Insolvenz von Spargel Ritter Erntehelfer aus Bornheim marschieren zu Konsulat in Bonn

Bonn/Bornheim · Etwa 80 Teilnehmer haben am Dienstag in der Bonner Innenstadt für die Belange von Erntehelfern bei Spargel Ritter demonstriert. Von der Kanzlei des Insolvenzverwalters in der Oxfordstraße aus zog der Protestzug zum rumänischen Konsulat.

 Teilnehmer einer Demo in der Bonner Innenstadt haben für die Belange von Erntehelfern demonstriert.

Teilnehmer einer Demo in der Bonner Innenstadt haben für die Belange von Erntehelfern demonstriert.

Foto: Sven Westbrock

Als sie am Bertha-von-Suttner-Platz auftauchen, gibt es Applaus. Mit der zweiten Gruppe Erntehelfer ist der Demonstrationszug am frühen Dienstagnachmittag komplett. Kurz darauf beginnt der knapp zwei Kilometer lange Marsch zum Generalkonsulat von Rumänien am Legionsweg. Den Diplomaten ihres Heimatlandes wollen die rund 20 Erntehelfer des unter Insolvenzverwaltung gestellten Spargel- und Erdbeerhofs Ritter, die mit gut 200 weiteren Menschen in einem Containerdorf an der Kläranlage in Bornheim untergebracht sind, von den problematischen Bedingungen dort und auf den Feldern berichten.

Und vor allem wollen sie Hilfe, um ihren auststehenden Lohn zu bekommen. Denn bisher, so berichteten mehrere Erntehelfer bei den mehrfachen Protesten seit Ende vergangener Woche in Bornheim, hätten sie lediglich Vorschüsse von wenigen hundert Euro ausgezahlt bekommen – wenn überhaupt.

Unterstützt werden  die Erntehelfer bei ihren Anliegen am Dienstag von etwa 30 Vertretern der anarchistischen Gewerkschaft Freie ArbeiterInnen Union (FAU). Diese hatten schon am Morgen vor dem nahegelegenen Büro der Anwaltskanzlei von Ritter-Insolvenzverwalter Andreas Schulte-Beckhausen demonstriert. Dabei berichteten sie davon, dass es ihnen Tags zuvor gelungen sei, für eine Auszahlung an die Arbeiter zu sorgen. Allerdings sei diese „dubios“ abgelaufen, so ein FAU-Sprecher. Bis zu 500 Euro hätten die Saisonarbeiter bekommen, in einem Fall allerdings nur fünf Euro.

Auf dem Weg zum Konsulat entlang des Rheins skandieren die Demonstranten immer wieder „Mafia, Mafia“, mit Blick auf die Machenschaften, denen sie sich ausgesetzt sehen. Aus einer unweit des Flusses gelegenen Villa ernten sie neugierige Blicke. Am Konsulat angekommen, dauert es eine Weilte, bis sich etwas tut. Dann kommen ein paar Männer aus dem Gebäude. Das Tor öffnet sich, zehn Menschen dürfen rein, um mit den Diplomaten zu sprechen. Auch FAU-Sprecher Erik Hagedorn erhält Zutritt.

Das Konsulat, so berichtet er später, habe Kontakt zum rumänischen Landwirtschaftsministerium aufgenommen, die Vertreter der rumänischen Regierung wollten alles in ihrer Macht stehende tun, um den Arbeitern zu helfen. Insolvenzverwalter Schulte-Beckhausen habe man nicht erreichen können, heiße es aus dem Konsulat.

Auch für den General-Anzeiger war die Kanzlei von Schulte-Beckhausen am Dienstag telefonisch nicht erreichbar. Früher hatte der Insolvenzverwalter darauf hingewiesen, dass der Großteil des Lohns erst am Ende der eigentlich dreimonatigen Arbeitszeit der Erntehelfer ausgezahlt werde.

Die Frage ist, wie lange die Ernte tatsächlich geht. Bei der Demo berichteten Arbeiter davon, dass sie vollständig abgebrochen worden sei. Die Spargelernte hat Schulte-Beckhausen eigener Aussage zufolge bereits vor einigen Tagen frühzeitig beenden lassen, weil Restaurants wegen der Corona-Pandemie als Abnehmer ausgefallen seien. Die Erdbeer-Ernte funktioniere jedoch gut, hatte Schulte-Beckhausen gegenüber dem GA versichert. Aber er hatte auch hier eingeräumt, dass er einigen Erntehelfern habe kündigen müssen. Die Abreise nach Rumänien, die die Arbeiter selbst wohl nicht finanzieren können, organisiere er.

Inzwischen sind die Zustände im Bornheimer Containerdorf Thema im Düsseldorfer Landtag. Die Grünen-Abgeordneten Horst Becker, Norwich Rüße und Mehrdad Mostofizadeh  haben eine Kleine Anfrage an die Landesregierung gestellt. Mit Blick auf die hygienischen Verhältnisse in Bornheim stelle sich die Frage an, ob seit Anfang April in NRW „tatsächlich die notwendigen Maßnahmen ergriffen worden sind und ob die Landesregierung zu deren Durchsetzung die erforderlichen Kontrollen veranlasst hat“, teilen die Abgeordneten mit.

Der SPD-Ortsverein Bornheim zeigt sich „empört über die entsetzlichen Bedingungen, unter denen die ausländischen Erntehelfer gelitten hätten. „Die Würde des Menschen darf vor Saisonarbeit nicht Halt machen“, kritisierte Ortsvereinsvorsitzende Anna Peters die Zustände.

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