Durchblick im Dschungel

Die erste Hochschulmesse des Arbeitsamtes Bonn/Rhein-Sieg sollte Studierwilligen die Qual der Wahl erleichtern

Bonn. (sj) Die Hochschullandschaft präsentiert sich zunehmend als Dschungel: In der ABC-Region Aachen, Bonn, Köln gibt es alleine Hunderte von Studiengängen an mehr als 20 Hochschulen und Universitäten. Kein Wunder, dass man da schnell den Überblick verliert.

Wo Maschinenbau studieren? An der Uni, an der Technischen Hochschule oder doch lieber an der Fachhochschule? Einen Überblick über die Angebotsfülle gab jetzt das Arbeitsamt Bonn/Rhein-Sieg mit seiner ersten Hochschulmesse in der Beethovenhalle.

"Wir wollen damit die Qual der Wahl erleichtern und die Studienangebote von Aachen bis Köln mit allen Spezialisierungsmöglichkeiten an einem Ort konzentriert vorstellen", sagt Arbeitsamtdirektorin Marita Schmickler-Herriger. 20 Aussteller, darunter alle Universitäten und die meisten Fachhochschulen des Köln-Bonner Raums - einschließlich der Hochschulen aus Koblenz, Bingen und Aachen - sowie die Berufsberatung des Arbeitsamtes und das BAföG-Amt der Bonner Uni standen für Informationen zur Verfügung.

Angesichts der Fülle der Angebote fühlten sich zwei Schülerinnen aus Troisdorf "eher erschlagen". Ein Volkswirtschaft-Student schaute sich mit Blick auf seine berufliche Zukunft um: "Ich möchte mich später spezialisieren, weiß aber noch nicht auf was", sagte er. Neu orientieren wollte sich eine Tiermedizinstudentin, die erst vor kurzem ihr Studium in Hannover abgebrochen hatte. "Ich interessiere mich für Architektur oder Biologie", erzählte sie, hatte sich aber noch nicht endgültig entschieden.

Unentschlossen waren auch drei Schülerinnen aus Rheinbach: "Wir stehen kurz vor dem Abitur, wissen aber noch nicht, was wir studieren wollen." Die Messe richtete sich in erster Linie an Schüler, Studienwechsler und sonstige Interessierte.

Dass sich die Hochschulwelt stark im Wandel befindet, wurde überall deutlich: Die Studiengänge werden fachspezifischer und internationaler. So bietet die Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg seit dem Wintersemester den ersten FH-Studiengang "Biology" an. Englisch ist die Sprache der Wahl in den Lehrveranstaltungen, Auslandsaufenthalte sind Pflicht. Ein ähnliches Konzept hat die Internationale Fachhochschule für Tourismus in Bad Honnef, an der im vergangenen Herbst die ersten 25 Studenten begannen.

Neben vertieften Englischkenntnissen müssen die künftigen Hotel- und Tourismus-Manager auch einen tragbaren Computer mitbringen. "Alle Kurse finden in englischer Sprache statt. Den Laptop brauchen sie für die Vorlesungsmitschrift", hieß am FH-Infostand.

Die jüngste Hochschule in der Region wirbt neben dem deutschen Diplom-Betriebswirt auch mit dem international gültigen "Bachelor of Arts". Ab März soll der neue Studiengang Luftverkehrsmanagement starten. "Wir sind völlig überrascht über den Ansturm heute und hoffen auf weitere Bewerber für unseren Eignungstest", freute sich Präsidentin Antoinette Klute-Wetterauer.

Nicht nur in der Tourismus- und Hotelbranche wird zunehmend länderübergreifend gearbeitet. "Man muss bereit sein, in internationalen Teams mitzuarbeiten", sagte Professor Dieter Jacob von der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen, der den Studiengang Luft- und Raumfahrttechnik vorstellte. Verschiedene Staaten wirken an der Entwicklung des Eurofighters mit - nach der speziellen Arithmetik Europas. Die eine Tragfläche des Flugzeugs bauen die Spanier, die andere die Italiener.

Der Boom in der IT-Branche zeigte sich auch am Stand des Studiengangs Angewandte Informatik der FH Bonn-Rhein-Sieg, der von vielen Interessierten umlagert war.

Angesichts des Mangels an Fachkräften in der IT-Branche hätte der Studiengang Werbung wahrscheinlich gar nicht mehr nötig. "Wir haben 400 Bewerber für 100 Studienplätze", sagte Rainer Herpers, Professor für Computergrafik und Multimedia-Anwendungen. Als "vollen Erfolg" wertete Paul Moser, Pressesprecher des Arbeitsamtes, die erste Hochschulmesse: "Schätzungsweise mehr als 2 000 Interessierte haben die Messe besucht, die Aussteller waren unisono rundum zufrieden." Nächstes Jahr soll es deshalb wieder eine Hochschulmesse geben.

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