Der Tatort macht die Stadt nicht reich

Die einen sind neugierig, die anderen genervt. Seit Donnerstagmorgen wird in der Haydnstraße wieder für den Tatort Münster gedreht.

Der Tatort macht die Stadt nicht reich
Foto: Bettina Köhl

Bonn. Die einen sind neugierig, die anderen genervt. Seit Donnerstagmorgen wird in der Haydnstraße wieder für den Tatort Münster gedreht. Ein Bonner Altbau spielt das Gebäude, in dem die Hauptfiguren in Münster wohnen: Hauptkommissar Frank Thiel (Axel Prahl) und Rechtsmediziner Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers). Das bedeutet für die Anwohner Halteverbotszonen in vier Straßen und immer wieder Straßensperrungen.

Bereits kurz nach 10 Uhr ist der städtische Ordnungsdienst draußen. Viele Anwohner haben die Halteverbotsschilder erst mal ignoriert. Einige fahren noch schnell weg, bevor es Knöllchen gibt. Ein Auto muss abgeschleppt werden. Unterdessen rangieren Laster und Wohnmobile auf der Straße, Requisiten verschwinden hinter der nächsten Kurve, Toilettenwagen und eine mobile Kantine werden aufgebaut. Kurzzeitig wirkt die Straße wie ein Ameisenhaufen, nur dass die Arbeiterinnen Funkgeräte und Kaffeebecher tragen.

Die GebührenFür Dreharbeiten hat die Stadt Bonn eine Gebührentabelle. Als Verwaltungsgebühr werden laut Presseamt je nach Aufwand 10,20 Euro bis 767 Euro fällig. Eine Halteverbotszone von 30 Metern Länge kostet am Tag 75 Euro, für drei Tage 150 Euro und für eine Woche 225 Euro.

Jeder weitere angefangene 15-Meter-Abschnitt wird mit 25 Prozent der Gebühr berechnet. Sperrungen oder Teilsperrungen der Straße kosten extra.

Kopfschüttelnd betrachtet eine Anwohnerin das Treiben, nachdem sie ihr Auto in einem privaten Hinterhof los geworden ist. "Ich kann ja verstehen, dass bei Umzügen gesperrt wird, oder bei den Dacharbeiten neulich", sagt sie. Dass in Bonn ein Münsteraner Tatort gedreht wird, hält sie für völlig überflüssig. "Das kostet die Bürger nur Nerven", findet auch eine Frau aus der Lisztstraße.

Andere Passanten haben die Kamera gezückt und hoffen, einen Blick auf die Hauptdarsteller zu erhaschen. Axel Prahl steht im St-Pauli-Shirt am Straßenrand, während sein Filmvater das mit Hilfsgütern beladene Taxi startet. Anne Behnke aus dem zweiten Stock hat den Kommissar schon im Treppenhaus getroffen.

Sie sieht die Dreharbeiten ganz entspannt, obwohl sie unmittelbar betroffen ist. "Es sind ja nur zwei Tage." Außerdem ist sie Fan des Münster-Tatorts und freut sich, das Haus, in dem sie mit ihrer Familie lebt, im Fernsehen zu sehen. "Die Wohnungen im Erdgeschoss werden ziemlich umgeräumt", weiß sie. Die Mieter bekämen dafür wohl nur eine kleine Entschädigung.

Auch die Stadt wird durch die Filmteams nicht reich, obwohl Bonn als Drehort sehr beliebt ist, seit 2003 allein für zehn Tatort-Folgen. Wer eine Sondernutzung öffentlicher Straßen beantragt, muss zahlen. Im Fall des aktuellen Drehs seien das rund 600 Euro, so Elke Palm vom Presseamt. "Es ist keine wirkliche Einnahmequelle, sondern eine Image-Sache. Natürlich ist es schöner, wenn der Film später erkennbar in Bonn spielt."

Die Produktionsfirmen müssen einen umfangreichen Fragebogen ausfüllen und nach Abstimmung mit der Stadt die Anwohner informieren. 72 Stunden vor Drehbeginn werden die Schilder aufgestellt, um Platz für "produktionsbedingt notwendige Fahrzeuge" zu schaffen. Es gebe bei Dreharbeiten wenig Beschwerden, so die Stadt - aus der Haydnstraße bisher gar keine. Das Parkplatzproblem bleibt. "Die Knöllchen", überlegt eine Anwohnerin, "schicken wir einfach dem Tatort."

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