Kommentar: Die Zeit drängt

Mitten in der bislang schlimmsten Phase der scheibchenweisen Enthüllungen im WCCB-Desaster hat gestern der Stadtrat dem OB Unterstützung bei der Aufklärungsarbeit angeboten. Der Blick geht nach vorne, obwohl die Vergangenheit nicht mal in Ansätzen aufgearbeitet ist.

Unmissverständlich sind allerdings die Forderungen: So geht weiten Teilen des Rates die Information der Öffentlichkeit zu schleppend voran. Zudem vermissen viele Politiker eine nachvollziehbare und effiziente Steuerung des WCCB-Projektes mit all seinen offenen Fragen. Trotz der deutlich artikulierten Fassungslosigkeit über die riesigen Fehler in der Ära Dieckmann, dokumentiert im Rechnungsprüfungsbericht, lief die Diskussion im Ratssaal wohltuend sachlich ab.

Der Oberbürgermeister, dem die Aufklärungsarbeit federführend zugefallen ist, zog sich wie gehabt auf juristische Positionen zurück, hütet sich vor Urteilen, bevor alle Fakten auf dem Tisch liegen. Es ehrt Jürgen Nimptsch, dass er dafür sogar in Kauf nimmt, verbal Prügel zu beziehen.

Doch die Zeit drängt. Lange wird die Verwaltung dem Druck nach vollständiger Darlegung aller Sachverhalte nicht mehr standhalten können. Jeder Tag WCCB-Baustopp kostet den Steuerzahler horrende Summen, während sich Anwälte, Berater, Gläubiger und Verwaltung nicht einmal bei der Bewertung der Fakten einig sind. Das mag in der Genese des Desasters liegen. Aber auch für die schwierigsten Projekte gibt es ein zeitliches Limit. Das sollte auch ein OB mit dem Willen zur Aufklärung nicht vergessen.

[ zum Bericht ]

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