Bessere Heilung von Knochenbrüchen

Unfallchirurgie der Uni Bonn setzt neu entwickelte Implantate ein - Platten halten Abstand zum Knochen - Durchblutungsstörungen passé

Bonn. Wundersames Titan statt Schrauben: Als eine von nur sechs Kliniken in Deutschland setzt die Unfallchirurgie der Universität Bonn jetzt neu entwickelte Implantate ein, die die Behandlung von Knochenbrüchen deutlich verbessern. "Sie sollen die körpereigene Bruchheilung besser unterstützen und die Zahl möglicher Komplikationen verringern", sagt der leitende Unfallchirurg auf dem Venusberg, Professor Christoph Rangger. Der Bruch selbst wird bei dem Eingriff nicht oder allenfalls nur mehr minimal berührt. Das sei einer der Gründe für den erfolgreichen Heilungsprozess.

Ziel der Behandlung bei Knochenbrüchen im Gelenkbereich ist es, sowohl das Gelenk als auch seine Oberfläche möglichst anatomisch wieder herzustellen. Dazu müssen auch Achse, korrekte Länge und Rotation der Hauptfragmente wieder eingerichtet werden. "Dieses Ziel wollen wir ohne zusätzliche Weichteilschädigung durch den Chirurgen erreichen", sagt Rangger. "Der Vorteil dieser Platte ist, dass wir sie über einen kleinen Schnitt einbringen können, nachdem wir den Bruch mit anderen Methoden eingerichtet haben und unser erzieltes Ergebnis mit dieser Platte stabilisieren können."

Die Platte liegt nicht unmittelbar am verletzten Knochen an; eine spezielle Verschraubung sorgt für einen geringen Abstand zwischen Platte und Fraktur, ohne dass die Stabilität beeinträchtigt ist. Dies wird durch eine winkelstabile Verbindung zwischen Schraube und Platte erreicht.

Die Platte selbst weist nur wenige vereinzelte Druckpunkte auf die Beinhaut auf, so dass die Durchblutung des Knochens von der Beinhaut dadurch nicht zusätzlich oder nur minimal beeinträchtigt wird. Die bisher verwendeten Platten wurden hingegen direkt mit dem Knochen verschraubt, was zwar große Stabilität gewährleistete, jedoch zu Durchblutungsstörungen der Knochenhaut führen konnte. Die Folge: Neues Knochenmaterial konnte nur langsam aufgebaut werden.

Der weitere Vorteil der neuartigen Platte ist, dass kein langer Hautschnitt gemacht werden muss. "Wir können über kleine einzelne Schnitte die notwendigen Schrauben zur Stabilisierung der Platte am Knochen einbringen", erläutert Christian Paul. Die sich mit etwas Druck selbst in den Knochen drehenden Schrauben verkürzen die Operationszeit. Die Bonner Unfallchirurgen schätzen die Zahl derartiger Operation deutschlandweit auf derzeit etwa 18 000 im Jahr; sie verteilen sich auf etwa 100 Krankenhäuser.

Das neue Verfahren ist auch von den Kosten her interessant, weil zum großen Teil keine neuen Instrumente gekauft werden müssen, da die bisher verwendeten auch für diese neuartigen plattenähnlichen Implantate genutzt werden können. Auch sind sie mit dem herkömmlichen System kompatibel.

Wie die gegenüber herkömmlichen Platten um zehn bis zwölf Prozent teureren Implantate letztlich mit den Krankenkassen abgerechnet werden, sei Verhandlungssache, sagt Rangger. In den jetzt anlaufenden klinischen Vorstudien erwartet er keinerlei Kostendruck.

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