Schulplanung in Bad Honnef Eltern sind gegen die Schulschließung in Rhöndorf

Bad Honnef · Der neue Schulentwicklungsplan für Bad Honnef enthält einiges an Zündstoff: So plädiert er für die Schließung der Rhöndorfer Grundschule und rät dringend von einer weiterführenden Schule für Aegidienberg ab.

Schon bevor die Politik den Schulentwicklungsplan des Büros „Projektgruppe – Bildung und Region“ offiziell vorgestellt bekam, wusste sie, dass das Thema emotional Wellen schlagen würde: Etwa zehn Eltern hatten sich mit ihren Kindern eingefunden, um auf selbst gebastelten Schildern für den Erhalt des Grundschulstandorts Rhöndorf einzusetzen. „Lasst die Schule im Dorf“ stand unter anderem darauf zu lesen.

Hintergrund: Die Fortschreibung des Schulentwicklungsplans geht davon aus, dass die Zahl der Grundschüler in den kommenden Jahren so sinken wird, dass sich die Frage nach dem Erhalt des Standorts Rhöndorf stellt (der GA berichtete). Und auch sonst enthält das Zahlen-Konvolut einigen Sprengstoff – unter anderem, weil es von einer weiterführenden Schule in Aegidienberg dringend abrät – was wiederum den Ausschussmitgliedern aus dem Ortsteil auf dem Berg mächtig auf den Magen schlug.

Aktuell kann die Stadt voll Freude auf ihre Schülerzahlen blicken. Die Kinder der Babyboomer-Generation füllen die Schulbänke der weiterführenden Schulen. Das ist eine Erkenntnis, die Anja Reinermann-Matatko am Dienstagabend vorlegte. „Die Frage ist aber, wie es weiter geht.“ Und die Antworten, die die Expertin von der Projektgruppe bereithielt, waren ernüchternd.

An der Löwenburgschule gibt es keinen Handlungsbedarf

Die erhobenen Daten aus dem Melderegister belegen, dass die Zahl der Grundschüler in den kommenden Jahren sinken wird. Zudem zeigt die Analyse der Bevölkerung in Bad Honnef, dass es der Stadt an Frauen mangelt, die sich in einem Alter befinden, in denen sie Familie gründen. Es bedürfe erheblicher Zuzüge, um die Zahl der Mütter stabil zu halten, so Reinermann-Matatko.

Auf die einzelnen Schulstandorte heruntergebrochen, ergebe sich ein differenziertes Bild. In Aegidienberg sehe man keinen Handlungsbedarf, auch an der Löwenburgschule nicht. Zwar könne sich die Situation an der Schule „Am Reichenberg“ verbessern, wenn diese beispielsweise von einem privaten Träger (Hagerhof) übernommen und das Profil als Montessori-Schule geschärft werde, dies würde aber dann zulasten der Löwenburg-Verbundschule mit seinen Standorten in Bad Honnef und Rhöndorf gehen. Und für letztere errechnet der Plan aufgrund der vorliegenden Geburtenzahlen in fünf Jahren gerade einmal 14 Anmeldungen. Dabei handelt es sich nicht um Schätzungen, sondern die vorliegenden Daten aus dem Melderegister der Stadt.

„Und wir haben sogar wohlwollend noch einen Zuzug dazu gerechnet“, so die Planerin. Die Bezirksregierung werde, so Reinermann-Matatko, irgendwann schon ob des bestehenden Lehrermangels keinen Pädagogen mehr genehmigen. „Und dann muss der Standort Rhöndorf geschlossen werden“. Es stelle sich daher die Frage, ob man selbst dieses Thema aktive angehe.

Die Entfernungen der Grundschulen im Tal seien überschaubar. Zu überlegen sei beispielsweise auch ein Umzug der Löwenburgschule in das Gebäude der auslaufenden Hauptschule, was wiederum Raum für das chronisch an Platzmangel leidende Sibi in der Löwenburgschule schaffen würde. Auch eine einzige Grundschule Bad Honnef-Tal sei eine Option. Gleichzeitig erteilte die Expertin allen Überlegungen, in Aegidienberg eine weiterführende Schule zu errichten, eine klare Absage.

Im Dezember berät sich der Ausschuss erneut

Denn damit würde das Siebengebirgsgymnasium, welches mit vier Zügen derzeit gut aufgestellt sei, „die eigenen Zulieferer verlieren“. Diese habe es aufgrund der neu eingerichteten Gesamtschule sowie schwer. Das Zahlenwerk überzeugte die Mitglieder des Ausschusses allerdings nur bedingt.

Nicht nur zweifelten manche an den Zahlen und Prognosen an sich, auch die Schlussfolgerungen überzeugten sie stellenweise nicht; zudem vermissten einige Politiker die Einbeziehung der pädagogischen Konzepte sowie den offenen Ganztag in den Plan. Rita Bachmann kritisierte als Sprecherin der Grundschulen die Idee, „alle Grundschulen im Tal in einem Topf zu werfen und durchzurühren“.

Man könne die verschiedenen pädagogischen Konzepte nicht vermischen. Kerstin Salchow (SPD) wollte auch die Pläne für weiterführende Schule in Aegidienberg nicht so einfach aufgeben. Denkbar sei eine Sekundarschule, damit gehe dann auch keine Schädigung des Sibis einher – eine Haltung der Sibi-Schulleiter Joachim Nowak vehement widersprach: „Das würde die Möglichkeiten zur Differenzierung, die bereits lange vor der Oberstufe einsetzt, deutlich verringern.“

Letztendlich nahm der Ausschuss den Plan zur Kenntnis und beauftragte die Verwaltung, Stellungnahmen der Schulen einzuholen und die Abstimmung mit den benachbarten Schulträgern durchzuführen. Am 5. Dezember soll dann der Bildungsausschuss erneut beraten, bevor am 14. Dezember der Rat über das weitere Vorgehen entscheidet. Der Stadtelternrat wünschte sich zusätzlich noch eine Arbeitsgruppe, die sich mit dem Thema beschäftigt. Die Verwaltung nahm dieses Anliegen zur internen Beratung mit.

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