„Wir halten die Weltwirtschaft am Laufen“ Deutsche Post stellt 4000 neue Mitarbeiter ein

Bonn · Die Corona-Krise sorgt bei der Deutschen Post DHL Group für gegenläufige Effekte. Während Teile des Geschäftes boomen, leiden andere unter den Problemen von Geschäftskunden.

 in DHL-Paketzusteller geht mit einer Sackkarre voller Pakete zu einem Haus.

in DHL-Paketzusteller geht mit einer Sackkarre voller Pakete zu einem Haus.

Foto: dpa/Jan Woitas

Der Bonner Post-Campus füllt sich wieder stärker: Die Deutsche Post DHL Group holt mehr ihrer Mitarbeiter aus dem Homeoffice zurück. Die Rückkehr der Beschäftigten werde nach individuellen Bedürfnissen abgesprochen, sagte Konzernchef Frank Appel am Dienstag bei der Vorstellung der Ergebnisse zum ersten Quartal. Berücksichtigt würde, dass Mitarbeiter Vorerkrankungen hätten oder Kinder zuhause betreuen müssten. In den vergangenen Wochen seien die Mitarbeiter in A- und B-Teams aufgeteilt gewesen, die sich aus Infektionsschutzgründen nicht begegneten. „Ich habe selbst gelernt, dass man einen globalen Konzern aus dem Homeoffice führen kann“, sagte Appel.

Die Corona-Krise führt in Teilen des Konzerns zu deutlich mehr Arbeit, andere Teile leiden unter der Wirtschaftskrise und der unsicheren Zukunft vieler Geschäftskunden. Für das Paketgeschäft habe die Post im April 4000 Mitarbeiter neu eingestellt, weil die Paketmengen die Volumina der Vorweihnachtszeit erreichten. Jetzt hätten sich die Mengen auf hohem Niveau stabilisiert und auch die Lieferzeiten normalisiert. Deutlich weniger war im Briefgeschäft zu tun, da der Werbemarkt eingebrochen ist, so Appel. Auch das Geschäftsfeld Supply Chain, in dem für Geschäftskunden Lagerhäuser betrieben werden, litt im ersten Quartal unter der Geschäftsschließung eigentlich gesunder Kunden.

Trotz bereits spürbarer Covid-19-Auswirkungen ist die Post im ersten Quartal gewachsen. Der Umsatz verbesserte sich um 0,9 Prozent auf 15,5 Milliarden Euro. Das Unternehmen bestätigte damit die im April veröffentlichten vorläufigen Zahlen. Der Betriebsgewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) betrug 592 Millionen Euro. Das war ein Rückgang um 48,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal.

Folgen der Pandemie abwarten

Bereinigt um die negativen Auswirkungen der Pandemie in Höhe von 210 Millionen Euro sowie die im ersten Quartal entstandenen Belastungen für die Schließung der Produktion des Elektrofahrzeugs Streetscooter-in Höhe von 234 Millionen Euro hätte das operative Ergebnis allerdings bei rund einer Milliarde Euro gelegen und damit etwa 200 Millionen Euro über dem um Einmaleffekte bereinigten Vorjahresergebnis, so Finanzvorständin Melanie Kreis.

Wie Appel berichtete, habe sich das China-Geschäft nach dem Tiefpunkt im Februar bereits im März wieder erholt. Weltweit sei bei Lebensmitteln und Gesundheit eine deutlich gestiegene Nachfrage zu verzeichnen. Mit seiner eigenen Flotte von Frachtfliegern sei die einer der wenigen Anbieter überhaupt gewesen, der noch eilige Transporte ermöglichen konnte. Die weltweit 550000 Mitarbeiter leisteten einen wichtigen Beitrag zur Krisenbewältigung. „Es ist sehr schön zu sehen, dass wir die Weltwirtschaft am Laufen halten“, so der Vorstandschef. Ob besonders geforderte Mitarbeiter wie in anderen Wirtschaftsbereichen eine Sonderzahlung erhalten, für diese Entscheidung sei es noch zu früh. Zunächst gelte es, die genauen Folgen der Pandemie abzuwarten und auf eine mögliche zweite Infektionswelle vorbereitet zu sein.

„Mit 550.000 Mitarbeitern in allen Ländern der Welt und unserem unvergleichlichen, weltumspannenden Logistiknetzwerk leisten wir einen elementaren Beitrag zur Krisenbewältigung. Wir transportieren Schutzausrüstung und Medikamente, sichern Lieferketten für die Industrie und helfen bei der Versorgung der Bevölkerung. Wir sind stolz auf unsere Teams, die täglich das Unmögliche möglich machen. Sie bilden auch die Basis dafür, dass sich Deutsche Post DHL Group trotz der weltweiten Herausforderungen im ersten Quartal gut entwickelt hat“, sagte Frank Appel, Vorstandsvorsitzender von Deutsche Post DHL Group.

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