Video-Installation von Johannes S. Sistermanns Die Welt, wie sie (auch) ist

Bonn · Die Musik des Zufalls ist ein unverhoffter Gast in Johannes S. Sistermanns Klang- und Videoinstallation "im losen raum", die derzeit in den Räumen der Gesellschaft für Kunst und Gestaltung am Hochstadenring zu bewundern ist.

 Video-Still aus "im losen raum".

Video-Still aus "im losen raum".

Foto: Gudrun Kemsa/J S Sistermanns

Während auf dem Video sich ein Kopf unter und an einer transparenten, elastischen Folie windet, als sei es eine Vision des eigenen Geburtsvorgangs, spielt im Nebenraum ein Kassettenrekorder der Künstlergruppe Tapemosphere #21 eine Endlosschleife von meditativ ruhigen Klängen ab. Beides, Bild und Ton, scheint wie für einander geschaffen.

Doch der Komponist im Künstler Sistermanns hat in Wahrheit ganz andere Klangvorstellungen als Soundtrack für seine Videosequenz im Kopf. Die hört der Besucher allerdings erst, wenn er sein Smartphone zückt und den QR-Code auf dem Info-Schildchen zum Werk einliest. Die Klänge, die dann aus dem Lautsprecher kommen, illustrieren nicht, sind sehr viel eigenständiger, eigentlich eine eigene Welt.

Einfache Lösungen sind die Sache des in Köln geborenen, in Bornheim wohnenden und weltweit operierenden Komponisten, Klang- und Medienkünstlers nicht. Er ist jemand, der die Welt als Kunst wahrnimmt. Und als Künstler dafür Sorge trägt, dass es andere auch können. Es sind oft scheinbar ganz banale Alltagsgegenstände oder auch -räume, die plötzlich eine ganz neue Dimension erhalten.

Zum Beispiel in dem 53-minütigen Hörstück "Shichi Go San", das während eines halbjährigen Japan-Stipendiums 2001 entstand und von Gärten und urbanen Räumen erzählt. Gern befestigt er Piezo-Membrane an Gegenständen, um deren Schwingungen hörbar zu machen. Die so entstehenden akustischen Perspektivwechsel hat der 57-Jährige, der unter anderem bei dem Komponisten Mauricio Kagel studierte, in urbanen Räumen vorgenommen und sie so zum Sprechen gebracht.

Film- und Tonaufzeichnungen verliehen auch der Umgebung der einsam gelegenen australischen Ortschaft Blinman eine Stimme, die später in eine Komposition für Violoncello und Live-Elektronik einfloss. Das Sympathische ist: Wir erleben in Sistermanns Werken die Welt nicht mit seinen Sinnesorganen, sondern im Grunde so, wie sie (auch) ist.

Bis 12. April, Mi, Do, Fr 15-18, Sa 14-17, So 11-14 Uhr.

Künstlerhomepage: www.sistermanns.eu.

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