Das "Jugendamt 2000" kommt zu seinen Kunden

Künftig soll das komplette Leistungsangebot im Rhein-Sieg-Kreis über sieben regionale Jugendhilfe-Zentren abgewickelt werden

Rhein-Sieg-Kreis. Als im vergangenen Herbst der Kreistag den Haushalt für das Jahr 2001 verabschiedete, hatten viele Grund zu Strahlen: Die gute Konjunktur hatte die Kassen des Kreises gefüllt. Nur Kreissozialdezernent Hermann Allroggen hatte Grund zur Sorge. Denn die Kosten im Kreisjugendamt, das für 14 der insgesamt 19 Kommunen im Rhein-Sieg-Kreis zuständig ist, waren erneut gewachsen. "Die Zahl der Fälle für Erziehungshilfe für Kinder und Familien ist allein zwischen 1994 und 1998 um fast 50 Prozent gestiegen. Derzeit haben wir 700 pro Jahr zu erledigen", sagt Allroggen auf Anfrage des General-Anzeigers.

Die "Fälle" sind sehr unterschiedlicher Art: Es geht um Kinder, die Pflegeplätze benötigen, um Hilfen zur Erziehung, Beratung sowie die Beschaffung und Bereitstellung von Heimplätzen. Das ist aber noch nicht alles. "Der Gesetzgeber gibt uns zusätzlich immer neue Aufgaben auf", sagt der Sozialdezernent. Beispielsweise führe die Änderung des Sorgerechtes dazu, dass auf den Kreis nun mehr Beratungsarbeit wartet. "Wir müssen nämlich jetzt als Vermittler zwischen den Eltern fungieren", sagt Allroggen.

Der neuen Lage soll nun mit einer neuen Struktur begegnet werden, die der Jugendhilfeausschuss unter dem Namen "Jugendamt 2000" mehrfach diskutiert hat. Im Prinzip geht es dabei um eine Dezentralisierung: Das Jugendamt soll in sieben Kreiskommunen Filialen gründen. In Bornheim, Alfter, Meckenheim, Königswinter, Siegburg, Neunkirchen-Seelscheid und Eitorf können dieses Jugendhilfe-Zentren das komplette Programm anbieten - vom Kindergartenbeitrag bis hin zu Fragen des Unterhaltsvorschusses, der Tagespflege und sozialpädagogischen Angeboten, etwa Sozialer Dienst, Familien- und Einzelfallhilfe.

"Ich bin sicher, dass diese neue Struktur die Qualität unserer Dienstleistungen erhöht", sagt Allroggen. Antragsteller müssen beispielsweise künftig nicht mehr nach ins Kreishaus nach Siegburg fahren, sondern haben in unmittelbarer Nähe ihren Ansprechpartner. Die wiederum dürften die örtlichen Gegebenheiten besser einschätzen können als es von der fernen Zentrale in der Kreisstadt aus möglich ist. Und die Entscheidungsprozesse im Jugendamt sollen auch schneller werden: "Wir wollen aus den jetzt existierenden fünf Funktionsebenen drei machen." Der Charme des Ganzen: Bis auf zusätzliche Aufgaben für die Anmietung und Ausstattung von Räumen soll das "Jugendamt 2000" keinen Pfennig mehr kosten. Allroggen geht sogar davon aus, dass die Behörde "auf Dauer unsere Wirtschaftlichkeit steigert".

Die ersten Jugendhilfe-Zentren, in denen in der Regel rund 25 Mitarbeiter tätig sein werden, sollen schon in diesem Sommer eingerichtet werden. In Meckenheim wird die Filiale an der Rathausgasse 24 geöffnet. Ende des Jahres soll Königswinter, Anfang 2002 Eitorf dazu kommen. Bis Mitte kommenden Jahres soll die Dezentralisierung dann abgeschlossen sein.

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