Das Haushaltsgeld liegt im Bronzekästchen

Cornelius Ulbert präsentiert die Funde der Botzdorfer Villa Rustica in Bornheim - Das Anwesen aus der Römerzeit fiel einem Brand zum Opfer - Die Göttin Fortuna ziert den Geschirrschrank

Bornheim. "Alle Wege führen nach Rom, viele Wege haben auch nach Bornheim geführt", erklärt Archäologe Cornelius Ulbert. In Botzdorfs halbhoher Hanglage grub er mit seinen Kollegen die Reste einer römischen Siedlung, einer Villa Rustica, aus.

Die Grabungen stießen bei Archäologie-Kollegen auf großes Interesse, bei den Bauwilligen des Bebauungsplanes Bo 21 auf Unmut. Bauverzögerungen und Mehrkosten drohten.

"Diese hervorragende Wohnlage ist schon von unseren Vorfahren geschätzt worden", sagte Ulbert bei einer Dia-Präsentation der Funde. Steinzeitfunde, eisenzeitliche Überreste, römische Funde und zwei mittelalterliche Gräber befinden sich auf dem Areal.

"Die Nähe zu den Militärstandorten Köln und Bonn machte die Lage hier im 1. Jahrhundert n. Chr. geradezu ideal", so der Archäologe.

Auf 1,5 Hektar untersuchte und sicherte er für die Firma van de Graaf für Laien unsichtbare Spuren einer römischen Siedlung. Helle runde Flecken im ansonsten dunklen Boden verraten dem Archäologen, dass hier Pfosten für Wohngebäude eingegraben wurden.

Durch einen genauen Lageplan der Pfosten lassen sich die Größe der Häuser und die darin angelegten Räume rekonstruieren. Von zwei römischen Öfen, einer wohl ein Töpferofen mit einem Durchmesser von 1,6 Metern, blieb eine Höhe von knapp einem Meter erhalten.

"Wir hielten diesen Fund für so bedeutend, dass wir mit der Stadt entschieden haben, ihn als Block zu bergen", erklärt Ulbert. Bis zur Aufarbeitung lagert der Fund aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. im Bauhof der Stadt.

"Die Villa Rustica wurde im 2. Jahrhundert durch ein Feuer zerstört", weiß der Archäologe anhand seiner Funde und Untersuchungen zu berichten. Bis zu diesem Zeitpunkt standen fünf Steingebäude, die zur selben Zeit bewirtschaftet wurden, auf dem Areal. "Drei davon sind offensichtlich Nebengebäude. Das eigentliche Repräsentationsgebäude fehlt uns noch", so Ulbert.

Er vermutet, dass das isoliert liegende fünfte Haus ein Teil des Wohn- und Wirtschaftsgebäudes sein kann. "Davon ist allerdings nur ein gut ausgestatteter Raum erhalten", führt er aus. Dieser war nach seinen Berechnungen etwa elf mal 17 Meter groß und wurde im Laufe der Zeit mehrfach aus- und umgebaut.

Das Wohn- und Wirtschaftsgebäude verfügte über ein beheiztes Bad. Eine Hypocaustanlage wärmte den Fußboden von unten. Ein Kaltwasser-, ein Heißwasser- und ein Lauwasserbecken vermutet Ulbert. Die Außenwände des Wohnhauses waren rot und weiß bemalt, ermittelte er anhand von Scherbenfunden.

Was für die römischen Siedler eine Katastrophe war, bringt dem Archäologen heute einen tiefen Einblick in das Alltagsleben: Gegen Ende des 2. Jahrhunderts brannte die Villa ab. Ein Geschirrregal brach dabei zusammen. Die Scherben und Alltagsgegenstände blieben liegen, wurden vergessen und nun von ihm geborgen.

"Es handelt sich herbei um einen geschlossenen Fund", erklärt Ulbert. Ein Geschirr mit Tellern, Bechern und Schalen gruben die Archäologen in Botzdorf aus. Ein Bronzekästchen mit zwei Münzen darin gehörte ebenfalls zu den Brandfunden. "Vielleicht war das die Haushaltskasse", überlegt er.

"Terra Sigilata" heißt das hochwertige, römische Geschirr. Einige Teller stammen aus der Werkstatt des Saturninus, der seine Waren in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr. in Trier produzierte.

"Anhand dieses Wissens können wir den Brand im Haus ganz gut datieren", so Ulbert. Inmitten der Scherben und Teller stießen die Archäologen auf eine kleine Kostbarkeit: Ein 40 Zentimeter hohes Steinrelief der Göttin Fortuna diente der Regalverzierung.

Die Funde gehen zum größten Teil in den Besitz des Rheinischen Landesmuseums in Bonn.

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