Neues Leben im alten Rheinbacher Waldhotel

Geheimer Tagungsort, Ausflugsziel, Herberge - jetzt ist ein Investor am Zug

  Ein modernes Gesicht  hat das Waldhotel durch die Umbauten erhalten. Zum Jahresende soll die Neueröffnung stattfinden.

Ein modernes Gesicht hat das Waldhotel durch die Umbauten erhalten. Zum Jahresende soll die Neueröffnung stattfinden.

Foto: Volker Lannert

Rheinbach. Die Wiege der Bundeswehr steht in Rheinbach. Doch das ist nur eine der vielen Geschichten, die es rund um das Waldhotel zu erzählen gibt. Zahlreiche davon kennt Stadtarchivar Dietmar Pertz, und am Tag des offenen Denkmals am Sonntag wird er einige davon erzählen, bei Wanderungen (10.30 Uhr und 14.30 Uhr) vom Waldhotel zum Gut Waldau und zurück, die das Archiv und der Eifel-Verein organisieren.

Dabei werden die Teilnehmer erfahren, dass Konrad Adenauer am 26. Oktober 1950 Theodor Blank zum "Beauftragten des Bundeskanzlers für die mit der Vermehrung der alliierten Truppen zusammenhängenden Fragen" berief. Dieses "Amt Blank" wurde Keimzelle des späteren Bundesministeriums der Verteidigung. Und die Verhandlungen des "Amt Blank" mit den westlichen Alliierten fanden unter strenger Geheimhaltung im Waldhotel Rheinbach statt.

Doch zu diesem Zeitpunkt hatte das Gebäude schon eine lange Vergangenheit, die mit dem Bau der Eisenbahnlinie von Euskirchen nach Bonn 1880 begann. "Der damit verbundene Anschluss an das deutschlandweite Eisenbahnnetz ermöglichte, auch Fremde davon zu überzeugen, dass es einen Genuss bedeutet, in Rheinbach ein Wochenende oder auch einen ganzen Urlaub zu verbringen und die Schönheiten des Stadtwaldes zu erleben", so Pertz.

Auch dank des 1881 gegründeten Verschönerungsvereins sei dies gelungen. Unterstützung habe es gegeben, als 1889 ein weiterer Verein mit einer vergleichbaren Zielsetzung hinzukam: die Rheinbacher Ortsgruppe des Eifelvereins, die mit der Zeit auch die Aufgaben des Verschönerungsvereins übernommen habe.

Mit den Gästen kam auch der Wunsch nach Verpflegung. Ein gewiefter Händler wollte diese Nachfrage nutzen und dort, wo sich die Straße von Rheinbach nach Merzbach und Todenfeld gabelt, eine Holzbude für den Getränkeverkauf bauen. Die Stadt fand die Idee gut, wollte aber selbst daraus Kapital schlagen - die Stunde für den Bau des Waldhotels hatte geschlagen. 1889 begannen die Arbeiten, und schon im Sommer 1890 eröffnete ein Pächter die Herberge. "Alle fanden das Hotel toll. Wenn schönes Wetter war oder Veranstaltungen anstanden, dann war dort oben die Hölle los", erzählt Pertz.

Die Probleme seien im Winter und bei schlechtem Wetter gekommen, wenn sich der Betrieb nicht mehr rechnete. So kamen und gingen die Pächter, bis das Hotel um die Jahrhundertwende von der Stadt verkauft wurde. In den 1920er Jahren wurde das Areal sogar von einem Unternehmer genutzt, der seine Bonner Zigarrenfabrik ausbauen wollte. In den 1960er Jahren machte das Hotel endgültig zu, stattdessen übernahm es der Caritas-Verband, der Kölner Kinder in schweren Lebenssituationen dort ihre Ferien verbringen ließ.

Von den 1970er Jahren bis 1997 schließlich diente das Gelände als Wohnheim für die Glasfachschüler, ehe die Stadt wieder ins Spiel kam - aus pikantem Grund. "Es bestand die Gefahr, dass dort ein Freudenhaus betrieben werden sollte, da hat man das Waldhotel sicherheitshalber selber gekauft", berichtet Pertz. Versuche der Stadt, eine neue Verwendung zu finden, scheiterten. Zum Beispiel, als die Idee des Bonner SC platzte, die kubanische Fußball-Nationalmannschaft als Vereinsteam nach Deutschland zu holen und in Rheinbach unterzubringen.

Inzwischen hat sich das Blatt gewendet. Ende des Jahres sollen Umbau und Renovierung des Hotels mit 16 Zimmern fertig gestellt sein, so der Investor, der inkognito bleiben möchte. Nach seinen Angaben wird es zudem ein Waldcafé über zwei Etagen, eine Bar und ein öffentliches Restaurant mit Angeboten für Wanderer, Radfahrer und Ausflügler sowie einen 300 Quadratmeter großen Saal für Veranstaltungen geben. Auch ein kleiner Boule-Platz mit Mini-Tribüne wird gebaut.

Potenzielle Betreiber seien bereits in Aussicht, die das Waldhotel besonders als Café, Ausflugsort und Anziehungspunkt für Einheimische und Gäste wieder etablieren wollten - angesichts des besonderen Flairs der Streuobstwiesen und der alten Bäume auf dem rund 18 000 Quadratmeter großen Grundstück aussichtsreiche Pläne.

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