Mietvertrag regelt, wer Schnee fegen muss

Probleme bei der Müllabfuhr, gesperrte Sportplätze, dünnes Eis: Der Winter hat Bonn im Griff

  Winterlich:  Die größte weiße Fläche in der Bonner Innenstadt ist der Hofgarten.

Winterlich: Die größte weiße Fläche in der Bonner Innenstadt ist der Hofgarten.

Foto: Barbara Frommann

Bonn. Frau Holle und Väterchen Frost haben Bonn und die Region seit einer Woche fest im Griff. Stimmen die Prognosen der Meteorologen, fällt am Samstagmorgen nach einer Nacht mit bis zu minus zehn Grad unter dem Gefrierpunkt neuer Schnee.

Schneeschippen ist angesagt, und die Auswirkungen der weißen Pracht und der eisigen Temperaturen werden die Menschen in der Region wohl über das Wochenende hinaus beschäftigen.

Glatte Straßen und Wege Die 60 Mitarbeiter des städtischen Winterdienstes sind im Dauereinsatz. Wie das Presseamt mitteilt, habe sich der Winterdienst zunächst auf Hauptverkehrswege, die Fußgängerzone, Haltestellen und Hauptfahrradrouten konzentriert. Nun arbeite man sich auf Nebenstrecken vor. Sobald allerdings neue Schneefälle einsetzen, hätten die Hauptstrecken wieder Priorität.

Den bundesweiten Lieferschwierigkeiten bei Streugut steht die Stadt noch gelassen gegenüber. "Wir haben noch Streugut vorrätig, das aber situationsbedingt zur Neige geht", sagt Thomas Böckeler vom Presseamt. Ob in der kommenden Woche Nachschub eintrifft, könne man jetzt noch nicht sagen. Private Räumpflicht Angesichts der erwarteten neuen Schneefälle wiederholt die Stadt ihren Appell zur Räumpflicht der privaten Grundstückseigentümer. Die Verkehrssicherheit muss bis 7.30 Uhr, an Sonn- und Feiertagen bis 9 Uhr morgens hergestellt sein. Bis 20 Uhr, in Geschäftsstraßen sogar bis 20.30 Uhr, müssen gefallener Schnee sowie Eisglätte kontinuierlich beseitigt werden. "Auch wenn man zur Arbeit muss, ist man verpflichtet, die Räumung sicherzustellen", sagt Böckeler.

Gegebenenfalls müsse man Bekannte, Nachbarn oder ein privates Unternehmen beauftragen. Das gilt auch für Vermieter. Wie der Mieterbund Bonn/Rhein-Sieg/Ahr mitteilt, müssen Mieter ohne eine entsprechende vertragliche Regelung im Mietvertrag nicht streuen und fegen. "Wer als Mieter jedoch vertraglich verpflichtet ist, zu streuen und zu fegen, muss die Arbeiten auch erledigen", sagt Mieterbund-Hauptgeschäftsführer Bernhard von Grünberg.

Das Streugut müssen sich die Bonner in Geschäften besorgen; die öffentlich zugänglichen orange-grauen Streucontainer sind abgeschafft.

ObdachloseDie Kälte verschärft die Situation der Wohnungslosen in Bonn. Alle Bürger sollten auf Menschen achten, die möglicherweise Hilfe brauchen. Hinweise nehmen die Polizei sowie die Hotline des Stadtordnungsdienstes unter der Rufnummer (02 28) 77 33 33 entgegen.

Busse und BahnenBeim großen Frosteinbruch im vergangenen Jahr gab es bei den Niederflurbahnen der Stadtwerke Probleme wegen eingefrorener Elektronikteile auf dem Dach. Die seien inzwischen behoben; Techniker hätten kleine Heizschlaufen angebracht; daher müssten die Bahnen auch nicht mehr in den U-Bahnhöfen übernachten, sagt Stadtwerke-Sprecher Werner Schui und ergänzt: "Bahnen, die ganz früh unterwegs sind, fahren direkt aus der Werkstatt aus." Auch die Busse kamen bisher gut durch.

Schui: "Wir sind mit dem Räum- und Streudienst zufrieden." Die Fahrzeuge werden von außen nicht gewaschen, damit die Türen nicht einfrieren. Innen ist dafür der Reinigungsaufwand umso größer. "Wenn die Busse morgens eine Stunde unterwegs sind, sieht man nicht mehr, dass geputzt wurde", so Schui.

WasserleitungenFrostgefahr besteht weiter für die Wasser-Hausanschlüsse. Um Weihnachten herum hatten die Stadtwerke viel damit zu tun; inzwischen ist es ruhiger geworden. Offensichtlich haben Hauseigentümer inzwischen die Kellerfenster geschlossen. Mögliche Schäden an den unterirdischen Leitungen der Stadtwerke treten laut Sprecher Werner Schui erst zutage, wenn der Frost nachlässt.

Müllabfuhr"Eingefrorene Biotonnen konnten in den vergangenen Tagen nicht komplett geleert werden", sagt Richard Münz, stellvertretender Leiter des Amtes für Stadtreinigung und Abfallwirtschaft. Auch Restmülltonnen blieben in dieser Woche ungeleert.

Die Fahrer der Müllwagen müssten selbst entscheiden, ob sie in enge, vereiste Nebenstraßen fahren. Dort besteht nämlich die Gefahr, dass sie gegen geparkte Autos rutschen. Sobald die Straßen wieder befahrbar sind, werden die Tonnen geleert. Betroffene Bürger sollten Müll, der nicht mehr in die Tonne passt, in einem Plastiksack daneben stellen, rät Münz.

SchulenFür alle Schulen im Land gilt laut Schulministerium, dass bei extremen Witterungsverhältnissen die Eltern entscheiden, ob der Schulweg für ihre Kinder zumutbar ist. Lässt man sein Kind zu Hause, muss die Schule umgehend informiert werden. Weitere Informationen unter www.schulministerium.nrw.de

Gefrorene SeenSo sehr der Rheinauensee auch lockt - die Stadt warnt ausdrücklich vor den Gefahren des Betretens. Zwar dürfte der See angesichts der Minusgrade in den nächsten Tagen weiter zufrieren. Allerdings darf die Gefahr, im Eis einzubrechen, nicht unterschätzt werden, so das Amt für Stadtgrün.

Darum weisen zahlreiche Schilder darauf hin, dass das Betreten auf eigene Gefahr geschieht. Dies gelte, so Thomas Böckeler, auch für alle anderen städtischen Gewässer. Generell will die Stadt nicht verbieten, die gefrorenen Seen zu betreten.

"Wenn wir ein Verbot aussprechen, muss das auch kontrolliert werden." Das sei aber zeitlich und personell nicht möglich. Ausdrücklich verboten ist das Betreten des Poppelsdorfer Weihers, der im Besitz der Universität ist.

Sportplätze gesperrtWegen der anhaltenden winterlichen Witterung sind die städtischen Rasen- und Tennenplätze ab sofort für jeglichen Trainings- und Spielbetrieb gesperrt. Wie das Sport- und Bäderamt mitteilt, gilt die Sperrung unbefristet. Aber statt Fußball bietet sich zurzeit ohnehin eher eine Schneeballschlacht an.

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