juli radelte er gut gekleidet und bestens gelaunt durch Hoholz und bot einer im Vorgarten arbeitenden Frau an, Gartenarbeiten für sie zu erledigen. Weil sie gerade eine Markise anzubringen hatte, ließ sie den jungen Mann auf ihr Grundstück und man einigte sich darauf, dass er gegen eine Anzahlung von 560 Euro einen entsprechenden Sonnenschutz besorgen solle.

In den nächsten Tagen kam es zu weiteren Zahlungen, die sich auf insgesamt 2300 Euro summierten. Schnell war der sympathische Helfer nicht mehr zu erreichen. Dafür wurde aber im folgenden Winter bei der Frau eingebrochen. Diese Tat wie auch den wohl spektakulärsten Einbruch der Serie, bei dem Bargeld, Schmuck und Tafelsilber für mehrere 10.000 Euro gestohlen wurden, konnte die Kammer dem Duo allerdings nicht nachweisen und sprach die beiden folglich in diesen Fällen frei.

In allen anderen Fällen hatten sich die zwei weitgehend geständig gezeigt und sich sogar bei den als Zeugen geladenen Opfern entschuldigt: „Is gut mein Junge – mach et nie wieder“, hatte der Mann eines Ehepaares die Entschuldigung angenommen, dessen Bekanntschaft der jüngere Verurteilte als vorgeblicher Taxifahrer gesucht hatte.

Dass sie möglicherweise zu naiv gewesen sei, sah auch das Opfer aus Hoholz. Der junge Mann hätte aber einfach zu sympathisch gewirkt, als dass sie ihm hätte misstrauen können. Und die Freunde ihres eigenen Sohnes, der im selben Alter sei, gingen ja auch bei ihr im Haus ein und aus. Mit das Schlimmste sei, dass ihr Vertrauen nun verschwunden und sie hochvorsichtig geworden sei.

Im Kern nutzte der jüngere Verurteilte sein Talent für Betrügereien vornehmlich in den Sommermonaten. Bei den in der dunklen Jahreszeit durchgeführten Einbrüchen kam dann jeweils der ältere Cousin mit ins Boot.

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