Beueler Tapetenfabrik Uni-Theatergruppe führt Schillers Drama "Die Räuber" auf

BONN · Das Licht geht aus in der Halle 10 in der Tapetenfabrik. Nichts ist zu hören oder zu sehen. Dann ertönen laute, metallische Geräusche, die Räuber springen auf die Bühne. So wie Räuber sehen sie eigentlich nicht aus, die sechs Gestalten in moderner Kleidung, die auf der Bühne Verrenkungen machen.

 Bühnenszene: Die Akteure der Uni-Theatergruppe Gerüchteküche ziehen die Zuschauer in ihren Bann.

Bühnenszene: Die Akteure der Uni-Theatergruppe Gerüchteküche ziehen die Zuschauer in ihren Bann.

Foto: Frommann

Jeder von ihnen trägt eine andere knallige Farbe. Ganz normale Räuber sind das jedenfalls nicht. Es sind Friedrich Schillers Räuber, sechs an der Zahl. Aus der Zeit der Fürsten und Schwerter hat die Unitheatergruppe "Gerüchteküche" sie in unsere Zeit geholt.

Die Räuber treiben im Internet ihr Unwesen und machen Millionengewinne. Angeführt werden die sechs von Karl Moor. Sein Vater Maximilian Moor ist ein mächtiger Mann. Sein Reich ist in der heutigen Zeit ein erfolgreiches Unternehmen. Um das darstellen zu können, arbeitet die Theatergruppe mit viel Technik.

"Spezialeffekte und Videoprojektionen verfremden den Text stellenweise. Wir arbeiten mit viel Musik und der Leinwand", erklärt Eric Feldges, Regisseur des Stücks. Die Sprache aber ist dieselbe, Schillers Worte hallen durch den Raum und beziehen sich auf moderne Erscheinungen. "Das Stück ist aber genauso wenig gesellschaftskritisch wie es das damals bei Schiller war", sagt Feldges. Schlicht und einfach seien es zwei Kinder, die um die Gunst des Vaters buhlen, der nicht für sie da ist.

Dieser Konflikt treibe beide Kinder in Extreme, so Feldges. Nur kleine Veränderungen hat die Gruppe am Originaltext vorgenommen. Franz, der untalentierte und hässliche Bruder von Karl und Zweitgeborener, trachtet danach, Karl und seinen Vater auszuspielen. Bei der "Gerüchteküche" ist er nicht hässlich. Er ist eine Frau. Eine, die aufgrund ihres Geschlechts in den Augen ihres Vaters als minderwertig betrachtet wird. Sie strebt nach Macht und ist bereit, dafür alles zu tun.

"Schhh... Schhh... Schatz sagt Fritz, Fritz sagt Schatz", tönt ein leises Flüstern aus der Dunkelheit. Es ist Felix Hülskämper. Er spielt den Kosinsky und übt für seinen Auftritt bei der Hauptprobe, vor allem aber für die Premiere heute Abend um 20 Uhr. Hier und da übt jemand eine Pose, nervöses Geflüster kommt aus einer Ecke. Alle sind aufgeregt vor dem Auftritt, aber auch froh, dabei sein zu dürfen. Die Warteliste ist lang.

Weitere Aufführungen des Stücks "Die Räuber" beginnen morgen und am Samstag, 6. April, jeweils um 20 Uhr in der Beueler Tapetenfabrik, Auguststraße 10. Karten kosten neun, für Schüler, Studenten und Azubis fünf Euro.

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