Lehrstellencheck GA-Serie: Ein Tag als Fensterbauer

Hennef · GA-Volontär Alexander Hertel lernt den Beruf des Fensterbauers kennen - eine Tätigkeit, für die man nicht nur handwerklich, sondern auch mathematisch begabt sein sollte. Das zeigt sich bei einem Besuch in der Hennefer Firma Rolf.

 Alles im Rahmen: Patrick Bobenz (links) zeigt GA-Volontär Alexander Hertel die Abläufe in der Produktion bei der Hennefer Firma Rolf Fensterbau.

Alles im Rahmen: Patrick Bobenz (links) zeigt GA-Volontär Alexander Hertel die Abläufe in der Produktion bei der Hennefer Firma Rolf Fensterbau.

Foto: Nathalie Dreschke

In meterhohen Regalen liegen die Kunststoffprofile, verschiedenste Dekore stehen zur Auswahl. Wie eine Wand erstreckt sich die Auswahl in der Produktionshalle. Die eine Seite gewährt den Blick nach draußen, wo die Ware angeliefert und die fertigen Produkte mitgenommen werden, auf der anderen Seite stehen die Maschinen, an denen Mitarbeiter einzelne Teile bearbeiten und zusammensetzen.

Es ist 9 Uhr morgens, bei Rolf Fensterbau in Hennef-Uckerath ist die Frühschicht bereits seit einigen Stunden mit der Produktion beschäftigt. „Wir produzieren bis zu 300 Fenstereinheiten am Tag“, sagt Frank Alefelder, Mitglied der Geschäftsführung. An einer Station steht Patrick Bobenz. Der 21-Jährige macht seit 2017 die Ausbildung zum Verfahrensmechaniker für Kunststoff- und Kautschuktechnik mit Schwerpunkt Kunststofffensterbau.

Bobenz nimmt die passenden Schließbleche und montiert sie an das Kunststoffprofil, das über ein Rollband zu ihm gelangt. So macht er es auch mit den weiteren Profilen und legt diese sortiert in den Fachwagen. „In jedes Fach kommen vier Profile“, sagt er, greift sich das nächste, guckt auf das Etikett und legt sie in das richtige Fach. An der nächsten Station werden diese dann zu einem Rahmen zusammengesetzt. Doch bevor es dazu kommt und die Profile überhaupt zu Bobenz kommen, ist ein erster Schritt notwendig.

„Man lernt den Fensterbau vom Rohmaterial bis zur Fertigstellung“, sagt Ausbilder Uli Buhr. An der ersten Station werden die Metalleinsätze händisch in die Profile eingeschoben und verschraubt. Zudem nimmt der Mitarbeiter Be- und Entlüftungsbohrungen sowie Schließteilbohrungen vor und versieht es mit einem Etikett. „Gute Mathekenntnisse, technisches Verständnis und handwerkliches Geschick“, nennt Ausbilderin Martina Rolf als Voraussetzungen für die „körperliche Arbeit“, die Auszubildende mitbringen sollten. Dazu gebe es viel Theorie zu lernen. Patrick Bobenz ist derzeit der einige Azubi in seinem Beruf. Den passenden Nachwuchs zu finden, sei nicht leicht. „Es ist total problematisch für uns“, sagt Alefelder. Nicht nur, dass sich nur wenige für eine Ausbildung entscheiden, viele nutzen die Ausbildung, um anschließend zu studieren, berichtet er. Mit der Teilnahme am Girlsday oder sogenannten Ausbildungsbotschaftern, die umliegende Schulen besuchen, soll der Beruf bekannt gemacht werden. „Es ist wichtig, dass wir so früh wie möglich an junge Menschen herantreten, um Ausbildungsberufe – gerade auch im handwerklichen Bereich – für Jugendliche wieder interessant zu machen“, sagt Alefelder.

Versehen mit einem Etikett, werden die vier Teile zusammengefügt. Dazu setzt der Mitarbeiter sie in die Einrichtung, bei 250 Grad werden die vier Profile an den Ecken zusammengeschmolzen. Und auch nur da. „Der Stahl innerhalb des Rahmes bleibt verschont“, sagt Alefelder. Sind die vier Profile zu einem Rahmen verbunden, kommen sie auf das nächste Rollband. Dort greift sich eine weitere Maschine das Produkt, säubert die zusammengeschmolzenen Kanten und fräst überstehendes Plastik ab.

23 Mitarbeiter sind in der Produktion tätig, bedienen die Maschinen, schrauben Elemente an Rahmen und Flügel oder setzen das Glas ein. Eines fällt auf: Vieles wird maschinell gemacht. „Es läuft immer mehr automatisiert“, sagt Alefelder. Das Handwerkliche kommt an allen Stationen trotzdem nicht zu kurz. Und: Neben der Produktion, wo vor allem die Standartfenster gebaut werden, gibt es noch die Sonderabteilung, wo die speziellen Vorstellungen der Kunden umgesetzt werden. „Sonderwünsche gibt es sehr oft“, sagt Alefelder.

Teil der Ausbildung ist nicht nur das Zusammensetzen eines Fenster, sondern auch der Außendienst. Mehrere Wochen fahren die Azubis raus auf die Baustelle. Während eines Praktikums auf der Baustelle hat auch Patrick Bobenz zu dem Beruf gefunden. „Es hat sehr viel Spaß gemacht“, sagt er rückblickend. Nicht nur die Arbeit auf der Baustelle an sich, sondern auch der Kundenkontakt habe ihm besonders gefallen. Und: „Das Technische“, antwortet Bobenz auf die Frage, was für ihn den besonderen Reiz des Berufes ausmacht. Neben guten Mathekenntnissen, um beispielsweise Maße und Längen zu berechnen, ist technisches Verständnis und Geschick gefragt.

Deutlich wird das an einer Station, an der weitere Elemente an das Fenster montiert werden müssen. Bobenz legt den Rahmen an die Werkstätte und setzt millimetergenau den Bohrer an. Ein kurzer überprüfender Blick noch, dann drückt er den Knopf, mit dem der Bohrer die Schraube in die vorgesehene Einrichtung schießt. Fertig.

Zwischen 36 und 45 Minuten dauert es, bis ein Fenster fertig ist -- vom Zuschnitt bis zum Verglasen. Still stehen die Maschinen nur selten, im Zwei-Schicht-Betrieb bauen die Mitarbeiter die Fenster zusammen. Nur in der Nacht wird pausiert -- bis am nächsten Morgen die nächsten Lkw-Ladungen mit den Materialien angeliefert werden und die nächsten Teile zusammengesetzt werden.

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