Mehr als ein Generationswechsel

Ursula Mättig, die neue Beauftragte derBonner Universität, nimmt künftig an jedem Bewerbungsgespräch teil - Sie will gleichermaßen Ansprechpartnerin für Wissenschaftlerinnen und Studentinnen sein

Bonn. Ursula Mättig, die neue Gleichstellungsbeauftragte der Universität, ist schon bestens eingearbeitet, denn sie wirkte bereits seit 1993 als "rechte Hand" der langjährigen Frauenbeauftragten Brigitte Mühlenbruch und war seit 1998 deren Stellvertreterin. Nachdem Mühlenbruch die Leitung des neuen "Kompetenzzentrums Frauen in Wissenschaft und Forschung" übernommen hat, wurde Mättig vom Uni-Senat zur neuen Gleichstellungsbeauftragten bestellt. Sie bekräftigt deshalb die Kontinuität in der Vertretung der Belange der Frauen an der Uni: "Brigitte Mühlenbruch hat in den zwölf Jahren ihrer Amtszeit den Boden bereitet. Ich will auf der bewährten Arbeit meiner Vorgängerin aufbauen."

Doch wer nun glaubt, außer einem Generationswechsel ändere sich nichts, irrt. Dafür sorgen freilich auch die Rahmenbedingungen, etwa neue Gesetze. So wurde im Landesgleichstellungsgesetz 1999 die Frauenbeauftragte zur Gleichstellungsbeauftragten umbenannt. Weitere Änderungen wird die neue Grundordnung der Universität bringen, die derzeit von einer Senatskommission in Anpassung an das reformierte nordrhein-westfälische Hochschulgesetz erarbeitet wird.

Mättig: "Es soll künftig eine Gleichstellungskommission geben, die paritätisch aus Männern und Frauen zusammengesetzt ist und der auch die Gleichstellungsbeauftragte beratend und unterstützend angehört." Denn bei der leistungsorientierten Mittelvergabe muss, so die eindeutige Vorgabe des Ministeriums, auch berücksichtigt werden, wie sich die einzelnen Fakultäten um die Belange der Frauen kümmern. Dazu wurden bereits im vergangenen Jahr so genannte Frauenförderpläne erstellt und im November vom Senat verabschiedet. Daraus gehen die Frauenquoten hervor.

"Insgesamt liegen wir in Bonn bei den Quoten ganz gut im Bundesdurchschnitt", sagt Mättig: "Bei den Studienanfängern stellen die Frauen schon über 50 Prozent. Bei den Professuren sind es aber nur sieben Prozent." Da gebe es noch einiges zu tun. Mättig hält daher ihren Einsatz in den Berufungskommissionen und bei Vorstellungsgesprächen für sehr wichtig: "Da wird auf mich geachtet. Und ich frage auch genau nach dem Grund, wenn eine Frau nicht weiterkommt. Meine Präsenz ist wichtig."

Im Wissenschaftsbetrieb kennt sich Frau Mättig aus: Nach einer Ausbildung zur Buchhändlerin studierte sie in Bonn und Hamburg Germanistik und Philosophie. Darüber hinaus begleitete sie ihren Mann über alle Stationen seiner Wissenschaftlerkarriere als Physikprofessor - auch ins Ausland. Da sie ihre beiden Kinder während des Studiums großzog, schärfte sich ihr Blick für die besonderen Probleme der Frauen, und sie begann, sich mit Frauenförderung wissenschaftlich zu beschäftigen. Die Kenntnisse aus ihren Forschungen will Mättig nun für die Frauen an der Uni Bonn nutzbar machen.

Das so genannte Lise-Meitner-Habilitationsprogramm schätzt Mättig als gutes Förderinstrument. Fünf dieser Stipendien wurden im vergangenen Jahr an der Uni Bonn vergeben. Mättig: "Das Programm ist renommiert, und die Absolventinnen haben schon häufig interessante Professuren bekommen." Kritischer beurteilt sie die Stipendien zum Wiedereinstieg für Jungwissenschaftlerinnen nach der Babypause, die zwar "im Moment helfen, aber quantitativ nicht soviel gebracht" hätten, weil den Wissenschaftlerinnen häufig der Einstieg ins System dann doch nicht gelungen sei. Mättig: "Besser sind Stellenprogramme." Große Hoffnungen verbindet sie mit dem neuen Hochschul- und Wissenschaftsprogramm des Landes, das noch in diesem Jahr anlaufen soll. Es sieht vor, dass Frauen auf vorhandenen C1-Stellen an den Hochschulen gefördert werden, deren Finanzierung dann das Land übernimmt. Mättig: "Das ist eine gezielte Förderung zur Habilitation. Die Frauen sind fünf Jahre ans Institut und an den Fachbereich angebunden und in der Lehre verankert." War die Beratung von jungen Wissenschaftlerinnen bislang eindeutig der Schwerpunkt in den Sprechstunden der Frauenbeauftragten, will Mättig "auch bei den Studentinnen bekannt werden und für sie da sein", etwa wenn sie sich diskriminiert oder gar sexuell belästigt fühlen. Dazu will Mättig auch mit dem Frauenreferat des AStA (Allgemeiner Studierendenausschuss) zusammenarbeiten. Sie ist auch Ansprechpartnerin, wenn es darum geht, Studium und Kindererziehung unter einen Hut zu bringen.

Mättigs erstes großes Projekt ist der "Schnupper-Studientag in naturwissenschaftlichen Fächern für Oberstufenschülerinnen" am Mittwoch, 14. Februar. Mättig: "Es geht mir darum, junge Frauen zu ermutigen, Fächer zu studieren, in denen die Berufsaussichten sehr gut sind."

Die Sprechstunde der Gleichstellungsstelle, Kaiserstraße 1 d, ist mittwochs von 10 bis 13 Uhr oder nach Vereinbarung unter Tel. 73 74 90. Weitere Informationen unter www.uni-bonn.de/frauenbeauftragte/

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