Brandstifter hielt die Feuerwehr in Atem

Er wird von Aufzeichnungen der Überwachungskameras aus den Kaufhäusern, die er in Brand gesetzt haben soll, belastet. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 44-jährigen Mann aus Lohmar vor, am 28. und 29. Juli dieses Jahres gleich fünf Brände in Lohmar und Bonn gelegt zu haben.

 Großeinsatz der Feuerwehr in der Innenstadt im Juli dieses Jahres. Auch im Jeansladen in der Remigiusstraße brannte es.

Großeinsatz der Feuerwehr in der Innenstadt im Juli dieses Jahres. Auch im Jeansladen in der Remigiusstraße brannte es.

Foto: dpa

Bonn. Er wird von Aufzeichnungen der Überwachungskameras aus den Kaufhäusern, die er in Brand gesetzt haben soll, belastet. Zum Prozessauftakt vor dem Bonner Landgericht am Donnerstagmorgen zeigte sich der 44 Jahre alte Angeklagte aus Lohmar indes sehr kamerascheu: Mit einem aufgeklappten grünen Aktenordner vor dem Gesicht nahm der inhaftierte Mann auf der Anklagebank Platz.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem mutmaßlichen Feuerteufel vor, am 28. und 29. Juli dieses Jahres gleich fünf Brände in Lohmar und Bonn gelegt zu haben ( der GA berichtete). Angeklagt wurde er wegen schwerer Brandstiftung in drei Fällen, einer versuchten schweren Brandstiftung und einer Brandstiftung. Aufgrund seiner Drogensucht gehen die Ermittler von einer verminderten Schuldfähigkeit aus. Zudem werden ihm 14 Diebstahlsdelikte und das Fahren ohne Fahrerlaubnis zur Last gelegt.

Der Mann soll zunächst in der Tiefgarage von Edeka in Lohmar einen Motorroller angesteckt haben. Kurz darauf setzte er laut Anklage ein mit Papierwaren gefülltes Regal eines Supermarktes in Endenich in Brand. Zudem soll er am 28. Juli in einer Aldi-Filiale in Lohmar eine Decke angezündet haben, die von einer Zeugin jedoch offenbar schnell gelöscht werden konnte.

Nur einen Tag später kam es in der Bonner Innenstadt beinahe zu einem Feuerinferno: Zunächst brannte das Obergeschoss von Strauss Innovation komplett aus, nachdem ein Stapel mit Wolldecken angezündet worden war. Nur zweieinhalb Stunden später brannte es wenige Meter weiter in einem Jeansladen. Der durch die Brände entstandene Gesamtschaden soll sich auf mehr als 650 000 Euro belaufen.

Neben den Aufnahmen der Überwachungskameras wird der Angeklagte laut der Staatsanwaltschaft durch Zeugenaussagen belastet. Den ersten Brand in der Tiefgarage soll er sogar selber gemeldet haben. Nachdem noch am Tattag ein Bild des Verdächtigen in den Medien veröffentlicht wurde, konnte der Lohmarer am späten Abend bei Bekannten in Hennef-Bröl festgenommen werden.

Am ersten Verhandlungstag bestritt der 44-Jährige, auch nur einen der Brände gelegt zu haben. Sein Verteidiger wies darauf hin, dass kein Zeuge wirklich gesehen habe, dass sein Mandant etwas angezündet habe. Derzeit sitzt der Angeklagte wegen Eigentumsdelikten in Strafhaft.

Zu den wohl der Beschaffungskriminalität zuzuordnenden Diebstählen zwischen Juli 2009 und Juni 2010 soll er in der gesamten Region vor allem in Kaufhäusern und Elektronikgeschäften Waren wie Computer und Zigaretten gestohlen haben. Dazu wollte der Beschuldigte am Donnerstag gar nichts sagen. Sein Anwalt befürchtet nach eigenen Angaben, dass "was auch immer er sagt, im Kontext zum Brandgeschehen gesehen wird".

Bislang scheint der 44-Jährige stets Geld- oder Haftstrafen bekommen zu haben. Jetzt droht allerdings eine Unterbringung in der Psychiatrie. Ein psychiatrischer Sachverständiger hat bereits ein vorläufiges Gutachten erstellt. Der Prozess wird fortgesetzt.

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