In der Kölner Philharmonie Donald und Daisy in der Arche Noah

Köln · Walt Disneys Versuch, 1942 mit "Fantasia" klassische Musik mit den Mitteln des Zeichentrickfilms zu illustrieren, war damals wegen seiner experimentellen Zeichentechniken seiner Zeit weit voraus, brauchte Jahrzehnte, um bei Kritik und Publikum in seiner wahren Größe anerkannt zu werden.

 Micky Maus im Kinofilm "Fantasia 2000".

Micky Maus im Kinofilm "Fantasia 2000".

Foto: dpa

Disneys Neffe Roy schuf 60 Jahre später mit "Fantasia 2000" eine Fortsetzung, wiederum geprägt durch neueste (Computer-)Tricktechniken. In der Kölner Philharmonie begleitete nun die neue Philharmonie Westfalen "live" einen Zusammenschnitt der beiden "Klassiker" , der ein Publikum quer durch alle Altersklassen begeisterte.

Auch wenn von Beethovens "Fünfter" im Opening nicht viel mehr als das bekannte "Da-da-da-da" übrig blieb, ließen die dazu auf der Leinwand "tanzenden" Pastellzeichnungen sogleich die Gedanken fliegen in die fantastische Welt des Animationsfilms. Auch wenn die Zentauren zu Beethovens "Pastorale" noch züchtig ohne Brustwarzen galoppierten, die lüsternen Satyrn eher wie auf einem Kindergeburtstag herumtollten, durfte ein Fisch zu Tschaikowskys "Nussknack-Suite" schon mit Kussmund und Lidschatten ein wenig Erotik verbreiten.

Alles nah am Kitsch gebaut, aber von einem ungemein nostalgischen Zeichentrick-Flair umgeben, den auch die lieblich klingende Harfe im Orchester unterstreicht. Aus der "Fantasia 2000"-Version stammte der von Ottorino Respighis "Pini di Roma" geradezu martialisch untermalte Flug der Wale durch die Lüfte, dessen damals neuartige Computertechnik einen Bogen zu spannen versucht zwischen Naturalismus und Esoterik.

Während Micky Maus' "Geister, die ich rief" zu Paul Dukas' "Der Zauberlehrling" immer noch der Höhepunkt des "Fantasia"-Originals ist, ist die Illustration von Gershwins "Rhapsody in Blue" durch den völlig gegen den Disney-Strich zeichnenden Eric Goldberg das Schmuckstück des Abends. Auch weil es von der grandiosen Pianistin Marianna Shirinyan mit dynamischer Verve begleitet wird.

Und als dann noch Donald im Trubel um die Arche Noah zu Sir Edward Elgars "Pomp and Circumstance" seine Daisy fast aus den Augen verliert, kommt zum Amüsement auch noch das Herzergreifende hinzu. Scott Lawton, der den Klang jeder Instrumenten-Formation wunderbar herausgearbeitet hat, dirigiert einfühlsam durch all die (musikalischen) Stimmungslagen des frenetisch beklatschten Konzerts.

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