Kommentar zum neuen RE5 Nur ein Anfang

Die neuen Züge des RE5 sind ein wichtiger Schritt auf dem Weg, den Schienenpersonennahverkehr völlig neu und besser aufzustellen, meint GA-Redakteur Christoph Meurer. Wenn auch nur der Anfang. Denn die Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur ist ein landesweites Generationenprojekt.

Die neuen Züge, mit denen National Express den Regionalexpress (RE) 5 ab Sonntag vollumfänglich betreibt, rufen bei den Passagieren vermutlich gemischte Gefühle hervor. Auf der einen Seite sind die von Siemens gebauten Fahrzeuge wirklich modern und schick. Dazu bieten sie einiges in Sachen Komfort: Steckdosen an den Sitzen, ein freies Wlan, recht bequeme Sitze und Barrierefreiheit. Auf der anderen Seite wäre etwas mehr Beinfreiheit in den Sitzreihen nicht schlecht gewesen. Und ebenso wie bei den alten Zügen der Deutschen Bahn stellen die neuen Fahrzeuge für Menschen mit großen Gepäckstücken eine Herausforderung dar. Dazu wird der optische Eindruck dadurch getrübt, dass einige Fenster nur Schießschartenformat haben.

Nichtsdestotrotz sind die Züge ein wichtiger Schritt auf dem Weg, den Schienenpersonennahverkehr völlig neu und besser aufzustellen. Wenn auch nur der Anfang. Mittelfristig sollen die Linien des Rhein-Ruhr-Expresses (RRX) in einem 15-Minuten-Takt in weiten Teilen NRWs Berufspendlern und Freizeitnutzern das Bahnleben erleichtern. Dass der Viertelstundentakt für den südlichen Linienast ab Köln und über Bonn bis Koblenz aktuell nicht vorgesehen ist, muss ja nicht bedeuten, dass er nicht doch irgendwann kommt.

Zunächst einmal rauschen die neuen RE 5-Züge mit bis zu 160 Stundenkilometer einmal in der Stunde pro Fahrtrichtung recht leise durch NRW und das nördliche Rheinland-Pfalz. Zumindest in der Theorie. In der Praxis werden sich Pendler weiterhin mit Verspätungen herumschlagen müssen. Schließlich ändern moderne Fahrzeuge mit besseren Fahreigenschaften nichts daran, dass die linksrheinische Bahnstrecke mit Güter-, Fern- und Nahverkehrszügen völlig überlastet ist. Umso dringlicher ist der Ausbau der Strecke etwa zwischen Köln und Bonn. Ein drittes oder gar ein viertes Gleis, zumindest abschnittsweise, ist unbedingt erforderlich. Und das nicht nur, um mehr Menschen den Umstieg auf die Bahn zu ermöglichen, sondern auch um die bereits fahrenden Passagiere zu halten.

Doch nicht nur in der Region, im ganzen Land müssen in den kommenden Jahren Arbeiter Hand an die Infrastruktur legen. Dieses Generationenprojekt verkraftet eigentlich keinen Tag Aufschub. Dennoch wird es heutigen Pendlern wenig nützen. Vielmehr werden sie unter vielen Baustellen und damit verbundenen Einschränkungen leiden. Es bleibt nur zu hoffen, dass kommende Passagiergenerationen einmal entspannt und schnell mit dem RRX durch das Land sausen.

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