Zahnmediziner klagen über zu wenig Praxis

Wegen stark gestiegener Studierendenzahlen an der Bonner Uni sind die Behandlungsplätze zunehmend Mangelware

Zahnmediziner klagen über zu wenig Praxis
Foto: Uni Bonn

Bonn. (sj) Die Fachschaft Zahnmedizin an der Universität Bonn klagt über zu wenig Behandlungsplätze und hohe Ausbildungskosten. "Das Kernstück ist eine gute praktische Ausbildung", so die Fachschaft. Zunächst an Kunststoffköpfen und dann an Patienten lernen die Studenten, Karies zu entfernen, Löcher zu füllen und Wurzeln zu ziehen.

Doch schon seit längerem kommen viel zu viele Studenten auf zu wenig Behandlungsplätze.

"Wir haben auch die Sorge, dass die in der Zahnmedizin so wichtige praktische Ausbildung zunehmend leidet", sagt Studiendekan Professor Helmut Stark.

Derzeit teilten sich bereits zwei bis drei Studenten einen Behandlungsplatz in den integrierten Kursen am Patienten, künftig könnten es bis zu vier sein. Nach den Vorgaben sollen es aber nur zwei sein.

"Unsere Klinik ist eigentlich für die Ausbildung von 64 Studierenden ausgelegt", berichtet Stark. Seit drei Jahren beginnt das Zahnmedizinstudium nur noch zum Wintersemester, deshalb haben sich die Semesterstärken verdoppelt. Durch die Erhöhung des Lehrdeputats und Änderungen in der Kapazitätsverordnung sei die Studierendenzahl auf 76 angestiegen.

Hinzu kämen etliche, die ihr Studium ursprünglich ruhen ließen, jetzt aber wegen der Studiengebühren ihre Ausbildung zügig abschließen wollen. "An der Finanzierung der Klinik wird immer mehr gespart", sagt Starks Kollege Professor Andreas Jäger.

"Angesichts der gestiegenen Studentenzahlen kann man sich leicht ausrechnen, dass das auf Dauer zu Problemen führen muss", so der Studiendekan. Derzeit werde über einen Schichtbetrieb in den integrierten Kursen nachgedacht - das erfordert aber zusätzliches Personal. "Dafür brauchen wir erhebliche finanzielle Mittel", so der Studiendekan.

"Allerdings nur für zwei Jahre, weil wir in diesem Zeitraum den Gipfel in den Studierendenzahlen erreichen." Das engagierte Lehrpersonal werde notfalls auch Kurse zweimal anbieten, um zusätzliche Plätze zu schaffen. Das gehe aber auf Kosten der Forschung, für die kaum mehr Zeit bleibe.

Laut Fachschaft müssen die Studenten zusätzlich zu den Studiengebühren während ihrer Ausbildung noch mehrere tausend Euro für Instrumente, Verbrauchsmaterialien und Nutzungsentgelte für Kurse zahlen. Für den "Phantom-III-Kurs" - das Training an den Kunststoffköpfen - fallen demnach allein 950 Euro an, früher waren es 450 Euro.

"Zahnmedizin ist wegen der großen Investitionen in die Ausbildungsplätze und der Verbrauchsmaterialien einer der teuersten Studiengänge in Deutschland", bestätigt Stark. Es solle aber geprüft werden, ob die Kosten für den Phantomkurs mithilfe von Studiengebühren reduziert werden können, sagt Jäger. Aufgrund eines Erlasses könnten die Studenten sogar noch für die Behandlungskosten der Patienten mit aufkommen müssen, meint Stark. "Das ist frustrierend."

Auch im Phantomkurs gab es zwischenzeitlich zu wenig Plätze, doch bis zum 10. März soll ein zusätzlicher provisorischer Übungsraum fertig sein. All diejenigen, die wegen der begrenzten Plätze warten mussten, sollen für die Verzögerung Studiengebühren zurückbekommen, versichert Dekan Professor Thomas Klockgether.

In der Universitäts-Zahnklinik seien überall Studierende zu Ausbildungszwecken eingebunden, sagt Professor Matthias Frentzen. "Dafür wird bei uns mit modernsten Methoden gearbeitet und die Qualität ist sehr gut, weil sie gründlich durch das Lehrpersonal nachgeprüft wird."

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