Ausstellung in der Bundeskunsthalle Romy Schneider: Eine schöne alte Freundin

BONN · Die Romy-Schneider-Ausstellung in der Bundeskunsthalle zieht vor allem Frauen in ihren Bann.

 Die Gesichter der Romy Schneider: Die Schauspielerin auf Titelseiten von Illustrierten.

Die Gesichter der Romy Schneider: Die Schauspielerin auf Titelseiten von Illustrierten.

Foto: dpa

Mit 13 Jahren hat Elisabeth Gorski Romy Schneider zum ersten Mal gesehen. Das war Liebe auf den ersten Blick. Die heute 52-Jährige lacht. Es war "Mädchenjahre einer Königin", der erste der drei Sissi-Filme, den sie damals im Kino sehen durfte. Wie viele Menschen Romy Schneider in ihr Herz geschlossen haben, erlebt Elisabeth Gorski beinahe täglich. Sie arbeitet am Ticketschalter der Bundeskunsthalle, die der Schauspielerin anlässlich ihres Todes vor 30 Jahren eine Ausstellung gewidmet hat.

Mehr als 42.000 Besucher - überwiegend Frauen - haben die Ausstellung "Romy Schneider" seit ihrer Eröffnung am 5. April gesehen. Das sind, so Museumssprecher Stefan Bergmann, schon außergewöhnlich viele. "Wir zeigen auch ihre anderen Filme. Nicht nur Sissi", sagt Elisabeth Gorski. Der Kinosaal sei jedes Mal voll.

"Haben Sie Swimmingpool gesehen? Mit Alain Delon?", fragt sie und kichert ein wenig. Einfach unvergesslich. Die Kussszene mit Romy und Alain. Und beide nur in Badehosen!

"Damals haben wir uns kaum getraut, die Plakate anzuschauen", erinnert sich Ingrid Kunath. Sie war gerade Anfang 20, als der Film 1969 in die Kinos kam. Es war, trotz Studentenrevolte, immer noch eine prüde Zeit. Kunath hatte die Sissi-Filme gesehen und war fasziniert von der neuen Romy Schneider. "Ich habe sie sehr bewundert, wie sie auf eigene Faust nach Frankreich gegangen ist, um von ihrem Sissi-Image wegzukommen."

"Sie war eine schicke Frau"

Die 65-jährige Kölnerin ist mit ihrer Freundin Helene Velten (64) nach Bonn gefahren, um das Leben des Weltstars Revue passieren zu lassen. Beinahe ist es so, als besuchten sie ein alte Freundin. "Sie war eine schicke Frau", sagt Velten, "wenn sie Chanel trug, sah sie einfach perfekt aus."

Während die Freundinnen sich noch über Magda Schneider, Romys Mutter, auslassen - "Was war sie doch gegenüber der Tochter dominant. Das kann man hier auf jedem Foto sehen" - bleibt vor einem Modell mit einem typischen Kleid der Schneider aus den 1960er Jahren eine Frauengruppe stehen. Es sind die Damen vom Colloquium Humanum, die Kunsthistorikerin Angelika Schmid durch die Ausstellung führt. Romy Schneider. Längst gehört sie zum deutschen Kulturgut.

"Sie müssen einfach wissen. Romy Schneider ist der letzte große deutsche Weltstar. Danach haben wir nie wieder einen gehabt", belehrt Schmid ihre aufmerksamen Zuhörerinnen. "Dabei sind wir Deutschen gar nicht nett mir ihr umgegangen", schimpft Ingrid Kunath. "Alle sahen sie nur als Sissi." Als sie das sagt, könnte man beinahe glauben, sie sei eine jüngere Schwester von Romy. Eine Bemerkung, über die sich die Kölnerin sichtlich freut.

"Ich begleite nur meine Frau." Den Satz hört Elisabeth Gorski an der Kasse oft von Männern, wenn sie eine Eintrittskarte für die Ausstellung lösen. Horst Meyer sagt das auch. Dafür wirkt der Wuppertaler Chemieprofessor (69) recht interessiert, als er sich über eine hinter Glas ausgestellte Weihnachtskarte beugt, auf der Schneider mit ihrem ersten Mann Harry Meyen und Söhnchen David frohe Festtage wünscht.

"Tut mir leid. Keine Zeit", sagt ein männlicher Besucher

Ach ja. Da kommen auch Sonhild Schretzmann (67) die Erinnerungen an das tragische Unglück wieder hoch. Damals, als David beim Klettern über den Zaun der Großeltern von den Zaunspitzen aus Eisen aufgespießt wurde und wenige Stunden später starb. Das war 1981. Die Präsidentin des Colliquiums Humanum der Damen schaudert noch heute, wenn sie daran denkt. "Gott, war das vielleicht furchtbar. Die arme Mutter."

Ein junger Mann, der gerade noch versunken vor einem Schneider-Porträt aus den 1970er Jahren steht, möchte sich zur Ausstellung nicht äußern. Ist es ihm etwa peinlich? So mitten unter all den Frauen? Auch darauf gibt er lieber keine Antwort. "Tut mir leid. Keine Zeit. Ich habe einen Termin."

Zwei junge Mütter schieben ihre Kleinen - Piet und Bendix - in Kinderwagen durch die Ausstellungsräume. Auch ihre Altersgruppe ist eher unterrepräsentiert. Ihr Ziel: die "Sissi-Abteilung". "Die anderen Filme kenne ich gar nicht", sagt Julika Adam. Die 31-Jährige ist zu Besuch bei ihrer Freundin Brigitte Kaufmer in Sankt Augustin. "Wir stehen so auf die alten Filme", sagt sie und verdreht verzückt die Augen. Einen Sissi-Abend zu Hause, mit Freundinnen würden die beiden liebend gerne machen - "wenn die Kinder größer sind".

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