Studie belegt Effekte Die Baskets als Wirtschaftsfaktor

BONN · Eine Studie belegt den positive Effekte für Bonn. Der Bundesligist gewährt Einblick in Bücher: Der Team-Etat liegt bei 2,5 Millionen Euro. Laufende Ausgaben für die Stadt entfallen unterdessen nicht.

Profitiert Bonn von den Telekom Baskets? "Eindeutig: Ja", sagt Professor Sascha L. Schmidt von der WHU Otto Beisheim School of Management. Er sagt das nicht nur, er kann es belegen. Am Mittwoch stellte der Wirtschaftswissenschaftler im Kameha Grand seine Studie "Bonn: Die Stadt, in der das Runde nicht ins Eckige muss", vor.

Im Auftrag der Beko Basketball-Bundesliga (BBL) hat Schmidt in der Saison 2012/13 den Wirtschaftsfaktor, den "Leuchtturmcharakter" aufgrund von positivem Image und das lokale Engagement der Telekom Baskets begutachtet und zusätzlich etwa 1000 Bonner Bürger, Zuschauer und Fans befragt. "Die Baskets sind für die Stadt Bonn und die Region nicht nur das sportliche Aushängeschild, sondern ein wichtiger ökonomischer Treiber", sagt BBL-Geschäftsführer und Auftraggeber Jan Pommer. "Übertragen auf die anderen BBL-Standorte lässt sich daraus ableiten, dass unsere Clubs für die Kommunen einen erheblichen Mehrwert darstellen - wirtschaftlich und gesellschaftlich." Nun hat Pommer die Zahlen, die das belegen.

Rund 400.000 Euro bringen die Baskets demnach der Stadt Bonn und den umliegenden Gemeinden an steuerlicher Wertschöpfung - direkt oder indirekt. 60.000 Euro fallen dem gegenüber pro Saison für Sicherheitspersonal, Ordner, Absperrmaßnahmen und den Betrieb von Parkplätzen an. Dafür wird - anders als an anderen Standorten - kein städtisches Personal eingesetzt, der Verein trägt die Kosten selbst. Auch hier profitiert Bonn.

Von den rund 2,2 Millionen Euro für Dienstleistungen gibt der Verein 54 Prozent in Bonn aus. Beispielsweise für Catering, Sicherheit und Hotels. 23 Prozent bleiben immerhin noch in NRW (etwa für Tontechnik oder Schiedsrichter).

Auch von dem Bier, das der Fan trinkt, profitiert die Stadt, ebenso von dem Geld, das er vor oder nach dem Spiel in der City lässt. 136.942 Zuschauer sahen die Spiele von Benas Veikalas und seinen Kollegen in der Saison 2012/13, das sind durchschnittlich 5267 pro Spiel. Schmidt veranschlagt 30 Euro für den lokalen Konsum pro Person - macht insgesamt 3,4 Millionen Euro.

Die Telekom Baskets Bonn investieren jedes Jahr rund 500.000 Euro in die Förderung des Nachwuchses. Auch das soziale Engagement (Corporate Social Responsibility/CSR) bewerteten die Wissenschaftler: 87.500 Euro pro Jahr, was etwa 3,5 Prozent des Spieleretats entspricht. Ein hoher Anteil, vergleicht man ihn mit den Aufwendungen eines "CSR-Riesen" in der Fußball-Bundesliga: Der VfL Wolfsburg, ebenfalls Forschungsobjekt der WHU, wendet 2,6 Prozent des Profisportler-Etats für Soziales auf.

Im letzten Absatz lag eine Information, die es so von den Telekom Baskets noch nie gegeben hat: Die Höhe des Spieleretats - 2,5 Millionen Euro. Liga-Durchschnitt sind laut Pommer 4,9 Millionen, mit einer Spanne von knapp zwei bis zwölf Millionen (Etat Liga-Primus Bayern München). Noch eine Info aus der geheimen Schatulle der Baskets: Der Gesamtetat liegt - je nach sportlichem Erfolg - zwischen 4,5 und 5,5 Millionen Euro.

"Wir haben eine Weile diskutiert", sagt Baskets-Präsident Wolfgang Wiedlich auf die Frage, ob man gleich Feuer und Flamme gewesen sei, als die Anfrage aus Köln kam. Wer zum Forschungsobjekt wird, muss schließlich hier und da die Hosen runterlassen. "Aber dann haben wir Wissenschaftlern unsere Buchhaltung zur Auswertung geöffnet. Ich denke, die harten Fakten in Form konkreter Zahlen belegen, dass unser Club in Bonn viel mehr ist als nur die wirtschaftliche Hülle für ein Basketball-Profiteam."

"Die Baskets erwirtschaften die Bonner Sportförderung"
Achim Dehnen, Stadtsportbund

Nun liegen die Zahlen offen. 400.000 Euro steuerliche Wertschöpfung, 500.000 Euro Nachwuchsförderung, 87.500 Euro für soziales Engagement - macht knapp eine Million für "gesellschaftliche Wertschöpfung".

"Eine Stadt muss wissen, was ihr ein Leuchtturm wert ist", sagte Michael Scharf, Chef des Stadtsportbundes. "Sowohl Oper wie auch die Baskets haben pro Jahr in etwa die gleichen Zuschauerzahlen. Aber während die Stadt die Oper mit einem Zuschuss von 30 Millionen Euro pro Jahr aus Steuereinnahmen unterstützt, müssen sich die Baskets selber finanzieren, ja sie bringen der Stadt Bonn als Verein sogar noch zusätzliche Steuereinnahmen!" Stadtsportbund-Finanzexperte Achim Dehnen überspitzte es recht plakativ: "Eine Million Euro messbar positive Effekte der Baskets entsprechen genau der Summe, die die Stadt an Sportförderung für alle 280 Vereine ausgibt. Übersetzt heißt das: Die Baskets erwirtschaften die Bonner Sportförderung."

Martin Herkt, der Leiter des Sport- und Bäderamtes, stellte zumindest einen "neuen" Dialog in Aussicht, nachdem die Fronten zwischen Stadthaus und Telekom Dome lange Zeit verhärtet waren. "Die Ergebnisse der vorgelegten Studie belegen überzeugend die Bedeutung der Telekom Baskets als einzigem Profi-Sportverein in Bonn", so Herkt. "Dies gilt insbesondere im Nachwuchsbereich. Hier sehe ich für die Sportverwaltung einen Anknüpfungspunkt, bei dem es sich lohnt, intensiver als bisher zu kooperieren."

Ein Politiker war nicht anwesend, obwohl, so versichern die Baskets, alle Parteien eingeladen gewesen waren.

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