Kommentar Abschied auf Raten

KÖLN · Für Abschieds-Elogen ist es noch zu früh. Erst am 13. Oktober fällt für Kasper König der letzte Vorhang - angemessen in der Kölner Philharmonie mit der Verabschiedung durch Harald Schmidt und zu Klängen des Ensemble Modern, das Heiner Goebbels' "Eislermaterial" mit dem knorrigen Josef Bierbichler zu Königs Ehren aufführen wird.

Der Meister geht auf Raten. Mit der im April beendeten programmatischen Ausstellung "Vor dem Gesetz" zeigte König, dass "die Kunst nicht die Welt verändern, aber ihrer Komplexität gerecht werden kann". Nun folgt die bilanzierende Schau "Ein Wunsch bleibt immer", in der der Museumsmann Rechenschaft über seine Sammelkunst ablegt.

In weinigen Wochen zeigt Stephan Dietrich im Museum Ludwig eine Ausstellung über Claes Oldenburg. Kein Zufall sicherlich: Mit Oldenburg startete der 23-jährige König seine fast endlose Ausstellungsmacher-Karriere.

Und so langsam zeichnet sich ab, was Köln mit dem Ausscheiden des 68-Jährigen verliert. Einen knorzigen Museumsmann mit Ecken und Kanten und einem herben Charme. Einen, der für die Kunst kämpft, auch mit harten Bandagen, wie man aus dem Kölner Kulturausschuss hört. Königs Bilanz geht weit über das hinaus, was er ins Haus holte und nun mit berechtigtem Stolz in "Ein Wunsch bleibt immer übrig" präsentiert.

Wer den Zustand des Museums Ludwig vor König mit dem aktuellen Stand vergleicht, erkennt, was diese Ära ausmacht. Den riesigen Dampfer Museum Ludwig auf Erfolgskurs gebracht zu haben, ist sein Verdienst. König selbst brachte am Freitag das pathetische Wort vom Lotsen, der von Bord geht, ins Spiel. Aber sagte auch, man habe den Bock zum Gärtner gemacht, als man einen völlig uninstitutionellen Typen zum Chef machte.

Das war und ist sein Kapital: Eine große innere Unabhängigkeit. Hinzu kommt der Mut, Picasso und Fotografie aus zwei Jahrhunderten, die Kölner Progressiven und die amerikanische Pop-Art, Klassiker von Lichtenstein bis Hockney mit noch unabgesegneter Kunst zusammenzubringen. Das macht ihm so schnell keiner nach.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Die Stunde der Sieger
Abschluss Deutscher Musikwettbewerb in Bonn Die Stunde der Sieger
Zum Thema
Aus dem Ressort