15 Maßnahmen, die Kunst zu fördern

Damit in Köln die Kultur wieder eine größere Rolle spielen kann, will die Stadt einen Entwicklungsplan erarbeiten

Köln. Kultur ist schön, macht aber viel Arbeit", könnte man Karl Valentin paraphrasieren. Zwei Jahre hat die Kölner Kulturverwaltung gebraucht, um einen Kulturentwicklungsplan zu erarbeiten. Pünktlich zum Beginn der Rezession liegt er jetzt vor.

Warum braucht eine Stadt überhaupt einen Kulturentwicklungsplan (KEP)? Nach wie vor gelten Kulturausgaben als freiwillige Leistung, die in Krisenzeiten besonders gefährdet sind. Da kann eine politische Willensbekundung im Vorfeld nicht schaden. Andererseits verschärfen Globalisierung, Migration und Überalterung die Konkurrenz zwischen den Städten um die gut Ausgebildeten und die jungen Familien. Neben der Wirtschaft wird das Kulturangebot zum willkommenen Lockvogel, aber auch zum kommunalen Imagefaktor.

Der KEP soll dieses Profil schärfen helfen und dazu Entwicklungsmöglichkeiten aufzeigen. Als Prioritätenfelder hat man in Köln die Sparten Kunst und Museen, Musik von E bis U und das Theater ausgewählt. Dazu werden 15 Maßnahmen formuliert und in ihrem Finanzbedarf beziffert. Als vordringlich gelten die Etablierung des Gürzenich-Orchesters, der Oper und des Schauspiels in der Spitzenklasse, die Schaffung einer Tanzcompagnie und eines Tanzhauses, die Begründung eines Festivals für alte Musik und eines Zentrums für neue Musik sowie die Verbesserung von Finanzen und Organisation der Museen.

Ein ganzer Strauß von Maßnahmen, die allerdings eher retrospektiv wirken: vieles knüpft an Kölns große Zeit zwischen 1960-80 an und zielt auf die Rückgewinnung der kulturellen Basisversorgung einer Millionenstadt, die ihr Kunst-Kapital so willfährig verspielt hat. Der Schock saß tief, als die Domstadt sich 2005 im Ranking der kommunalen Kulturausgaben auf Platz 27 wieder fand. Mit 94 Euro pro Einwohner stand man weit hinter Frankfurt mit 202 oder dem kleinen Bremen mit 147 Euro.

Ergänzt wird die Liste durch weitere 44 Maßnahmen nachgeordneter Priorität von einem Theaterhaus für die freie Szene über einen Kammermusiksaal bis zu Aufenthaltstipendien für Schriftsteller. Unbestritten sind viele der Vorschläge zwingend notwendig. Doch wenn im Vorwort breit auf Kölns Migrationsgeschichte sowie seine Bildungslandschaft hingewiesen wird, "Kulturelle Bildung" und "Interkultur" aber nicht bei den "profilbildenden Handlungsfeldern", sondern an letzter Stelle der "Querschnittsaufgaben" genannt werden - dann sind Zweifel erlaubt.

Der Kölner KEP frönt einem altbacken repräsentativen Kulturbegriff, dessen Qualität für die Profilbildung der Stadt eher fragwürdig erscheint: Museen, Theater und Orchester besitzen Städte wie München, Amsterdam oder Hamburg schließlich auch. Jetzt geht der KEP erst einmal durch die politischen Gremien, im Mai 2009 soll der Kölner Rat darüber abstimmen.

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