Kabarettist Vince Ebert im Haus der Springmaus

"Denken lohnt sich" - Die Wissenschaft steht Kopf - Comedian schlägt bewusst nachdenkliche Töne an

Kabarettist Vince Ebert im Haus der Springmaus
Foto: dpa

Bonn. Behaupten kann einer den ganzen Tag so ziemlich alles. Vince Ebert, Diplom-Physiker und Kabarettist, ist die Ausnahme. Er hat sich dem ehrgeizigen Ziel verschrieben, seine Behauptungen auch zu beweisen. Wie zum Beispiel die These "Denken lohnt sich". So heißt sein neues Programm, das er jetzt im Haus der Springmaus vorgestellt hat.

Beim Blick ins heutige Land der Dichter und Denker klingt dieser Satz allerdings reichlich gewagt. Unter Politikern, Investment-Bankern oder Schnäppchenjägern scheinen doch eher diejenigen zu profitieren, die ihre Großhirnrinde auf Stand-by-Modus herunterfahren. Während andere in allgemeiner Orientierungslosigkeit zu versinken drohen: "Weil wir nicht wissen, was wir haben, fragen wir uns immer wieder, was uns fehlt." Sagt Vince Ebert und schlägt nach seinem ebenso munteren wie erfolgreichen Vorgängerprogramm "Physik ist sexy" nunmehr bewusst nachdenkliche Töne an.

Sie stehen ihm durchaus gut zu Gesicht. Wenn dabei auch ein Stück von der Unbeschwertheit verloren geht, die seinen Physikkursus selbst für Laien zum reinen Vergnügen gemacht hat. Dafür zeigt Vince Ebert den Zuschauern mit vier Metronomen und einer Schaukel, dass nicht nur Menschen mit der Zeit in Gleichschritt verfallen. Was im einen Fall die Sehnsucht nach Gleichheit und Gemeinschaft sein mag, lässt sich im anderen allein mit physikalischen Gesetzen erklären. Doch so weit wie Aristoteles würde Vince Ebert nun wieder nicht gehen wollen und behaupten, das Gehirn sei lediglich zum Abkühlen des Blutes da.

Auch wenn manche Zeitgenossen ihm zu dieser Vermutung Anlass geben. Es mag ja sein, dass Denken mitunter geradezu ein Hindernis darstellt. Aber ein Dasein als Amöbe, sei es evolutionsbiologisch noch so vorteilhaft, ist Vince Ebert auf die Dauer doch etwas zu eindimensional. Er versteht sich vielmehr als Botschafter der Wissenschaft. In diesem Sinne bietet sein neues Programm gute Unterhaltung. Wie das Sequel eines erfolgreichen Films. Das Muster ist bekannt. Und es bewährt sich mit gutem Recht auch ein zweites Mal.

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