Lesung mit Georg R. Kristan im Haus der Sprache

Nicht immer einer Meinung - Bonner Autoren-Ehepaar verkaufte insgesamt 291 000 Exemplare

Lesung mit Georg R. Kristan im Haus der Sprache
Foto: Franz Fischer

Bonn. Der Auftakt hätte gar nicht besser sein können. Renate und Georg Cordts schrieben Mitte der achtziger Jahre einen Krimi mit dem Titel "Das Jagdhaus in der Eifel". Das Manuskript schickten sie an nur einen einzigen Verlag, und der griff sofort zu. Goldmann veröffentlichte den Krimi und nahm das Bonner Autoren-Ehepaar unter Vertrag. Zwischen 1985 und 1999 entstanden 14 Spannungsromane - jedes Jahr einer.

Insgesamt wurden 291 000 Exemplare verkauft. Die produktiven Eheleute erfanden das Pseudonym Georg R. Kristan, zusammengesetzt aus ihren Vornamen, einer Abkürzung für "Renate" und einer Abwandlung des dritten Vornamens von Georg Cordts, Christian. Das sympathische Autoren-Ehepaar las im Rahmen der Lesereihe "Totgesagte leben länger! - 60 Jahre Bonner Republik" im Haus der Sprache und Literatur aus ihrem fünften Krimi, "Schnee im Regierungsviertel".

Eine Studentin und ihr Begleiter spazieren im Mondlicht durch den Wald am Venusberg, als sie auf dem Kaiser-Wilhelm-Stein eine Leiche entdecken. Kriminalhauptkommissar Freiberg und seine Kollegen finden heraus, dass die schöne Tote als Sekretärin im Bundeskanzleramt beschäftigt war. Offensichtlich wollte sie studieren und stieg aus ihrem Job aus. Sind rivalisierende Rauschgiftringe im Spiel?

Was hat der Absturz einer Cessna über der Sieg zu bedeuten? Und welche Rolle spielt die weltumspannende Organisation "Hades"? Gibt es sie überhaupt? "Schnee im Regierungsviertel", ein typischer Bonn-Krimi mit actionbetonten Abschnitten (Flugplatz Hangelar), macht Appetit auf mehr Krimifutter aus dem Hause Kristan. Allerdings sind die kultigen roten Taschenbücher nur noch antiquarisch zu erstehen. 1999 legten Renate und Georg Cordts mit dem "Sonderkurier" ihren letzten Kriminalroman vor.

"Mit dem Weggang der Bundesregierung nach Berlin ist uns das kriminelle Umfeld verloren gegangen", gab Georg Cordts (82) eine augenzwinkernde Erklärung. Den Vorschlag des Goldmann Verlags, neue Geschichten doch einfach in Berlin spielen zu lassen, lehnten die Eheleute aus Bonn-Holzlar ab. 2006 erschien ihr Erstling "Das Jagdhaus in der Eifel" als Hörbuch. "Wir waren nicht immer einer Meinung, um es positiv auszudrücken", berichtete Renate Cordts (74) schmunzelnd. Den schöpferischen Adern des Ehepaars hat das nicht geschadet.

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