Sanierung der Königswinterer Altstadt geht schleppend voran

Projekte der Regionale 2010 haben für die Stadt Priorität - Eigentümer stellten in fünf Jahren 67 Anträge

  Licht und Schatten  in der Altstadt: Während in Teilen der Straße "Kleiner Graben" nur die Sonnenblume für Farbe sorgt,...

Licht und Schatten in der Altstadt: Während in Teilen der Straße "Kleiner Graben" nur die Sonnenblume für Farbe sorgt,...

Foto: Frank Homann

Königswinter. Wer lässt sich schon gerne als "tote Hose" bezeichnen. Doch Bernd Mailand ist da leidensfähig. "Vor zehn Jahren hätte ich mich über so etwas noch aufgeregt", sagt der Projektleiter vom Düsseldorfer Regionalbüro der Deutschen Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft (DSK), die als Sanierungstreuhänder für die Altstadtsanierung in Königswinter zuständig ist.

"Sie machen Pläne und Bürokratie, aber sie gehen nicht zu den Leuten", hatte das SPD-Ratsmitglied aus der Altstadt, Franz Joachim Thür, über das Stadtsanierungsbüro in der Drachenfelsstraße gesagt. Heftige Kritik, der Mailand mit Gelassenheit begegnet. "Rom ist auch nicht an einem Tag erbaut worden", meint er.

Nun ist Königswinter nicht Rom und der Verdruss bei vielen Bürgern groß, dass nach den vielen Jahren, in denen über die Altstadtsanierung geredet wird, Königswinter noch immer nicht viel schöner geworden ist. "Ich bin selbst unzufrieden, dass es nicht weitergeht", sagt Hubert Kofferath.

Altstadtsanierung Seit dem 12. Juli 2004 ist die Altstadt durch Ratsbeschluss ein förmlich festgelegtes Sanierungsgebiet. Eigentümer in diesem Gebiet können bei einer Sanierung öffentliche Zuschüsse von 30 Euro pro Quadratmeter beantragen.

Bisher wurden 67 Anträge gestellt und 31 Bewilligungen mit einem Fördervolumen von rund 300 000 Euro erteilt. Die Arbeiten an 25 Gebäuden sind abgeschlossen.Der Technische Beigeordnete, der bei der Stadtverwaltung für den Fortgang der Altstadtsanierung verantwortlich ist, hat sich während seines Studiums an der TU Berlin mit der Sanierung des kanadischen Quebec beschäftigt. Diese Stadt wurde zum Teil in ihrer historischen Gestalt wiederhergestellt, wofür die später entstandene Bebauung weichen musste.

Für den schleppenden Verlauf der Sanierung in Königswinter macht Kofferath zwei Dinge verantwortlich. "Es handelt sich schließlich zum Teil um einen massiven Eingriff in das Lebens-umfeld der Menschen. Man muss mit den Leuten intensiv ins Gespräch kommen", sagt er.

Allerdings können die Stadt und die DSK in den meisten Fällen nicht aktiv auf die Eigentümer zugehen. Ausnahme sind besonders eklatante Fälle, wenn die Häuser in einem ganz schlechten Zustand sind. Ansonsten reagiert man nur dann, wenn der Bürger selbst kommt und sanieren möchte. Das wiederum ist meist nur bei Veränderungen in den Eigentumsverhältnissen der Fall.

Für die Eigenakquise fehlt Verwaltung und Sanierungsbüro nach Aussage Kofferaths schlicht die Zeit. Schließlich seien die personellen Kräfte noch durch ein zweites großes Projekt gebunden. Und das dulde keinen Aufschub. "Wir haben mit der Politik verabredet, dass wir uns auf die Regionale-Projekte kaprizieren. Es kann ja auch nicht angehen, dass die Stadt das großzügige Angebot des Landes ausschlägt", so der Technische Beigeordnete.

Zur Erinnerung: Von den rund 20 Millionen Euro, die in die Regionale-Projekte in der Altstadt und auf dem Drachenfels fließen sollen, kommen 70 Prozent vom Land. Gleichzeitig endet das Präsentationsjahr der Regionale 2010 im Juni 2011, und bis dahin soll für den stattlichen Betrag, der nach Königswinter fließt, möglichst viel zu sehen sein. Die Stadt wiederum erwartet von den Regionale-Projekten auch eine Initialzündung für die gesamte Altstadt. "Die Menschen müssen erkennen, dass die Stadt der Vorreiter ist", sagt Kofferath.

In die Regionale-Projekte ist auch die DSK eng eingebunden. Vorwürfe, das Sanierungsbüro sei ja nur donnerstags von 14 bis 18 Uhr, also quasi nie, besetzt, hält Kofferath für unberechtigt. "Die Bürozeiten sind vielleicht fünf Prozent der Arbeitsbelastung. Die richtige Arbeit findet woanders statt."

Vorzeigeprojekt für eine private Sanierung mit öffentlicher Unterstützung ist das Drachenfelshotel an der Rheinallee. Dort wurde der Höchstförderungsbetrag von 99 000 Euro für Maßnahmen von besonderem städtebaulichen Interesse voll ausgeschöpft. Die hässliche alte Fassade wurde dabei durch eine deutlich ansehnlichere ersetzt.

Doch es gibt in Königswinter noch viele Bereiche, die einer Regionale-Stadt nicht würdig sind. Ein Beispiel ist der "Kleine Graben", wo die Stadt gerne Akzente setzen würde und bereits zahlreiche Gespräche mit Anwohnern geführt hat. Auch über Verkäufe. "Die Leute müssen aber auch merken, dass die Stadt etwas entwickeln will und ihnen nicht einfach nur ihr Haus abkaufen möchte", sagt Kofferath.

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