Design statt Bewusstsein Florian Schroeder gastierte im Pantheon

BONN · Als Stimmenimitator begann Florian Schroeder einst seine Karriere. Der Beginn seines Programms "Für alles offen und nicht ganz dicht - Die Show", das er an zwei Abenden im Pantheon zeigte, ließ Böses ahnen, warben doch die eindeutig imitierten Stimmen von Angela Merkel, Benedikt XVI., Gerhard Schröder und Mario Barth ebenso eindeutig ironisch für Schroeders Können.

Doch das Programm lebt, nachdem Schroeder seinen Rhythmus mit dem Publikum gefunden hat, vom Inhalt. Und der ist erstaunlich stark.

Tatsächlich ist "Für alles offen und nicht ganz dicht" für Schroeder nicht nur ein Spruch, sondern ein Urteil über seine Generation. Mit 32 gehört er zu jener Gruppe, die nach und nach die Verantwortung im Lande übernimmt, sich dabei aber vor jedem Standpunkt und jeder Endgültigkeit drückt.

An diesem Thema arbeitet der Kabarettist sich zwei Stunden lang intelligent und unterhaltsam ab. Stimmparodien gehören nach wie vor zum Repertoire, werden aber meist nur dann bemüht, wenn es passt. Hier geht es nicht darum, sich über andere lustig zu machen, hier schlägt einer Alarm.

Schroeder warnt vor dem "Stuhlkreisprinzip", dem ständigen Ausdiskutieren, hinter dem eine vorgetäuschte Demokratie steht. "Du sollst dich echt frei entscheiden können. Aber es ist nur so lange okay, wie du dich für das entscheidest, was wir wollen, aber nicht sagen."

Dem Autoritätsgedanken vergangener Tage kann Schroeder nicht viel mehr abgewinnen. Er unterscheidet zwischen der Diktatur Analogistan, wo einem alles, was man nicht konnte, vorgehalten wurde, und dem scheinbar freien Digitalien, wo Design über Kompetenz steht. "Du kannst mir, du kannst uns, du kannst allen alles erzählen, solange das Design stimmt. Denn wir verwechseln Design mit Bewusstsein."

Das klingt ernst, und Schroeder meint es auch so, serviert es aber mit hohem Lachfaktor. Florian Schroeder hat sich zum Kabarettisten gemausert.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Ein Porträt Venedigs am Piano
Iiro Rantala und Fiona Grond beim Jazzfest Ein Porträt Venedigs am Piano
Zum Thema
Der Schotte Miko Berry gewann den
Poeten-Showdown in Beuel
„Raus mit der Sprache“ im PantheonPoeten-Showdown in Beuel
Aus dem Ressort