Umweltschäden in Bonn 160 Bäume auf dem Poppelsdorfer Friedhof müssen fallen

Bonn · Hitze und Borkenkäfer haben Fichten und Kiefern auf dem Poppelsdorfer Friedhof in Bonn schnell absterben lassen. Die Stadt muss nun 160 Bäume fällen.

 Diese Fichten sind nicht mehr zu retten: Rolf Dung auf dem Poppelsdorfer Friedhof.

Diese Fichten sind nicht mehr zu retten: Rolf Dung auf dem Poppelsdorfer Friedhof.

Foto: Stefan Knopp

Über das Thema Baumsterben wurde in diesem Jahr schon viel geschrieben. Und doch lässt die Zahl der komplett oder weitgehend abgestorbenen Bäume, die allein auf dem Poppelsdorfer Friedhof gefällt werden müssen, aufhorchen: Dort werden vermutlich in den ersten Monaten 2020 gut 160 Bäume entfernt. Insgesamt stehen dort 1150 Bäume, rund sieben Prozent davon sind der Dürre und dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen. Und noch eine bemerkenswerte Zahl: Auf dem Friedhof am Kreuzberghang steht die Hälfte aller geschädigten Friedhofsbäume in ganz Bonn.

Woran das liegt, konnten die Fachleute, die am Dienstag vor Ort über die Fällmaßarbeiten informierten, nichts Gesichertes sagen. „Es gab beim Anlegen des Friedhofs in den 1920ern eine bewusste Entscheidung für bestimmte Prägnante Baumarten“, erklärte Baumexperte Rolf Dung. „Bis vor zwei Jahren war das auch eine gute Idee.“ Dann kam die nicht enden wollende Sommerdürre 2018, die viele Bäume –  vor allem Fichten und Kiefern –  schwächte. Und der Borkenkäfer sah darin ideale Bedingungen, sich zu vermehren. 2019 war wieder ein heißes Jahr, Bäume wurden weiter in Mitleidenschaft gezogen. Der Käfer, der seine Larven direkt an den Lebensadern der Bäume ablegt, breitete sich weiter aus.

Es sei auffällig, dass viele betroffene Bäume bei der jüngsten Überprüfung – kontrolliert wird laut Statt alle 15 Monate – noch intakt gewesen seien, sagte Dieter Fuchs, Leiter des Amtes für Stadtgrün. Auf dem Poppelsdorfer Friedhof ist vor allem die Orient-Fichte befallen, auch einige Serbische Fichten machen einen bemitleidenswerten Eindruck. „Diese Bäume werden auch nicht mehr grün“, stellte Dung klar. Und wenn ein Baum noch fünf Prozent grüne Nadeln trage, sei er ebenfalls nicht zu retten. Die Bäume sind tot, und bevor sie umstürzen und dabei Menschen zu Schaden kommen, müssen sie im Sinne der Verkehrssicherung weg.

Dabei versuche man, auch „artenschutzrechtliche Belange“ zu berücksichtigen, so Dung. Wenn also in einem Baum etwa ein Eichhörnchennest gefunden werde, prüfe man, ob man das Tier umsiedeln oder den Baum noch eine Weile stehen lassen könne. Wenn nicht: „Das Wohl der Besucher ist das höherwertige Gut“, so der Baumfachmann.

Auf dem Poppelsdorfer Friedhofen in Bonn werden weitere Fällungen erwartet

Viele der abgestorbenen Bäume stehen in Gruppen auf dem Friedhof, sie zu entfernen bedeutet laut Jörg Baur vom Amt für Stadtgrün auch, dass andere Bäume nicht mehr so viel Schatten bekommen. Darunter werde zum Beispiel die Rotbuche leiden, sagte er. Und das bedeute, dass mit weiteren Fällungen in naher Zukunft zu rechnen sei. Die Stadt will nachpflanzen: Künftig soll es eine Mischbepflanzung mit Bäumen geben, die gegen den Klimawandel besser bestehen könnten, wie Hopfenbuche, Feldahorn, Eichensorten und Eschen.

Aber das kostet: Denn zum einen seien die Bäume teurer geworden, weil die Nachfrage gestiegen sei. Zum anderen würden auch Lieferung, Pflanzung und Pflege – in trockenen Jahren müsse umso mehr Gießwasser verwendet werden –  durch die entsprechenden Unternehmen teurer. Das bedeutet konkret in Zahlen: Für 40 Bäume, die jetzt im Herbst auf mehreren Friedhöfen in Bonn gepflanzt werden, musste die Stadt Baur zufolge 70.000 Euro ausgeben.

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