Enkel August Mackes erläutert Kandinsky-Ausstellung

Til Macke bestreitet den "Querpass" im Kunstmuseum Bonn

Enkel August Mackes erläutert Kandinsky-Ausstellung
Foto: Franz Fischer

Bonn. "Querpass" heißt ein neues Programm des Kunstmuseums Bonn, in dem "Seiteneinsteiger", also keine Kunsthistoriker, ihre durch persönliche Sicht gewonnenen Eindrücke einer Ausstellung vermitteln.

Der dazu geladene Til Macke verknüpfte den Begriff "Querpass" zunächst mit dem Fußballspiel, ehe er sich auf die Spielregeln des Museums einließ, um Aspekte der Ausstellung "Kandinsky.

Das druckgrafische Werk" zu behandeln und dann über die verschiedenen Künstlertemperamente Wassily Kandinskys und August Mackes zu referieren. Nun ist der studierte Biologe Til Macke als Enkel des Malers doch eher Insider als Außenseiter, was dem Publikum sehr wohl zugute kam.

Sein Lob der Ausstellung begründete er nicht allein mit der Poesie der Kandinsky-Blätter, sondern auch mit ihrer Vielzahl. Während er von 1902 bis 1912 rund 200 Holzschnitte schuf, brachte August Macke es beispielsweise 1907 auf nur fünf Linolschnitte.

Den Kontakt zwischen beiden Malern hatte Franz Marc geknüpft. Ihn wiederum kannte August Macke seit 1910, als - so Til Macke - der "Funke (der Freundschaft) geknallt" hat. Bereits 1911 engagierte sich Macke für den Almanach der soeben in München gegründeten Künstlergruppe "Blauer Reiter", dessen Titel-Holzschnitt von Kandinsky stammt.

August Macke hatte den Aufsatz "Die Masken" beigesteuert - und für die Finanzierung der Publikation durch die "Finanzspritze" seines wohlhabenden Onkels Bernhard Koehler gesorgt.

Wie sich Mackes Bewunderung für die Kunst Kandinskys in Ablehnung wandelte, belegte Til Macke durch Briefzitate: " Von seinem (Kandinskys) Bilde bei uns geht auf die Dauer eine Strömung aus, die wunderbar ist.

Er ist auch Romantiker, Träumer, Phantast und Märchenerzähler ? Er ist voll unbegrenzten Lebens", schrieb Macke 1911 an Marc. Schon zwei Jahre später hieß es: "Mein malerischer Ernst ist der, dass Kandinsky für mich sanft entschlafen ist, indem die Bude von Delaunay daneben aufgeschlagen war." ("Gemein", merkte Til Macke an.)

Dann setzt Macke die "lebendige Farbe" Delaunays von der "unglaublich komplizierten, aber absolut seichten Farbflecken-Komposition" ab. Tatsächlich waren es die "Fensterbilder" von Robert Dalaunay, die Macke tief beeindruckt hatten. Gesehen hatte er sie in Paris oder in Köln. Das bei Delaunay entdeckte "Malen mit Licht", sein von Apollinaire so genannter Orphismus, sollte das "Spätwerk" des jung gestorbenen Malers prägen.

Zuweilen geriet der solistische Auftritt des Enkels durch die Beiträge der Kunsthistoriker Volker Adolphs und Christoph Schreier zum Expertengespräch, das Mackes Abkehr von Kandinsky durch die entgegen gesetzten Ideenwelten beider Künstler erklärte.

Kandinsky, der 1912 das Buch "Über das Geistige in der Kunst" publiziert hatte, richtete demnach den Blick nach innen, malte symbolisch bis zur Abstraktion, während Macke die sichtbare Welt liebte und malte. Von "Innen- und Außenwendung" war die Rede.

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