Beschäftigung in der Corona-Krise Arbeitslosigkeit in Bonn und der Region steigt stark an

Bonn · Die Betriebe in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis melden für mehr als 76.000 Arbeitnehmer Kurzarbeit an und versuchen auf diese Weise, ihr Personal in der Corona-Krise zu halten. Nur wenige Arbeitgeber schaffen derzeit Stellen.

Symbolfoto.

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Foto: David-Wolfgang Ebener

Die Corona-Krise schlägt nicht nur bundesweit, sondern auch in der Region Bonn/Rhein-Sieg auf den Arbeitsmarkt durch. Im Vergleich zum Vorjahresmonat stieg die Arbeitslosigkeit im April um 4548 Personen oder 17,7 Prozent an. Die Arbeitslosenquote in der Region stieg im April um 0,8 Prozentpunkte zum Vorjahresvergleich auf 6,1 Prozent. Gegenüber März sind das 0,6 Prozentpunkte mehr.

„Hoffnungsvoll stimmt der starke Anstieg der angezeigten Kurzarbeit, der erkennen lässt, dass viele Unternehmen ihre Beschäftigte halten wollen“, sagt Stefan Krause, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Bonn/Rhein-Sieg.

Im März und April meldeten insgesamt 7564 Unternehmen der Region Bonn/Rhein Sieg Kurzarbeit an. Im Vorjahr waren dies für die Monate März und April insgesamt lediglich 14 Betriebe. In den Anzeigen wurden der Arbeitsagentur für März und April insgesamt 76.298 Personen, für die Kurzarbeit geplant ist, genannt.

Ob diese Menschen tatsächlich auch von Kurzarbeit betroffen sind, wird sich erst mit zeitlicher Verzögerung zeigen: Auskunft, ob der Ausfall tatsächlich realisiert wurde, geben Unternehmen erst mit der Abrechnung in einem der drei folgenden Monate. Die Arbeitsagentur wartet aus verfahrenstechnischen Gründen fünf Monate bis zur statistischen Erhebung ab.

Stark abgenommen hat in der Region jetzt auch der Fachkräftebedarf. Die Unsicherheit der Arbeitgeber über ihre wirtschaftliche Perspektive zeigt sich darin, dass sie der Arbeitsagentur weniger offene Stellen meldeten. Der Bestand an freien gemeldeten Arbeitsstellen fiel im Vergleich zum Vorjahresmonat um 24 Prozent auf insgesamt 5922 Stellen. Das waren im Vormonatsvergleich 86 Stellen weniger. Der Zugang an Arbeitsstellen fiel im Vergleich zum Vormonat um 379 Stellen. Das war ein Minus um 25,7 Prozent. Der Rückgang sei aber im NRW-Vergleich moderat geblieben.

In NRW ist im März und April von 151.829 Unternehmen und Anzeigen auf Kurzarbeit gestellt worden. Damit wurde Kurzarbeit für 2,15 Millionen Beschäftigte angezeigt. Die Arbeitslosigkeit stieg im Vergleich zum Vormonat, um 69.846 arbeitslos gemeldete Menschen auf 718.033 Personen. Das war der stärkste Anstieg in einem Monat seit Februar 2005. Ein Grund war das Ausbleiben der Frühjahresbelebung aufgrund der Auswirkungen der Corona-Virus-Pandemie. Die Arbeitslosenquote stieg in NRW im Vergleich zum Vormonat um 0,7 Punkte auf jetzt 7,4 Prozent. Sie lag damit 0,9 Punkte höher als vor einem Jahr.

„Ohne das erfolgreich eingesetzte arbeitsmarktpolitische Instrument der Kurzarbeit hätte die Arbeitslosigkeit viel mehr Menschen betreffen können. Es war deshalb richtig, die Bedingungen für Kurzarbeit zu erleichtern, damit mehr Unternehmen sie in Anspruch nehmen können“, sagte Torsten Withake, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit am Donnerstag in einer Online-Pressekonferenz.

Zum Vergleich: Im gesamten Jahr der Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 zeigten insgesamt 28.663 Unternehmen und Betriebe Kurzarbeit an, betroffen waren davon damals 676.306 Beschäftigte. Kurzarbeit nutzen alle Branchen: „In früheren Phasen, in denen konjunkturelle Kurzarbeit verstärkt genutzt wurde, zeigten vor allem Unternehmen aus dem produzierenden Gewerbe oder der Logistik Kurzarbeit an. Aktuell arbeiten neben der Industrie auch die Gastronomie, große Bereiche des Handels oder auch des Handwerks verkürzt“, sagte Withake.

Der Arbeitsmarktexperte nannte als wichtigen Grund für den Anstieg der Arbeitslosigkeit das Ausbleiben der Frühjahresbelebung: „Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber stellen im Frühjahr in der Regel neues Personal ein. Das ist in diesem Jahr ausgeblieben.“ So lag die Zahl der Menschen, die eine Arbeit aufnehmen konnten, im April um 14.287 Personen oder rund 34 Prozent unter der des Vormonats.

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