13 500 Fans jubeln in der Kölner Lanxess-Arena Kings of Leon zu

Für die amerikanische Rockband ist die Zeit der langen Bärte vorbei

13 500 Fans jubeln in der Kölner Lanxess-Arena Kings of Leon zu
Foto: Horst Müller

Köln. Erfolg macht sexy. Während sich die Musiker von Kings of Leon fast ein Jahrzehnt lang in immer größeren Clubs nach oben spielten, pflegten sie geradezu liebevoll ihre langen Haare und Vollbärte.

Die Jungspunde aus den amerikanischen Südstaaten kamen optisch daher wie verschrobene Hippies - und sahen mindestens zehn Jahre älter aus. Jetzt ist das Quartett in der Kölner Lanxess-Arena angelangt. Als Band ist man da schon fast im Pop-Olymp. Schließlich treten auch Diana Krall und Elton John in dieser Halle auf.

Und siehe da: Drei der vier Bandmitglieder präsentieren sich ihren rund 13 500 Fans in Köln bartlos und kurzhaarig, mit modisch in die Stirn gekämmten Seitenscheiteln. Sie sind kaum wiederzuerkennen in diesem Mädchenschwarm-Look.

Der Auftritt in der großen Arena ist ein Indiz für den ansehnlichen Karrieresprung der Amerikaner: Drei Millionen Mal hat sich das aktuelle Album "Only by the night" bislang verkauft, die legalen (!) Downloads im Internet brechen gar sämtliche bisherigen Rekorde.

Nur zum Vergleich: Im Februar hatte das Quartett noch im Kölner Palladium gerockt. Da gehen nur halb so viele Menschen rein. Einmal abgesehen von den geschrumpften Haarlängen und dem sprunghaft gewachsenen Vermögen dürfte sich im Leben der drei Brüder Caleb, Jared und Matthew Followill und ihrem Cousin Nathan (Schlagzeug) nicht viel verändert haben:

Als Kinder reisten die Geschwister auf dem Autorücksitz mit ihrem Vater, einem Wanderprediger, durch den Süden der USA. Heute touren sie selbst durch die ganze Welt - als musikalische Wanderprediger.

Die Gebrüder Followill glauben an Gott. Sänger Caleb trägt in Köln ein silbernes Kreuz um den Hals. "Wir wissen es sehr zu schätzen, dass ihr euer hart erarbeitetes Geld ausgerechnet für uns ausgebt", ruft er den Fans in der Domstadt zu. Diese Dankbarkeitsbekundung kommt in der vierzigsten Konzertminute. Zuvor hat der Frontmann zwischen den Songs kein einziges Wort verloren. Was zählt, ist die Musik.

Knapp 100 Minuten rocken die Followills in Köln, die sich 2 000 nach ersten musikalischen Gehversuchen im örtlichen Kirchenorchester in Nashville zusammentaten. Schon das erste Stück des Abends, "Crawl", beweist, wie gekonnt die Band das Beste aus den letzten Jahrzehnten Rockgeschichte zusammenschweißt: Das beharrlich wiederkehrende, majestätische Gitarrenriff ist eine Reverenz an die siebziger Jahre.

Unweigerlich stellt sich schon bei diesem Intro Gänsehaut ein. Die vier "Könige" schaffen mit zwei Gitarren, Bass und Schlagzeug 21 Lieder lang eine erhabene, regelrecht mysthische Aura. Dazu trägt natürlich auch die stets ein wenig leidende, aber kraftvolle und charismatische Stimme von Caleb Followill bei.

Songs vom aktuellen Album und vom Vorgänger "Because of the times" wechseln sich ab. Alle Zeichen stehen auf Rock: Lediglich zwei Balladen und das athmosphärische Stück "Closer" schaffen kleine Verschnaufpausen.

Leider zeigt sich die Kölnarena an dem Abend nicht gerade von ihrer besten Seite. Die Musik dröhnt und hallt, Songtexte und Ansagen sind nur schwer verständlich. Prädikat: ungenügend. Die von den Fans bejubelten Hits "Sex is on fire" und "Use somebody" spielen die Brüder am Ende des regulären Sets.

Damit boykottieren sie dankenswerterweise die Angewohnheit der meisten Bands, ihre aktuellen Gassenhauer für die Zugabe zurückzuhalten. Die vier Amerikaner machen es lieber spannend.

Mehrere Minuten vergehen, in denen die Fans stürmisch klatschen und sich dabei bange fragen: Kommen die Könige noch einmal zurück auf die Bühne, obwohl alle Hits bereits gespielt sind? Ja, sie kommen wieder. Vier letzte Songs belohnen den lautstarken Aktionismus der Kölner.

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